Der Abgrund Kommissar Morry
Skoopay.
„Was soll euer dummes Schweigen bedeuten?" fuhr Bill Skoopay die beiden an.
„Nehmt ihr nun mein Angebot an — oder nicht?"
Stille trat nach diesen Worten zwischen ihnen ein. Bill Skoopay fühlte sein Blut in den Schläfen pochen. Seine Hände ballten sich unter dem wackligen Tisch zu Fäusten. Von der Reaktion dieser beiden Slumrobber hing es ab, ob sein Wunsch sich erfüllen würde oder nicht. Lehnten sie ab, dann war er wieder da angelangt, wo er sich vor über einer Stunde bereits befunden hatte. Dann stand er wieder allein mit seinem Unternehmen da, zu dem er aber ausführende Männer benötigte. Außerdem war wertvolle Zeit vergangen. Zeit, die für ihn von ausschlaggebender Bedeutung sein konnte.
Nervös trommelte er mit seiner rechten Faust auf seinem Knie herum. Während er gespannt auf die Beantwortung seiner Frage wartete, rollte die in seinem Mund bereits erkaltete Zigarre ruhelos im Kreise. Das Knurren Jo Siskins ließ ihn den Atem anhalten. Langsam wendete sich der kahle Kopf des Gangsters zu seinem Komplicen hin. Kurz verständigten sich die beiden mit den Augen. Und als der Totenschädel Jo Siskins herumfuhr und der Verbrecher Bill Skoopay ansah, lag ein gemeines Grinsen auf seinem Gesicht.
Seine Stimme klang hohl, als er sagte: „Skoopay, wir haben es uns überlegt!"
„Also macht ihr die Sache?' stieß der Angesprochene heiser hervor.
Doch nur ein meckerndes Geräusch war zunächst die Antwort der beiden Gangster.
„Wir haben uns nur entschlossen, den Coup noch einmal zu besprechen. Ob wir das Ding drehen werden, liegt dann ganz bei dir. — Fangen wir also beim Hauptthema an", ließ sich nun Salk Flenker vernehmen.
Aufhorchend blickte Bill Skoopay in die verschlagenen Augen der Slumrobber. — Was nun kommen würde, konnte er sich schon denken. Schnell dachte er noch einmal den Höchstpreis, den er für die ,Gefälligkeit' den beiden Verbrechern würde zahlen können. Denn es war ihm völlig klar, warum die beiden ihn so lange zappeln ließen. Einzig und allein die Höhe des Gaunerlohnes war es, das sie noch zögern ließ, seinen Vorschlag anzunehmen. Salk Flenkers Worte bestätigten Skoopays Annahme.
„Was sagtest du? Wieviel ist dir die Sache wert?" Der Gangster spielte den Nachdenklichen und sah Bill Skoopay mit schräggestelltem Kopf lauernd an.
„Fünfzig Pfund für jeden von euch", wiederholte Bill Skoopay noch einmal. Er hatte am Anfang ihrer Unterhaltung bereits diesen Betrag genannt.
„Jo, hast du das gehört?" fragte Salk Flenker meckernd seinen Komplicen und warf Bill Skoopay einen verächtlichen Blick zu.
Gefährlich leise werdend, fügte er hinzu: „Skoopay! — Du glaubst doch wohl nicht im Traum daran, daß wir uns mit einem derartig lächerlichen Betrag abspeisen lassen? — Wenn wir diesen Barrone hochgehen lassen sollen, dann mußt du schon etwas tiefer in deinen verdammten Geldsack greifen!"
„All right! — Also siebzig", verlegte sich Skoopay unvermittelt aufs Feilschen.
Aber auch damit schienen sich die Slumrobber noch nicht zufrieden zu geben.
„Hör zu, du Geizkragen", polterte der Kahlköpfige los. „Was denkst du wohl, was uns dein Auftrag einbringen wird, wenn wir das Pech haben sollten und den Greifern in die Hände fallen?"
Ohne erst den Gefragten zu Worte kommen zu lassen, gab Jo Siskin sich selbst die Antwort auf diese Frage: „Heh? — Fünfzehn Jährchen sind das wenigste, was die Geschworenen für Erpressung und Kidnapping geben! Mach also fix ein besseres Angebot — sonst kannst du die Geschichte selbst erledigen."
Bill Skoopay mußte einseihen, daß er so nicht weiterkam. Er mußte, wohl oder übel, noch einige Pfund Sterling mehr springen lassen, wollte er die beiden Burschen weiter bei guter Laune halten. Er sagte grimmig:
„Mein letztes Wort, hundert Pfund für jeden von euch! Das ist aber auch das Äußerste, was ihr aus mir herauspressen könnt. — Einverstanden?"
In seinem Groll bemerkte er in diesem Augenblick nicht das spöttische Aufblitzen in den verschlagenen Augen der beiden Gangster. Sie hatten selbst nicht daran geglaubt, daß sich Bill Skoopay so schnell um den Finger wickeln ließ.
Nun aber hatte er eine Summe geboten, für die es sich für sie schon lohnte.
Im stillen über Bill Skoopay lächelnd, nahmen sie seinen Auftrag an:
„Okay! — Dieses Thema wäre erledigt!"
Der Kahlköpfige mußte an sich halten, um nicht seine wahren Gedanken über Bill Skoopay zu verraten. Seinen Komplicen Salk
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