Der Abgrund Kommissar Morry
glitten über den Boden. Seine Hand zuckte hoch . . .
In diesem Augenblick warf Samuel Barrone mit einem gemurmelten Laut seinen Kopf herum. Seine Sinne schienen nicht sofort die Lage zu erfassen. Weit öffneten sich seine Augen; gleichzeitig fiel sein Unterkiefer herunter. Nun hatte er begriffen...
Es war zu spät!
Jo Siskins Faust mit der Pistole sauste hernieder. Barrones Lippen wollten einen Hilferuf ausstoßen, aber es wurde nur ein gurgelnder Laut. Wie ein schwarzes Tuch breitete es sich vor seinen Augen aus. Ihn umfing eine tiefe Ohnmacht.
„Schau nach, ob die Luft draußen rein ist!" flüsterte der Kahlköpfige seinem Komplicen zu, während er den wie leblos im Sessel hängenden Hotelier ergriff und ihn mit einem einzigen Ruck über seine Schulter warf.
„Alles okay, Jo!" Der Gang vor der Tür war leer.
Mit dem gewiß nicht leichten Hotelier auf dem Rücken, eilte Jo Siskin aus dem Büro. Salk Flenker dagegen sicherte den Fluchtweg durch die Hintertür des Belvaria-Hotels. Nur einige Yard weit schleppte Jo Siskin seine Last im dichten Nebel allein.
Dann griff auch Salk Flenker zu. Gemeinsam trugen sie den Ohnmächtigen in den nur wenige Schritte hinter dem Hotel abgestellten Wagen, den sie zuvor gestohlen hatten.
Schon rollte der Wagen davon. Bisher hatte alles bei diesem gemeinen Unternehmen der Slumrobber wie am Schnürchen geklappt. Nun hieß es nur noch, das gestohlene Fahrzeug sicher nach Limehouse und zum Lime- Kiln-Dock zu bringen.
Doch auch das machte diesen beiden Hartgesottenen nicht das geringste aus. Wenn auch im Schritttempo, so doch unbeirrbar sicher, steuerte Salk Flenker den Wagen durch dichten Nebel zum Lime-Kiln-Dock.
Später fand man das gestohlene Auto herrenlos an einer Straßenecke am Regents-Canal- Dock auf. Das Unternehmen war somit glatt und reibungslos verlaufen.
6
Nach Alec Grangas unvermuteter Festnahme nach der Landung auf dem Londoner Flughafen durch zwei Beamte des Yard war im Leben Beatrix Halders eine wesentliche Veränderung erfolgt. Nur selten noch sah man die Stewardeß der Comet IV wie vor diesen sich überstürzenden Ereignissen lächeln.
Selbst die aufmunternden Worte Bobby Talfords, der sich fest zu seinem Freund und einstigen Vorgesetzten bekannte, vermochten die Frau nicht aufzumuntern. Es war aber keineswegs so, daß Beatrix Halders in der Ausführung ihres Dienstes zu rügen war. Nein, im Gegenteil! Das junge Mädchen erfüllte, genau wie früher, pflichtbewußt ihre Aufgaben. Nur, und das verstand Bobby Talford nur zu gut — auf ihren Zügen lag eine tiefe Niedergeschlagenheit; sie machte einen melancholischen Eindruck.
Bobby Talford wäre nicht ein wirklicher Freund Alec Grangas gewesen, hätte er dieses nicht durch Taten zu beweisen versucht. Er saß jede freie Minute, die ihm sein verantwortungsvoller Posten als derzeitiger Kommandant der Maschine auf seinem ersten Alleinflug über den Atlantik ließ, bei Beatrix Haiders und wälzte mit ihr die Probleme, die beide so bedrückten. Er befand sich auch jetzt in dem kleinen Reich der Stewardeß und blickte besorgt auf sie.
„Noch eine gute halbe Stunde, und wir können vor London zur Landung ansetzen", brach er das seit einiger Zeit schon herrschende Schweigen.
Dabei blickte er auf seinen Chronometer, um sich von der Richtigkeit seiner Worte zu überzeugen. Bestätigend nickte er mit dem Kopf, zog aber gleichzeitig seine Stirn in Falten.
„Vorausgesetzt", fuhr er dann leise fort, „das Wetter erlaubt uns ein Niedergehen auf dem Londoner Platz."
Erschreckt über diese Mitteilung zog Beatrix Halders hörbar die Luft ein. Ihre Lider begannen nervös zu flackern. Benommen klang ihre Frage:
„Welchen Platz müßten wir im Falle eines uns gegebenen QBI als Ausweichhafen anfliegen?"
Er schalt sich selbst wegen seiner Worte, die eines Greenhorn auf dem Gebiete der Fliegerei würdig gewesen wären, und versuchte seine eben gemachte Bemerkung abzuschwächen.
„Ach, das ist Unsinn, was ich eben gesagt habe. — Wenn uns die Bodenstelle bis jetzt, dreißig Minuten vor der Landung, noch keine Kursänderung gefunkt hat, wird es dabei bleiben, daß wir in London landen können. Wenn das nicht der Fall wäre, wüßten wir es natürlich schon. Also keine Sorge! Was wir besprochen haben, werden wir sofort nach der Landung durchführen."
„Thanks, Bobby, daß Sie mich nicht im Stich lassen, wie es die anderen zum größten Teil getan haben. — Ich würde vor Angst fast vergehen, sollte ich
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