Der Abgrund Kommissar Morry
wurde?
Lange überlegte Bill Skoopay. Es mußte doch eine Möglichkeit geben, Samuel Barrone für sieben Tage bis zum Fälligkeitstag der Forderung irgendwie auszuschalten? Er mußte es Samuel Barrone bloß unmöglich machen, während dieser Zeit doch noch den erforderlichen Betrag für sich aufzutreiben! Aber wie? Wieder wanderte die Zigarre in seinem Munde von einem Winkel zum anderen. Der Gauner plante eine Gemeinheit. Plötzlich verzog sich Bill Skoopays Gesicht zu einem zufriedenen Grinsen. Er setzte seine unförmige Gestalt in Bewegung.
Als er auf sein Fahrzeug zugesteuert war, dann zwei, drei Sekunden davor stehenblieb und sich schließlich zu Fuß auf den Weg machte, war ein Plan entworfen, der in seiner Art und in der vorgesehenen Ausführung gemein und niederträchtig war.
*
„Himmel!" schrie Bill Skoopay eine gute Stunde später die beiden vor ihm hockenden Männer an.
„Wie oft soll ich es euch noch sagen? — Die ganze Sache dürfte wohl das harmloseste Ding sein, das ihr beiden in eurem Leben bisher gedreht habt!"
Die letzten Worte Bill Skoopays waren nicht einmal übertrieben. Denn wenn man die beiden Slumrobber neben Bill Skoopay genau betrachtete, dann konnte man sich nicht des Eindrucks erwehren, hier zwei Menschen zu sehen, die keinen anderen als den Teufel persönlich ihren Verbündeten nannten.
Salk Flenker und Jo Siskin gehörten zu der Sorte Ganoven, die für jede krumme Sache zu haben sind. Ihr jeweiliger Auftraggeber brauchte nur auf ihre finanzielle Forderung einzugehen — und schon war für diese beiden Gangster die Angelegenheit so gut wie erledigt.
Nicht ohne Grund hatte Bill Skoopay dieses saubere Paar mit seiner mehr als bewegten Vergangenheit in seinem Unterschlupf am Lime-Kiln-Dock aufgesucht. Er benötigte sie für sein unaufschiebbares Vorhaben, bei dem er persönlich nicht in Erscheinung treten durfte. Die Sache mußte so vonstatten gehen, daß auch nicht der geringste Verdacht auf ihn fallen konnte.
Sein Plan war folgender: Samuel Barrone sollte für den Reist der Woche ausgeschaltet werden. Das hieß mit anderen Worten, er durfte keine Gelegenheit mehr haben, mit anderen Personen wegen der Aufnahme von Kreditverhandlungen in Verbindung zu treten.
Aus diesem Grunde sollten Salk Flenker und Jo Siskin diesen Samuel Barrone aus seiner Wohnung locken und ihn an einem sicheren Ort festsetzen. War dies geschehen, dann wollte Skoopay sich am Telefon als Barrone ausgeben und sagen, daß er sich auf dem Bahnhof befinde, um für mehrere Tage zu verreisen. Hierdurch würde er jeglichen Verdacht bei den Hotelangestellten ausschalten.
Gegenüber Samuel Barrone sollten dagegen die beiden Gangster den Eindruck erwecken, seine Entführung erfolge, um ihn zu erpressen. Um die Sache ganz echt wirken zu lassen, sollten Salk Flenker und Jo Siskin den Hotelier ein- oder auch zweimal täglich in die Kur nehmen. Hierbei sollten sie deutlich zu erkennen geben, daß Samuel Barrones unfreiwillige Gefangenschaft in dem Augenblicke beendet sei, in dem sie das von ihm geforderte Lösegeld in Händen hätten.
Da Samuel Barrone niemals ein Lösegeld in der geforderten Höhe von fünf- oder zehntausend Pfund zahlen konnte, war das ein Grund mehr, ihn noch einige Tage länger gefangenzuhalten. Niemals würde Samuel Barrone der Verdacht kommen, Bill Skoopay habe diese Entführung inszeniert, um ihm nach seiner Freilassung mit oder ohne Zahlung eines Lösegeldes den Schuldschein zu präsentieren. Außerdem würde Barrone später kein Mensch das Märchen abnehmen, er sei gewaltsam entführt worden. Denn selbst, wenn er einen Hilfebrief absenden könnte, würde dieses Schreiben nur bis in Skoopays Hände kommen, und nicht weiter! Alles Ausflüchte! würde man sagen, aber ihm, Bill Skoopay, keine Schwierigkeiten machen.
Er sah sich bereits im Geist als Besitzer des Belvaria-Hotels. Er war daher durch den Nebel von Rotherhithe hierher zum Lime-Kiln-Dock gewandert, hatte die Subjekte gefunden, die für ihn zu „handy-men" werden sollten. Doch so einfach, wie Bill Skoopay sich die Vereinbarung mit diesen Burschen vorgestellt hatte, ging es nun doch nicht. Obwohl er den Gangstern schon einmal alle Einzelheiten seines Vorhabens klargemacht hatte, schienen sie doch wenig Interesse für sein Vorhaben aufzubringen. Jedenfalls zeigten sie sich nicht sonderlich von seinem Vorschlag begeistert. Ruhig, wie unbeteiligt, hockten Salk Flenker und Jo Siskin vor dem langsam im Gesicht rot anlaufenden Bill
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