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Der Abgrund Kommissar Morry

Der Abgrund Kommissar Morry

Titel: Der Abgrund Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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angeborenen Ruhe und Gelassenheit hörte er sich die Fragen Bobby Talfords an. Mit keiner Miene verriet er seine eigenen Gedanken, die hart in ihm miteinander stritten. Je länger aber Bobby Talford über seinen Freund und einstigen Vorgesetzten sprach und seiner Überzeugung Ausdruck gab, Alec Grangas sei einer solchen Tat niemals fähig, um so mehr verdrängte er seine Zweifel. Er konzentrierte sich ganz auf diese neue Situation.
    „Well, wenn ich Sie richtig verstehe, Mister Talford", unterbrach der Kommissar erstmalig den Co-Pilot, „dann sind Sie trotz allem bereit, für Ihren Freund die Hand ins Feuer zu legen?"
    „Genauso ist es, Officer!" kam wie aus der Pistole geschossen die Antwort.
    „Sind Sie so sicher?" warnte Morry den Kommandanten Talford mit undurchdringlichem Gesicht. In Gedanken überschlug er blitzschnell alle die mit Alec Grangas in Verbindung gebrachten Ereignisse. Er stutzte wieder beim Bedenken der Tatsache, daß Alec Grangas wie vom Erdboden verschwunden zu sein schien. Bis zu diesem Zeitpunkt war er ebenfalls hundertprozentig von der Unschuld Alec Grangas überzeugt gewesen. Nun aber war er in seiner Überzeugung etwas unsicher geworden. Das Fundament, auf dem er seine Ermittlungen aufgebaut hatte, hatte einen kleinen Riß erhalten. Ursache dieses Risses war eben das plötzliche Verschwinden Alec Grangas gewesen.
    Warum versprach ein Mann, sich zur Verfügung der Polizei zu halten, und verschwand dann spurlos? Warum erschütterte ihm Alec Grangas selbst den Glauben an seine Unschuld?
    Gewiß! Es gab viele Möglichkeiten, die das Verschwinden eines Menschen früher oder später erklärten. Doch Erklärungen fand er im Falle Alec Grangas bisher nicht.
    Er hatte aus freien Stücken seine Wohnung verlassen, das stand fest. Mehr noch: ein Beweisstück lag bereits als untrügliches Zeichen für Alec Grangas' Zuwiderhandlung gegen seine Anordnung in dem Aktendeckel dort vom auf seinem Schreibtisch. Zwar war es nur ein kleines Stückchen Papier, aber es reichte zum Nachweis aus, daß er sein Versprechen einfach in den Wind geschlagen hatte.
    „Madam Morey", hatte Alec Grangas eine Nachricht für seine Aufwartefrau geschrieben und den Zettel in seiner Wohnung liegen lassen, „wenn Sie heute Ihre Arbeit bei mir beendet haben, dann werfen Sie bitte den Türschlüssel unten in den Briefkasten. Ich verreise für unbestimmte Zeit und werde Ihnen bei meiner Rückkehr Nachricht geben. Alsdann kommen Sie bitte wieder täglich. Alec Grangas."
    Diese Nachricht hatte Konstabler Jeff Tresscot am gleichen Tage von der Frau ausgehändigt erhalten, als er wegen Grangas Alibi in der Mordsache John Gutwell ihn zum Headquarter bitten wollte.
    Seit diesem Zeitpunkt war Alec Grangas verschwunden, ohne das Headquarter von seiner beabsichtigten Reise verständigt zu haben. Mußte nicht durch eine derartige Handlungsweise das Vertrauen des Kommissar Morry einen erheblichen Stoß erlitten haben? Nun, so war es ihm auch ergangen. Jetzt saßen vor ihm zwei anscheinend sehr aufrechte Menschen, die sich offen und blindlings zu Grangas bekannten.
    Morry verspürte eine gewisse Wut auf Alec Grangas in sich hochsteigen. Es war nicht die Tatsache der noch zu klärenden Morde an Philip Dale und John Gutwell, auch nicht der vom Sektionspräsidenten immer stärker ausgeübte Druck auf Morry, gegen Alec Grangas einen Steckbrief zu beantragen!  
    Nein. Ganz allein der Umstand, daß Alec Grangas mit dem Vertrauen der ihm wohlgesinnten und nahestehenden Menschen gespielt hatte, das war die Ursache seines Grolls. Da er sich selbst zu diesen Menschen zählte, ging er nun etwas mehr aus seiner bisher an den Tag gelegten Reserve gegenüber Beatrix Halders und Bobby Talford heraus. Weniger kühl klangen seine Worte, wie Bobby Talford auf seine Frage, ob er sich der Richtigkeit dieses Vertrauens auch ganz sicher sei, ernst:
    „Vollkommen, Officer", geantwortet hatte.
    „Dasselbe habe ich auch bisher angenommen."
    Als er die nun erstaunten und fragenden Gesichter der beiden vor ihm sitzenden Menschen sah, fuhr er nach kurzer Pause erklärend fort:
    „Sie sind erstaunt, etwas Derartiges aus dem Munde eines Yard-Beamten zu hören? Sie werden es sogleich begreifen, wenn ich Ihnen sage, daß ich Mister Grangas, oder, zutreffender gesagt, Alec Grangas länger kenne, als Sie es vermuten. Auch ich halte ihn nicht für fähig, ein derartig ruchloses Verbrechen zu begehen."
    Ein Hoffnungsschimmer trat in Beatrix Halders Augen.
    Bobby Talford

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