Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Abgrund Kommissar Morry

Der Abgrund Kommissar Morry

Titel: Der Abgrund Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
Kommissars an sie herausstellte.
    „Es ist zu dumm!" schloß Morry das Gespräch. Und während er sich seinem eintretenden Konstabler zuwandte, erhob er sich mit den Worten:
    „Sie würden mir einen großen Gefallen erweisen, wenn Sie Grangas veranlassen wollten, sich sofort bei mir zu melden. Ich meine, sobald Sie von ihm hören. Ich wünschte, daß dies bald sein wird.“
     
    *
     
    Der Mann, dessen Aufenthaltsort der Kommissar nur zu gern gewußt hätte, saß zu dieser Stunde, kaum wiederzuerkennen, in einer der dunkelsten Kneipen von Poplar. Während sich draußen der Tag seinem Ende zuneigte, leichter Nebel vom nahegelegenen Fluß herüberquoll, wartete er mit Ungeduld auf die Fortsetzung seines vor zwei Tagen begonnenen Abenteuers. Ein gefährliches Abenteuer, von dem er noch nicht wußte, wie es enden würde. Er saß im Augenblick allein an einem wackligen Tisch am äußersten Ende des zu dieser Stunde bereits von Rauch durchzogenen Raumes.  
    Der Lärm und das Gejohle der Anwesenden schienen ihn so wenig zu stören wie das ohrenbetäubende Gehämmere der Musik-Box. Er war bewußt gar nicht anwesend, seine Gedanken waren zu jenem Zeitpunkt zurückgeeilt, da er sich mit Leester Brighward auf den Weg gemacht hatte, um selbst den Mörder zu finden, der ihn persönlich außerdem so gut wie um seine Stellung gebracht hatte.
    Er hatte eben nicht untätig herumsitzen können, während sich vielleicht über seinem Kopf verhängnisvolle Wolken zusammenzogen. Was er nach seiner Landung auf dem Flughafen erlebt hatte, war für ihn zuviel gewesen. Er wollte nicht in seiner Wohnung eingesperrt sein, er wollte als freier Mensch wie bisher leben.
    Das konnte er aber nur, wenn er den einstigen Alec Grangas für unbestimmte Zeit verschwinden ließ und die Rolle eines anderen spielte. So war er das geworden, was er in seinem jetzigen Aufzug war, äußerlich ein Angehöriger des Londoner Hafenviertels, nicht zu unterscheiden von den sonstigen „Ladies und Sonnys" dieser eigenartigen Welt.
    War es anfangs nur der Drang, sich die Flügel nicht beschneiden zu lassen, sich nicht auf Gedeih und Verderb der Fähigkeit seines einstigen Kameraden Morry auszuliefern, so hatte er schon nach der ersten Nacht seines jetzigen Lebens deutlich erkennen müssen, daß es keinen anderen Weg mehr für ihn gab als eben den eingeschlagenen. Er zweifelte keineswegs an den Fähigkeiten des Kommissar Morry, o nein! Was dieser für ihn tun konnte, würde getan werden.
    Doch damit gab sich Grangas eben nicht zufrieden. Er war ein Mensch, der seine Hände nicht in den Schoß legen konnte, wenn es um seinen eigenen Kopf und Kragen ging. Gewiß! Er hätte mit Morry vielleicht Hand in Hand arbeiten können. — Er hätte es auch getan — wenn dem nicht zwei für ihn ausschlaggebende Gründe entgegenständen. Da war einmal die Uneinigkeit innerhalb des Yard, die er nur zu deutlich während seiner Inhaftierung gespürt hatte. Bei diesen Kontroversen wäre er niemals richtig zum Zuge gekommen. Da war ferner die ihm bekannte Einstellung des Kommissar Morry. Diese hätte nicht zugelassen, daß Grangas sich mit um seine Angelegenheit kümmerte.
    Morry hatte ganz entschieden gesagt:
    „Alec, das ist einzig und allein Sache der Polizei! Ich wünsche nicht, daß du dich einmischst!"
    Sicher würde ihm Morry die Tatsache nicht nachtragen, daß er sich trotz seiner Zusage, in seiner Wohnung zu bleiben, von dort entfernt hatte. Hätte Alec Grangas jedoch im entferntesten die Verwicklungen und Anfechtungen geahnt, die Morry nun seinetwegen in Kauf nehmen mußte, dann hätte er sich schon längst wieder beim Yard gemeldet.
    Er tat es nur aus dem Grunde nicht, um nicht nach seinem Wortbruch mit leeren Händen ungerechtfertigt dazustehen. Jetzt mußte er dieses im stillen schon von ihm verfluchte Unternehmen, in das er sich da eingelassen hatte, auch durchstehen, ganz gleich. Ob er sich dabei den Kopf einrannte oder nicht. Nun, so ganz leer waren seine Hände jedoch nicht mehr. Die Streifzüge, die er mit Leester Brighward Nacht für Nacht durchgeführt hatte, brachten in einem Punkt schon etwas Licht in seine Affäre. Das Indiz ,Manschetteknopf' konnte er in soweit widerlegen, als er einen Zeugen dafür beibringen konnte, daß dieser den Verlust des ominösen Knopfes schon vor der Tat, und zwar noch an der Bar des Belvaria-Hotels bemerkt hatte. Dieser Zeuge war kein anderer als der am betreffenden Abend hinter der Bar arbeitende und ihn bedienende Leester

Weitere Kostenlose Bücher