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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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teilhaben. Es war viel aufregender und spannender als alles andere, das er hatte.« Sie breitete die Arme aus. »Wie kann eine einfache Ehefrau und eine normale Familie damit konkurrieren? Teddy erzählte mir immer nur Bruchstücke über seine Arbeit, winzige Fragmente, die den Frieden in der Familie erhalten sollten.« Sie schüttelte den Kopf. »Es gab viele Tage, da habe ich euch alle gehasst, weil ihr ihn mir weggenommen habt.« Sie trocknete ihre Tränen mit einem Taschentuch ab.
    Web hätte gern seine Hand auf ihre gelegt, aber er wusste nicht, ob sie diese Geste annehmen würde. Er fühlte sich auf einmal eines schrecklichen Verbrechens schuldig, obwohl er gar nicht gewusst hatte, dass er unter Anklage stand.
    »Ist Teddy auch zu einer Therapie gegangen?«, erkundigte er sich leise.
    Debbie wischte sich das Gesicht ab und nahm einen Schluck Kaffee. »Nein. Er sagte, wenn irgendwer beim HRT herausfindet, dass er zu einem Seelenklempner geht, würde man ihn sofort rausschmeißen. Im Team wäre kein Platz für Leute mit Schwächen oder Macken. Außerdem sagte er, dass er eigentlich gar keinen Grund hätte, eine Therapie zu machen. Schließlich war ja mit ihm alles in Ordnung. Nur ich hätte ein Problem. Er wollte nicht, dass ich gehe, aber in diesem Punkt konnte ich mich einmal gegen ihn durchsetzen. Ich musste es tun, Web, ich musste mit jemandem reden. Und ich bin nicht die einzige Frau eines Geiselretters, die zum Psychiater geht. Auch andere tun es, zum Beispiel Angie Romano.«
    Angie Romano! Web fragte sich, ob sie wegen Paulie in Behandlung war. Vielleicht hatte er sie geschlagen. Nein, es war wahrscheinlicher, dass sie Paulie schlug. »Es tut mir Leid, dass du unglücklich warst, Deb. Du hättest etwas Besseres verdient.« Zu Hause hatte Web hundert Fotos, die ihn und seine CharlieKollegen zeigten, wie sie Spaß miteinander hatten. Und auf diesen Bildern war keine einzige Ehefrau zu sehen, weil sie nie zu diesen Vergnügungen eingeladen worden waren. Web hatte andere beurteilt, obwohl er sich gar nicht in ihre Lage versetzen konnte. Er wollte einen solchen Fehler nie wieder machen, denn es war erschütternd, wenn man plötzlich als unwissender Idiot bloßgestellt wurde.
    Sie sah ihn an und berührte seine Hand. Sie bemühte sich sogar um ein Lächeln. »So, nun zu dir, nachdem ich meinen Seelenmüll über dich ausgeschüttet habe. Wie kommst du mit deiner Therapie voran?«
    Web zuckte mit den Schultern. 
    »Es geht. Ich weiß nur noch nicht, wohin es geht. Ich weiß, mein Problem ist absolut nicht mit deinem zu vergleichen, aber mir ist plötzlich klar geworden, dass die Männer alles waren, was mir in meinem Leben etwas bedeutete. Jetzt habe ich sie verloren, und ich bin noch da, und ich weiß nicht, warum. Ich glaube nicht, dass ich es jemals wissen werde.«
    »Es tut mir Leid, was Julie Patterson dir angetan hat. Sie ist völlig fertig. Aber sie war noch nie eine besonders stabile Persönlichkeit. Ich glaube, sie war eifersüchtig auf euch, genauso wie wir alle.«
    »Julie könnte mir noch einmal dasselbe antun, und ich würde es wieder über mich ergehen lassen«, sagte er matt.
    »Du solltest jetzt kündigen, Web. Du hast deine Schulden abgetragen. Du hast deinem Land hervorragende Dienste geleistet. Du hast genug gegeben. Mehr können sie nicht von dir verlangen.«
    »Ich schätze, nach etwa dreißig Jahren Therapie werde ich wieder so gut wie neu sein.«
    »Es funktioniert tatsächlich, Web. O'Bannon hat mich sogar hypnotisiert. Er hat mich dazu gebracht, über Dinge nachzudenken, auf die ich von selbst niemals gekommen wäre. Ich vermute, sie waren wirklich sehr tief in meiner Psyche verborgen.«
    Debbies Griff um seine Hand wurde fester. »Ich weiß, das Abendessen bei uns war schrecklich. Wir wussten nicht, worüber wir mit dir reden sollten. Wir wollten dir ein gutes Gefühl geben, aber ich weiß, dass es uns nicht gelungen ist. Es überrascht mich, dass du nicht vor dem Nachtisch schreiend nach draußen gerannt bist.«
    »Es ist nicht deine Aufgabe, mir ein gutes Gefühl zu geben.«
    »Du warst in all den Jahren immer so gut zu den Kindern von uns allen. Ich wollte dir zeigen, wie dankbar wir dir sind. Und es gibt niemanden unter uns, der nicht froh darüber ist, dass du überlebt hast. Wir alle wissen, wie oft du dein Leben riskiert hast, damit unsere Männer gesund nach Hause zurückkehren konnten.«
    Sie hob ihre Hand und berührte die verletzte Hälfte seines Gesichts. Sie strich mit den

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