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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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weglegte.
    »Das hast du wirklich gut gemacht, Kevin.«
    »Ich will zu meinem Bruder.
    »Eins nach dem anderen. Du hast gerade mit ihm telefoniert. Siehst du, wir sind gar nicht so böse. Wir haben sogar Familiensinn!« Als der Mann lachte, war Kevin überzeugt, dass  er nicht den geringsten Familiensinn hatte. Er rieb sich die Stelle am Finger, wo der Ring gewesen war. »Warum durfte ich mit ihm sprechen?« »Nun, er soll auf jeden Fall wissen, dass es dir gut geht.« »Damit er tut, was Sie von ihm verlangen.«
    »Du bist wirklich ein kluger Junge! Willst du einen Job?« Wieder lachte er. Dann ging er und verriegelte die Tür. »Ich will nur hier raus!«, rief Kevin ihm nach.

KAPITEL 24

    Web hatte seit Tagen keine Zeitung mehr gelesen. Irgendwann kaufte er sich eine Washington Post und studierte sie beim Kaffee, während er an einem Tisch neben dem großen Springbrunnen im Reston Town Center saß. Er hatte sich kreuz und quer durch das Stadtgebiet von Washington bewegt, in mehreren Motels übernachtet und bereits eine Menge Spesenrechnungen für das FBI gesammelt. Gelegentlich blickte er auf und sah lächelnd zu, wie die Kinder auf die Einfassung stiegen und Münzen in den Brunnen warfen, während ihre Mütter sie an den T-Shirts festhielten, damit sie nicht ins Wasser fielen.
    Er hatte den Sportteil, den Lokalteil und das Feuilleton gelesen und sich von hinten nach vorn durchgearbeitet. Auf Seite A6 verflüchtigte sich schlagartig seine entspannte Lässigkeit. Er las den Artikel dreimal und sah sich die Fotos ganz genau an. Als er sich zurücklehnte, um die Neuigkeiten zu verarbeiten, gelangte er zu Schlussfolgerungen, die einfach zu abwegig waren, um möglich zu sein. Er berührte seine verletzte Gesichtshälfte und drückte dann mit dem Zeigefinger auf jedes Einschussloch in seinem Körper. Wurde er nach all den Jahren noch einmal mit dieser Sache konfrontiert?
    Er wählte eine gespeicherte Nummer. Bates war nicht im Büro. Web hinterließ ihm eine Nachricht. Einige Minuten später rief er zurück. Web erzählte ihm vom Artikel.
    »Zwei Leute, am gleichen Tag. Einmal Louis Leadbetter; er war der Richter in Richmond, der die >Freie Gesellschaft verurteilt hat. Er wurde erschossen. Und Fred Watkins war bei diesem Prozess der Vertreter der Anklage. Sein Haus ist explodiert, als er gerade hineingehen wollte. Und dann das Charlie-Team. Wir waren die Einsatzgruppe, die auf
    Anforderung des Richmond Feld Office geschickt wurde. Ich habe zwei von Frees Leuten getötet, bevor mein Gesicht getoastet und ich von zwei Kugeln durchlöchert wurde. Und dann wäre da noch Ernest B. Free höchstpersönlich. Aus dem Gefängnis getürmt. Wann war das? Vor drei Monaten? Ein Wachmann wurde bestochen, ihn mit einem Gefangenentransport rauszubringen. Aus Dankbarkeit haben sie ihm die Kehle durchgeschnitten.«
    Bates überraschte Web mit seiner Antwort. »Das alles wissen wir längst, Web. Wir hatten bereits unsere Leute darauf angesetzt, und dann kam es zu diesen beiden Morden. Und da ist noch was.«
    »Was?«
    »Es wäre besser, wenn Sie vorbeikommen könnten.«
    Als Web im WFO eintraf, wurde er in die strategische Einsatzzentrale eskortiert, wo es all den Krempel gab, den man von einem bestens ausgestatteten Knotenpunkt der Verbrechensbekämpfung erwartete, einschließlich der mit Kupfer ausgekleideten Wände, des ausgeklügelten internen Sicherheitssystems, der Netzhaut- und Handflächenscanner, der Stapel von Hochleistungscomputern, der Videoausrüstung und des Allerwichtigsten: frischer Kaffee in unbegrenzter Menge und ein Berg warmer Krispy-Kreme-Doughnuts.
    Web goss sich eine Tasse ein und begrüßte einige Leute, die im großen Raum umhe reilten. Er blickte auf einen computergenerierten Querschnitt des Hinterhofs samt Umgebung, die auf große Schwarze Bretter getackert worden waren, die man an die Wand gehangen hatte. An verschiedenen Stellen steckten Nadeln, die, wie Web wusste, die Fundorte wichtiger Beweisstücke markierten. Das Scharren der Füße, das unablässige Klackern der Tastaturen, das Klingeln der Telefone, das Rascheln von Papier und die kollektiv abgestrahlte  Körperwärme verrieten Web, dass etwas in der Luft lag. Er hatte die Atmosphäre solcher Einsatzzentralen schon des Öfteren miterlebt.
    »Die Kollegen aus Oklahoma erwarten Wunderdinge von uns«, sagte Bates, als Web ihm gegenüber Platz nahm. »Jetzt erwartet jeder von uns, dass wir ein paar Metallsplitter untersuchen, ein paar Videobänder

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