Der Abgrund
Sache erledigt. Die anderen Beteiligten waren tot, zwei davon dank Ihres Einsatzes. Wir haben keins der anderen Mitglieder dazu bewegen können, als Zeugen auszusagen, also konnte der >Freien Gesellschaft nie auch nur das Geringste vorgeworfen werden. Wegen der negativen Publicity haben sie sich eine ganze Weile bedeckt gehalten, aber es heißt, dass sie inzwischen wieder aktiv geworden sind.«
»Wo sind sie jetzt?«
»Im Süden von Virginia, in der Nähe von Danville. Sie können mir glauben, dass wir uns dort auf die Lauer gelegt haben. Wir dachten, der alte Ernie würde dort nach seiner Flucht aufkreuzen. Aber bis jetzt war nichts.«
»Müssten wir nach all diesen Zwischenfällen nicht einen Durchsuchungsbefehl für ihre Zentrale bekommen?«
»Wie, wir sollen zum Friedensrichter gehen und sagen, wir haben hier drei Morde - sechs, wenn man Watkins' Familie mitzählt - und wir glauben, diese >Freie Gesellschaft könnte dahinter stecken, aber wir haben leider keine Beweise dafür? Die Bürgerrechtler von der ACLU würden sich mit Begeisterung auf diesen Fall stürzen!« Bates hielt inne. »Aber das alles ergibt durchaus Sinn. Der Vertreter der Anklage, der Richter, die perfekten Zielscheiben für ein Rachemotiv.«
»Aber warum der Verteidiger? Er hat Ernie vor der tödlichen Injektion bewahrt. Warum sollte er ihm etwas antun?«
»Das ist richtig, aber wir haben es hier nicht mit rational denkenden Menschen zu tun, Web. Vielleicht sind sie sauer, weil ihr Obermacker überhaupt ins Gefängnis musste. Oder Ernie hatte irgendwelchen Ärger mit dem Kerl, und als er freikam, beschloss er einfach, alle aus dem Weg zu räumen.«
»Dann dürfte die Mordserie wenigstens zu Ende sein. Jetzt ist niemand mehr übrig.«
Bates zog einen Zettel und ein Foto aus einem Aktenordner.
»Noch nicht ganz. Sie erinnern sich bestimmt, dass an der Schule auch zwei Lehrerinnen erschossen wurden.«
Web atmete einmal tief durch, als die schmerzhaften Erinnerungen zurückkehrten.
»Und der Junge, David Canfield.«
»Richtig. Beide getöteten Lehrerinnen waren verheiratet. Und jetzt raten Sie mal! Der Witwer der einen kam vor drei Tagen im Westen von Maryland ums Leben, als er spät nachts von der Arbeit nach Hause fuhr.«
»Mord?«
»Das steht noch nicht fest. Es war ein Autounfall. Die Polizei untersucht den Fall noch. Sieht aber ganz nach Fahrerflucht aus.«
»War ein Handy im Spiel?«
»Im Auto wurde eins gefunden. Nachdem wir uns eingeschaltet hatten, sagte die Polizei, sie würden überprüfen, ob er unmittelbar vor dem Unfall angerufen wurde.«
»Was ist mit der Familie der zweiten Lehrerin?«
»Der Mann zog mit ihren Kindern nach Oregon. Wir haben Kontakt mit ihnen aufgenommen, und sie werden derzeit rund um die Uhr bewacht. Aber wir haben noch mehr getan. Sie erinnern sich an David Canfields Eltern? Bill und Gwen?«
Web nickte. »Ich war eine Zeit lang zur Rehabilitation in der Klinik. Billy Canfield hat mich einige Male besucht. Er ist ein guter Mann. Der Tod seines Sohnes hat ihn wirklich schwer getroffen, aber wen wundert es? Seiner Frau bin ich niemals begegnet, und Billy habe ich seitdem nie wiedergesehen.«
»Sie sind umgezogen. Sie wohnen jetzt in Fauquier County und betreiben dort eine Pferdefarm.«
»Ist ihnen irgendetwas Seltsames passiert?«
»Wir haben Verbindung mit ihnen aufgenommen, nachdem wir die Zusammenhänge erkannt haben. Sie sagten, es wäre zu keinen ungewöhnlichen Vorfällen gekommen. Sie hatten gehört, dass Free geflohen war. Und um Bill Canfield zu zitieren, er will unsere Hilfe nicht und hofft, dass der Mistkerl ihm über den Weg läuft, weil er ihm liebend gern den Kopf mit seiner Schrotflinte wegpusten würde.«
»Billy Canfield ist alles andere als ein zartes Pflänzchen. Das habe ich gesehen, als er mich im Krankenhaus besuchte. Einige Männer aus meinem Team, die vor Gericht aussagten, erzählten mir, dass er auch dort ziemlich laut aufgetreten ist. Hätte sich ein paar Mal beinahe einen Verweis wegen Missachtung eingehandelt.«
»Er hatte eine eigene Speditionsfirma, die er nach dem Tod seines Sohnes verkaufte.«
»Wenn die Frees für die Morde in Richmond verantwortlich sind, ist Fauquier County wesentlich näher als Oregon. Die Canfields könnten tatsächlich in Gefahr schweben.«
»Ich weiß. Ich habe schon überlegt, ob ich mal rausfahre und versuche, mit dem Kerl zu reden. Vielleicht nimmt er dann Vernunft an.«
»Ich komme mit.«
»Meinen Sie das ernst? Ich weiß,
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