Der Abgrund
dass die Schießerei in Richmond hart für Sie war. Sie sollten die alten Geschichten ruhen lassen.«
Web schüttelte den Kopf. »Wie kann ich das, Perce? Die zwei Lehrerinnen waren schon tot, als wir eintrafen. Ihren Tod konnte ich nicht mehr verhindern. Aber der Junge, David Canfield, kam bei meinem Einsatz ums Leben.«
»Sie haben mehr getan, als andere jemals hätten tun können. Sie sind selbst fast dabei draufgegangen. Und das Abzeichen, das Sie sich damit verdient haben, tragen Sie dauerhaft in Ihrem Gesicht herum. Es gibt keinen Grund, warum Sie sich schuldig fühlen sollten.«
»Dann wissen Sie überhaupt nichts über mich.«
Bates musterte Web aufmerksam.
»Gut, aber wir sollten Sie nicht vergessen. Wenn die >Freien< das Ziel verfolgen, das Charlie-Team auszulöschen, haben sie es noch nicht ganz erreicht. Sie sind der letzte Überlebende, Web.«
Eher schlecht als recht, dachte Web. »Keine Angst, ich schau immer nach links und rechts, bevor ich über die Straße gehe.«
»Ich meine es ernst, Web. Wenn sie es einmal versucht haben, werden sie es noch mal tun. Diese Leute sind Fanatiker.«
»Ja, ich weiß. Mein dauerhaftes Abzeichen sorgt dafür, dass ich es nie vergesse.«
»Noch etwas. Beim Prozess reichte Wingo eine Gegenklage ein, in der dem HRT und dem FBI fahrlässige Tötung im Dienst vorgeworfen wurde.«
»Damit wären sie niemals durchgekommen.«
»Richtig. Aber dadurch hatten sie die Gelegenheit, einige Nachforschungen über die Geiselrettung anzustellen. Die >Freie Gesellschaft hat möglicherweise einiges über Ihre Methoden, Vorgehensweisen und dergleichen erfahren. Das könnte ihnen bei der Vorbereitung des Hinterhalts geholfen haben.«
Darüber hatte Web noch nicht nachgedacht. Aber es klang vernünftig.
»Ich verspreche Ihnen, wenn ich irgendwelche verrückten Anrufe bekomme, werden Sie es als Erster erfahren. Und ich werde mein Handy auf Atropin checken lassen. Jetzt erzählen Sie mir von Ihrem Undercover-Mann. Vielleicht stecken Frees Leute dahinter, aber sie müssen Unterstützung von innen bekommen haben. Gut, ich weiß, er ist ein Schwarzer, und ich kann mir nur schwer vorstellen, dass die >Freien< mit einem Mann dieser Hautfarbe zusammenarbeiten würden, aber im Augenblick können wir es uns nicht erlauben, irgendetwas auszuschließen. Sie haben mir erzählt, dieser Cove sei ein Einzelgänger. Was wissen Sie sonst noch über ihn?« Web hatte von Ann Lyle noch keine Rückmeldung zu seiner Anfrage wegen Cove erhalten, also hatte er beschlossen, sich direkt an der Quelle zu erkundigen.
»Oh, jede Menge! Steht alles da drüben in der Akte, die mit der Aufschrift >Alles, was Sie über Undercover-Agenten des FBI wissen wollen<.«
»Perce, dieser Mann könnte der Schlüssel zum Ganzen sein.«
»Nein. Glauben Sie mir, wenn ich das sage.«
»Ich will damit nur sagen, dass ich schon mit solchen Fällen zu tun hatte. Und obwohl Sie es nicht glauben, habe ich nicht vergessen, wie es war, ein FBI-Agent zu sein, als ich zum HRT kam. Ich hatte einen großartigen Lehrer - aber bilden Sie sich nicht zu viel darauf ein, ja? Vier Augen sehen nun mal mehr als zwei. Haben Sie mir nicht genau das immer wieder eingetrichtert?«
»So geht das nicht, Web. Tut mir Leid. Vorschrift ist Vorschrift.«
»Ich kann mich dunkel erinnern, dass Sie mir damals etwas anderes erzählt haben.«
»Die Zeiten ändern sich, die Menschen auch.«
Web lehnte sich zurück und überlegte, ob er seine Trumpfkarte ausspielen sollte. »Gut. Was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen etwas erzähle, von dem Sie nichts wissen, das aber von großer Bedeutung sein könnte?«
»Ich würde sagen: Warum haben Sie mir das nicht früher erzählt?«
»Weil ich es erst vor kurzem herausgefunden habe.«
»Ja, klar.«
»Wollen Sie es nun hören oder nicht?«
»Was verlangen Sie dafür?«
»Ich gebe Ihnen wichtige Hinweise, und Sie tun dasselbe für mich.«
»Es wäre mir lieber, wenn Sie es mir ohne Gegenleistung sagen.«
»Kommen Sie, um der alten Zeiten willen!«
Bates trommelte mit den Fingern auf der Akte, die vor ihm auf dem Tisch lag. »Woher weiß ich, dass ich diese Information wirklich gebrauchen kann?«
»Wenn nicht, sind Sie mir auch nichts schuldig. Ich werde Ihrem Urteilsvermögen vertrauen.«
Bates sah ihn einen Moment schweigend an. »Also gut.«
Web erzählte ihm, dass Kevin Westbrook ausgetauscht worden war. Während er weitersprach, wurde Bates' Gesicht immer roter, und Web wusste, dass die
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