Der Abgrund
Menschen gibt, die uns dazu zwingen.«
»Menschen wie Ernest Free?«
»Ganz genau. Menschen wie er.«
Als sie im Zentrum fertig waren, fragte Gwen ihn, was Strait gewollt hatte.
»Er wollte mir nur einen gut gemeinten Rat geben. Ach ja, haben Sie ihn eigentlich mit der Farm übernommen oder später eingestellt?«
»Billy hat ihn eingestellt. Er und seine Leute hatten gute Zeugnisse.« Sie sah sich um. »Und was nun?«
»Wie wäre es mit dem Haupthaus?«
Als sie in einem offenen Jeep zu dem Herrenhaus fuhren, hörte Web ein Tosen im Himmel und schaute hoch. Ein kleiner Hubschrauber näherte sich tief und schnell. Er überholte sie und verschwand hinter den Baumgipfeln.
Web sah Gwen an. »Wohin fliegt der?«
Sie runzelte die Stirn. »Zur Nachbarfarm. Southern Belle. Die haben nicht nur einen Hubschrauberlandeplatz, sondern sogar eine kleine Landebahn für Flugzeuge. Wenn ihr Jet aufsetzt, erschreckt er unsere Pferde zu Tode. Billy hat mit ihnen darüber gesprochen, aber es interessiert sie nicht.«
»Wem gehört die Farm?«
»Irgend so einer Firma. Sie haben dort auch eine Pferdezucht, aber eine ziemlich seltsame.«
»Was meinen Sie damit?«
»Dass sie nicht allzu viele Pferde haben und dass die Leute, die für sie arbeiten, nicht den Unterschied zwischen einem Hengst- und einem Stutfohlen zu kennen scheinen. Aber sie müssen irgendwas richtig machen. Das Haus von Southern Belle ist sogar noch größer als unseres.«
»Wahrscheinlich haben sie dort auch jede Menge Gebäude, genau wie Sie.«
»Ja, obwohl die Gebäude, die wir hier haben, schon zur Ranch gehörten. Sie haben eine Menge neuer Häuser dort gebaut, massive, fast wie Lagerhäuser, auch wenn ich nicht den geringsten Schimmer habe, was sie dort in solchen Mengen unterbringen könnten. Sie haben das Anwesen erst vor zweieinhalb Jahren gekauft.«
»Dann waren Sie also schon mal dort?«
»Zweimal. Einmal, um mich als guter Nachbar zu zeigen, aber daran waren sie nicht interessiert. Das zweite Mal, um mich über ihren Jet zu beschweren. Sie haben uns zwar nicht gerade rausgeworfen, aber sie haben uns abgewimmelt, und danach war Funkstille.«
Web lehnte sich zurück und dachte darüber nach, während er in die Richtung schaute, in der der Hubschrauber verschwunden war.
Sie brauchten eine Weile, aber sie besichtigten das steinerne Herrenhaus von oben bis unten. Im Erdgeschoss befanden sich ein Billardsaal, ein Weinkeller und ein Umkleideraum, in dem man sich umziehen konnte, wenn man schwimmen gehen wollte. Der Pool selbst war zehn mal zwanzig Meter groß und bestand gänzlich aus dem Stahl eines Schlachtschiffs aus dem Zweiten Weltkrieg, das aus dem Dienst genommen worden war, wie sie erzählte. Die Küche im Untergeschoss war mit einem Vulcan-Herd mit einer großen Chromhaube, einem funktionsfähigen Speisenaufzug und einem Wäscheraum ausgestattet. Im Heizungskeller sah Web große Kessel, die eine gewaltige Strahlungsdampfwärme erzeugten, und ein Raum enthielt lediglich gezimmerte Verschlage, in denen Feuerholz verstaut war. Jeder Verschlag war einem speziellen Raum zugeordnet.
Im Speisesaal im Erdgeschoss hingen die Köpfe englischer Hirsche an den Wänden und ein Kronleuchter an der Decke. Die Küche war beeindruckend groß, mit Delfter Wandfliesen und einem echten Silberschrank. Dann gab es im Parterre noch drei Ballsäle, mehrere Arbeitszimmer, Salons und Wohnzimmer und einen Fitnessraum. In den oberen Stockwerken gab es siebzehn Badezimmer, zwanzig Schlafzimmer, eine Bibliothek, die kein Ende zu nehmen schien, und zahlreiche andere Räume. Das Haus war wirklich gewaltig, und Web wusste, dass es ihm nicht gelingen würde, es vollständig abzusichern.
Als sie die Besichtigung beendeten, sah Gwen sich mit einem wehmütigen Blick um. »Ich liebe dieses Haus mittlerweile wirklich. Ich weiß, es ist zu groß und teilweise zu bombastisch, aber verstehen Sie, es ist auch sehr heilsam.«
»Ich glaube, ich weiß, was Sie meinen. Wie viel Personal haben Sie im Haus?«
»Nun ja, wir haben drei Frauen, die morgens kommen, die putzen und waschen und darauf achten, dass alles in Ordnung ist, und dann wieder gehen. Außer, wir haben viele Gäste zum
Abendessen, dann bleiben sie länger und helfen. Sie stammen alle aus der Gegend hier.«
»Wer kocht?«
»Ich. Das ist auch etwas, was mir Spaß macht. Wir haben auch so eine Art Hausmeister. Er sieht aus, als wäre er eine Million Jahre alt, aber er hat einfach nur ein wirklich hartes Leben gehabt. Er
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