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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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weil sie so lange brauchte. Sie gab ihm das Dokument zurück.
    »Okay, zeigen Sie mir mal Ihren Ausweis«, sagte sie.
    »Wie bitte?«
    »Das Schriftstück besagt, dass ich gewisse Informationen einem John Winters, dem Leiter des WFO, enthüllen darf. Über Sie weiß ich bisher nur, dass Sie mich in einer Limousine umherfahren und behaupten, John Winters zu sein.«
    »Ich dachte, mein Kollege hätte sich bereits ausgewiesen.«
    »Hat er auch. Sie aber nicht.«
    Winters lächelte, zog seinen Ausweis heraus und zeigte ihn Claire. Sie studierte ihn länger als notwendig, nur um dem Mann zu zeigen, dass ihr die Sache gar nicht gefiel und sie es ihm nicht leicht machen würde.
    Er lehnte sich zurück. »Also, nun zu Web London.«
    »Er wählte mich aus, weil Dr. O'Bannon nicht zur Verfügung stand. Wir hatten eine gute Sitzung, und er entschied sich, bei mir zu bleiben.«
    »Wie lautet die Diagnose?« »Ich bin mir nicht sicher, ob ich bereits eine gestellt habe.«
    »Haben Sie ihm irgendwelche Behandlungen vorgeschlagen?«
    »Da ich noch keine Diagnose gestellt habe, wäre das ein wenig verfrüht«, sagte sie trocken. »Da könnte man auch jemanden operieren, bevor man ihn untersucht hat.«
    »Nun ja, aber die meisten Psychiater, die ich kenne, verschreiben irgendwelche Pillen.«
    »Nun, da bin ich wohl nicht wie die meisten Psychiater, die Sie kennen.«
    »Können Sie mir sagen, was auf dem Hof mit ihm passiert ist?«
    »Nein, das kann ich nicht.«
    »Können Sie es nicht, oder wollen Sie es nicht?« Er hielt das Entbindungsformular hoch. »Wir können das hier für Sie angenehm, aber auch extrem schwierig machen.«
    »Das Formular besagt auch, dass ich meine berufliche Diskretion nutzen und jegliche von einem Patienten vertraulich gegebene Information zurückhalten darf, ebenso wie alle darauf basierenden Schlüsse meinerseits, falls eine solche Enthüllung dem Patienten schaden könnte.«
    Winters setzte sich zu Claire herüber. »Dr. Daniels, sind Sie sich darüber bewusst, was in diesem Hof geschah?«
    »Ja. Ich habe die Unterlagen gelesen, und ich habe auch mit Web darüber gesprochen.«
    »Sehen Sie, es geht hier nicht nur um den Mord an sechs Agenten, so schrecklich das auch sein mag. Hier wird die grundlegende Glaubwürdigkeit des FBI infrage gestellt. Und ohne die haben wir gar nichts.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, wie ein Angriff auf ein Team von FBI-Agenten die Glaubwürdigkeit des FBI infrage stellen sollte. Wenn überhaupt, sollte die Sache doch eher Mitgefühl  hervorrufen.«
    »Unglücklicherweise ist das nicht die Welt, in der wir leben. Lassen Sie mich Ihnen erklären, was dieser Anschlag bewirkt hat. Zunächst einmal halten uns kriminelle Elemente nun, da unsere Elite-Einsatztruppe ausgeschaltet wurde, auf allen Ebenen für verwundbar. Zudem hat die Presse diesen unglücklichen Zufall derart aufgebauscht, dass das öffentliche Vertrauen zutiefst erschüttert ist und sogar die Richter auf dem Kapitol Hill, die es ja eigentlich besser wissen sollten, unsere Arbeit in Zweifel ziehen. Und nicht zuletzt ist die Moral innerhalb des FBI auf einen Tiefstand gesunken. Es ist wirklich ein dreifacher Schlag in den Magen.«
    »Das kann ich wohl nachvollziehen«, sagte Claire vorsichtig.
    »Je eher die Angelegenheit also geklärt ist, je eher wir wissen, was passiert ist, desto eher können wir die Dinge wieder richten. Sie wollen doch auch nicht, dass die Kriminellen dieses Landes glauben, sie könnten die ehrlichen Bürger schikanieren, oder?«
    »So weit wird es bestimmt nicht kommen.«
    »Ach nein?« Er sah sie an. »Nun, ich stecke da mittendrin, und ich bin mir da nicht so sicher wie Sie.«
    Bei den Worten des Mannes lief Claire ein Schauer über den Rücken.
    Er klopfte ihr auf die Schulter. »Also, was können Sie mir über Web sagen, ohne irgendwelche Berufsgeheimnisse zu verraten?«
    Claire begann langsam, der ganze Vorgang war ihr widerwärtig. »Er hat einige Probleme. Sie führen wohl zurück in seine Kindheit, wie es ja oft der Fall ist. Er wurde bei diesem Einsatz von einer unerklärlichen Lähmung befallen. Davon hat er dem FBI bestimmt erzählt?« Sie sah ihn um einer Bestätigung willen an, aber Winters ging nicht darauf ein.
    »Fahren Sie fort«, sagte er kurz.
    Claire beschrieb detailliert, was Web in jener Gasse gesehen und gehört hatte, einschließlich der Worte, die Kevin Westbrook an ihn gerichtet hatte und wie diese ihn berührten, sein fortwährendes Gefühl der Betäubung und wie

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