Der Abgrund
nicht wusste. War ganz gut so, auch wenn ich nicht glaube, dass Westbrook ihn wirklich getötet hätte.«
»Ich habe von dem Typen gehört, bin ihm aber nie begegnet.«
»Du Glücklicher. Aber ich kann dir sagen, es gibt viel Schlimmere als ihn da draußen. Westbrook hat wenigstens so was wie Ehre. Die meisten Typen da draußen sind einfach nur völlig irre. Die bringen dich um, nur um dich umzubringen und damit anzugeben. Westbrook tut nichts ohne wirklich guten Grund.«
»Zum Beispiel, vielleicht ein HRT-Team auszuradieren?«
»Ich glaube nicht, dass er es war. Aber er hat London eine Nachricht weitergegeben, von den Tunneln unter dem Gebäude, das das Zielobjekt des HRT war. So sind offensichtlich die
Waffen da reingekommen. London hat das mit Bates überprüft, und es stimmte.«
»Nach allem, was du mir über Westbrook erzählt hast, scheint er mir nicht gerade ein Botenjunge zu sein.«
»Wieso nicht, wenn sein Auftraggeber etwas in der Hand hat an dem ihm was liegt? Zum Beispiel seinen Sohn.«
»Verstehe. Also steckt diese Person hinter dem Anschlag auf das HRT?«
»So sehe ich das.«
»Welche Rolle spielt dann das Oxy?«
»Das war die Operation, die ich in jener Nacht in dem Gebäude sah. Sie hatten sogar was von dem Zeug da. Keine Koksplatten, nur Tüten voller Pillen. Und ich habe Computeraufzeichnungen gesehen, in denen alles festgehalten war. Ein Millionengeschäft. Und zwei Tage drauf war nichts mehr davon da.«
»Warum der ganze Aufwand, um dich reinzulegen? Warum ein HRT auslöschen? Jetzt wird das FBI sie mit allem jagen, was es hat.«
»Viel Sinn macht das nicht«, stimmte Cove zu, »aber so scheint es abgelaufen zu sein.«
Venables setzte sich auf und schnippte die Zigarette aus dem Fenster. »Showtime, Randy.«
Er beobachtete, wie ein Mann das Gebäude verlies, das sie observierten. Der Mann ging die Straße entlang und bog nach rechts in eine Gasse. Venables ließ den Wagen an und fuhr langsam los.
»Ist das der Typ, auf den du gewartet hast?«, fragte Cove.
»Genau. Solltest du Informationen über neue Drogen brauchen, die in die Stadt kommen, dieser Typ hat sie. Er heißt Tyrone Walker, ist aber als T bekannt. Sehr einfallsreich. Hat im Lauf der Jahre drei oder vier verschiedenen Banden angehört.
Hat gesessen, war 'ne Weile im Krankenhaus und dann in der Drogen-Reha. Er ist so um die sechsundzwanzig und sieht zehn Jahre älter aus als ich, und ich sehe für mein Alter schon nicht besonders gut aus.«
»Seltsam, dass der Typ mir nie über den Weg gelaufen ist.«
»He, du hast nicht das Monopol auf Informationen in dieser Stadt. Ich bin vielleicht nur ein lausiger Streifenpolizist, aber ich komm rum.«
»Zum Glück, Sonny, denn mich meidet man momentan wie die Pest. Keiner redet mehr mit mir.«
»Tja, der alte T wird mit dir reden, mit der richtigen Überzeugung.«
Venables bog um die Ecke, trat aufs Gas und bog dann rechts auf eine Straße, die parallel zu der verlief, auf der sie geparkt hatten. Als sie erneut um die Ecke bogen, tauchte ihre Zielperson aus der Gasse auf, die eine Abkürzung zu dieser Straße darstellte.
Venables blickte sich um. »Die Luft ist rein. Willst du es durchziehen?«
Cove war bereits aus dem Wagen. Bevor T wusste, wie ihm geschah, war er bereits fachmännisch durchsucht worden und lag, das Gesicht nach unten, auf dem Rücksitz von Venables Wagen, eine von Coves riesigen Händen im Nacken, die ihn dort festhielt. Während T sie lauthals verfluchte, fuhr Venables los. Als er sich beruhigt hatte, waren sie bereits zwei Meilen weiter und in einem besseren Stadtteil. Cove setzte T auf. Der Mann blickte zuerst Cove an, dann Venables.
»Hallo, T«, sagte Venables. »Du siehst gut aus. Kennst du mich noch?«
Cove spürte, dass T aus der anderen Tür springen wollte, und legte einen Arm um seine Schultern. »He, wir wollen nur mit dir reden.«
»Und was, wenn ich nicht reden will?«
»Dann kannst du einfach aussteigen«, sagte Cove.
»Ach ja? Okay, halten Sie an, ich steige aus.«
»Ach, er hat nicht gesagt, dass wir anhalten, bevor du aussteigst.« Venables schlug das Lenkrad ein, fuhr eine Auffahrt hoch, und sie bogen auf die Interstate 395, überquerten die Fourteenth Street Bridge und waren in Virginia. Er beschleunigte auf sechzig Meilen pro Stunde.
T starrte aus dem Fenster und sah den Verkehr vorbeirasen. Er setzte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Also, mein Freund hier...«, begann Venables.
»Hat Ihr verdammter
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