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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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einzunehmen, Schuld daran, dass Sie handlungsunfähig wurden.« Claire dachte auch darüber nach, ob die traumatischen Ereignisse um den Tod Raymond Stocktons vielleicht zu dem denkbar schlechtesten Zeitpunkt an die Oberfläche getreten waren - nämlich, als Web in dieser Gasse stand. Vielleicht hatte der Anblick dieses Jungen, von dem Web gesprochen hatte, irgendwas in ihm ausgelöst, ihn lahm gelegt.
    Web schlug die Hände vors Gesicht. »Scheiße! Das ist unglaublich. Einfach unglaublich!«
    »Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, dass es so war, Web.« Sie sah ihn mitfühlend an, aber sie musste noch etwas anderes wissen. »Haben Sie Ihrem Vorgesetzten gemeldet, dass Sie Medikamente nehmen?«
    Er nahm die Hände vom Gesicht, sah sie aber nicht an.
    »He«, sagte sie leise.
    »Möchten Sie etwas sagen?«
    »Nehmen Sie sie noch immer?«
    »Nein. Soweit ich mich erinnere, habe ich das letzte Mal eine Woche vor der Mission in der Gasse was genommen. Danach nicht mehr.«
    »Dann gibt es auch nichts, was ich berichten müsste.« Sie hielt dieselbe Pille wieder hoch. »Ich kenne dieses Medikament nicht, und als Psychiater habe ich so ziemlich alle davon gesehen. Ich würde sie gern analysieren lassen. Auf dem kleinen Dienstweg«, fügte sie schnell hinzu, als er beunruhigt aufschaute. »Ich habe da einen Freund. Ihr Name wird nicht in Erscheinung treten.«
    »Glauben Sie wirklich, dass es die Pillen waren, Claire?«
    Sie betrachtete die Pille, steckte dann die Flasche ein und sah ihn wieder an. »Web, ich befürchte, das werden wir nie mit
    Sicherheit wissen.«
    »Die Hypnose war also eine Pleite?«, fragte Web schließlich, auch wenn Claire ihm ansehen konnte, dass seine Gedanken sich eindeutig um die Pillen und ihre mögliche Rolle bei dem drehten, was mit dem Charlie-Team geschehen war.
    »Nein, keineswegs. Ich habe vieles erfahren.«
    »Was denn, zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel, dass Harry Sullivan während Ihrer Feier zum sechsten Geburtstag verhaftet wurde. Erinnern Sie sich, darüber gesprochen zu haben?« Sie war sich ziemlich sicher, dass er sich daran erinnern konnte. Aber nicht an den Vorfall mit Stockton.
    Web nickte langsam. »Ja, ich glaube schon. Zumindest an einiges.«
    »Auch wenn Ihnen das kein Trost ist... bevor er verhaftet wurde, schien Sie und Harry viel Spaß gehabt zu haben. Er hat Sie eindeutig sehr lieb gehabt.«
    »Schön zu wissen«, sagte Web ohne große Begeisterung.
    »Oft werden traumatische Erlebnisse unterdrückt, Web, das ist so eine Art Sicherheitsventil. Ihre Psyche kann auf dieser Ebene der Konfrontation nicht damit umgehen, und Sie vergraben es praktisch, um sich nicht damit auseinander setzen zu müssen.«
    »Aber das ist so, als würde man Giftmüll vergraben«, sagte er leise.
    »Stimmt. Und manchmal sickert etwas durch und richtet beträchtlichen Schaden an.«
    »Noch etwas?«, fragte er.
    »Erinnern Sie sich an etwas anderes?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Claire wandte kurz den Blick ab. Sie wusste, dass Web nicht in der Verfassung war, die Wahrheit über den Tod seines
    Stiefvaters zu hören. Sie sah ihn wieder an und brachte ein winziges Lächeln zustande. »Tja, das reicht doch fürs Erste, oder?« Sie sah auf ihre Uhr. »Und ich muss zurück.«
    »Mein Dad und ich kamen also gut miteinander aus?«
    »Sie haben Lieder gesungen, und er hat Sie auf den Schultern getragen. Ja, Sie hatten wirklich viel Spaß miteinander.«
    »So langsam kehrt alles zurück. Es besteht also noch Hoffnung für mich, was?« Web lächelte, vielleicht um zu zeigen, dass er es nicht ganz ernst meinte.
    »Es gibt immer Hoffnung, Web«, erwiderte Claire.

KAPITEL 39

    Sonny Venables war außer Dienst und trug keine Uniform, und der Wagen, in dem er saß und die Gegend beobachtete, war ein Zivilfahrzeug, auch wenn es der Polizei gehörte. Etwas bewegte sich hinten im Fond, als der große Mann, der dort auf dem Boden lag, die langen Beine ausstreckte.
    »Jetzt krieg mal keine Hummeln im Hintern, Randy«, sagte Venables. »Das wird noch 'ne Weile dauern.«
    »Du kannst mir glauben, ich habe schon länger auf irgendwelche Typen gewartet, und zwar an viel beschisseneren Orten als dem Rücksitz eines Autos.«
    Venables stieß eine Zigarette aus der Packung, die er gerade aus der Tasche geholt hatte, zündete sie an, drehte die Fensterscheibe herunter und blies Rauch hinaus.
    »Du wolltest mir gerade von deiner Begegnung mit London erzählen.«
    »Ich hab ihm den Rücken gedeckt, auch wenn er es damals gar

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