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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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einige in Kohle, andere mit Buntstift gemalt, wieder andere in Tusche und Feder. Und auf einem kleinen Tisch neben einer Matratze auf dem Boden lagen stapelweise Skizzenblöcke. Claire nahm eins hoch und blätterte es durch, während Web weiterhin die Bilder an den Wänden und der Decke betrachtete. Einige zeigten Dinge, die Web erkannte, Landschaften und Menschen. Jerome und seine Großmutter wurden erstaunlich detailliert dargestellt. Andere Zeichnungen waren eher abstrakt, und Web wurde nicht recht schlau aus ihnen.
    Claire sah von dem Skizzenblock auf. Ihr Blick schweifte durch den Raum, bevor er sich dann auf Jerome senkte. »Ich kenne mich ein wenig mit Kunst aus, Jerome; meine Tochter studiert Kunstgeschichte. Der Junge hat wirklich Talent.«
    Jerome sah für Web wie der stolze Vater aus. »Kevin meint, so sieht er die Dinge manchmal. >Ich male nur, was ich sehec, sagt er.«
    Web betrachtete die Stifte und die Skizzenblöcke auf dem Tisch. In der Ecke stand eine kleine Staffelei mit einem schwarzen Tuch darüber.
    »Das Zeug kostet doch Geld. Zahlt ihm das Francis?«
    »Ich kaufe Kevin seinen Künstlerbedarf. Er bringt Kevin andere Sachen mit: Kleidung, Schuhe, was halt so nötig ist.«
    »Hat er jemals angeboten, Ihnen und Ihrer Großmutter zu helfen?«
    »Hat er. Aber dieses Geld nehmen wir nicht. Wir wissen, woher es kommt. Bei Kevin ist das was anderes. Er ist sein Daddy. Ein Vater hat das Recht, für seinen Sohn zu sorgen.«
    »Kommt Daddy oft vorbei?«
    Jerome zuckte mit den Achseln. »Wann immer er will.«
    »Glauben Sie, dass er vielleicht Kevin hat? Seien Sie ganz offen zu mir!«
    Jerome schüttelte den Kopf. »Auch wenn ich Francis nicht besonders mag: Wenn Sie mich fragen, er würde sich eher den Kopf abschneiden, bevor er zulässt, dass dem Jungen was zustößt. Ich meine, er würde Sie mal eben so umlegen, nur weil Sie ihn falsch angeguckt haben. Aber bei Kevin war er immer sanft. Ein sanfter Riese, könnte man sagen. Er wollte nicht, dass Kevin bei ihm lebt, weil es zu gefährlich wär.«
    »Es muss für Francis ein großes Opfer gewesen sein, jemanden aufzugeben, den er dermaßen liebt. Aber das ist wohl der wahre Beweis seiner Liebe... ein Opfer zu bringen«, sagte Web.
    »Tja, der Mann muss ständig woanders schlafen, da jede Menge Leute ihn umbringen wollen. Ein höllisches Leben. Aber er hatte Leute, die auf Kevin aufpassten, die darauf achteten, dass niemand über ihn an Francis rankam. Es war nicht so, als hätten alle von der Verbindung gewusst, aber er ging kein Risiko ein.«
    »Haben Sie ihn gesehen, seit Kevin verschwunden ist?«
    Jerome schreckte vor der Frage zurück und steckte die Hände in die Taschen, und Web spürte sofort, dass sich die Mauer zwischen ihnen wieder aufbaute.
    »Ich habe nicht vor, Sie in Schwierigkeiten zu bringen, Jerome. Sagen Sie es mir einfach, und ich verspreche Ihnen, ich werde es für mich behalten. Sie machen das hervorragend, bleiben Sie am Ball.«
    Jerome schien darüber nachzudenken. Mit einer Hand spielte er mit seiner Krawatte, als fragte er sich, was dieses Ding um seinen Hals da sollte.
    »In der Nacht, als Kevin nicht nach Hause kam. Es war spät, vielleicht drei Uhr morgens. Ich war gerade von der Arbeit gekommen, und Granny war auf und völlig durcheinander. Sie sagte mir, Kevin sei verschwunden. Ich zog mich oben um, um Kevin dann zu suchen, und fragte mich, ob wir die Cops rufen sollten. Ich hörte, wie Granny unten mit jemandem sprach. Vielmehr sprach er - schrie sie besser gesagt an. Es war Francis. Er war so wütend, wie ich ihn noch nie erlebt hatte.«
    Er hielt inne, und einen Moment lang sah es so aus, als wolle er doch nichts mehr sagen. »Er hat auch nach Kevin gesucht. Er war sicher, Granny hätte ihn irgendwo versteckt, zumindest hat er das wohl gehofft. So wie er redete, dachte ich, er würde gleich auf Granny losgehen. Ich wäre fast nach unten gegangen. He, ich bin bestimmt nicht feige, aber ich bin auch nicht blöd. Verdammt, der Typ hätte wahrscheinlich keine Sekunde gebraucht, um mir den Schädel einzuschlagen. Aber ich lass
    nicht zu, dass er oder irgendwer sonst einfach hier reinkommt und Granny wehtut, ohne was dagegen zu unternehmen. Verstehen Sie?«
    »Ich verstehe, Jerome.«
    »Francis beruhigte sich dann irgendwann wieder, kapierte, dass Kevin nicht hier war. Dann ging er. Da haben wir ihn zum letzten Mal gesehen. Das ist die Wahrheit.«
    »Ich weiß es zu schätzen, dass Sie es mir gesagt haben. Ist im Augenblick wohl

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