Der Abgrund
zur Aussage gegen seinen Vater zu bewegen, da war er sich sicher. Francis war da wirklich vorsichtig gewesen. Kevin wusste nichts darüber, was sein alter Herr so trieb, zumindest nicht die Details, die für den Zeugenstand erforderlich waren. Und wenn doch, würde Francis es als Schicksal hinnehmen und sich selbst die Kugel geben. In erster Linie musste er tun, was für Kevin am besten war. In mancher Hinsicht hatte er bereits mehr vom Leben gehabt, als ein Mann wie er eigentlich erwarten konnte. Aber Kevin hatte noch fast sein ganzes Leben vor sich.
London war ein gerissener Hund. Francis hatte vor, ihm zu folgen und zu sehen, wohin ihn das führen würde.
Zu Kevin, hoffte er natürlich.
KAPITEL 43
Nachdem Claire ein paar Sachen eingepackt hatte, fuhr sie mit ihrem Wagen in ein Hotel. Web folgte ihr. Sie kamen überein, sich gegenseitig auf dem neuesten Stand zu halten, und Web fuhr zurück nach East Winds.
Romano war im Kutschenhaus. »Die Canfields sind in der Villa. Keine Ahnung, was passiert ist, aber irgendwas hat sie ziemlich erschüttert. Beide sind leichenblass.«
»Ich weiß, was da los war, Paulie«, sagte Web und erzählte von dem Videoband.
»Da konntest du wohl nichts tun, Web. Es nervt mich echt, dass ich damals in Übersee war. Ich hätte diese Typen gern ausgeknipst.« Er schnippte mit den Fingern. »Bevor ich's vergesse, Ann Lyle hat angerufen und meinte, sie müsse dich dringend sprechen.«
»Wieso hat sie mich nicht direkt angerufen?«
»Ich hatte vor ein paar Tagen mit ihr gesprochen und ihr die Nummer hier gegeben. Nur für den Fall, dass wir einen Festnetzkontakt brauchen.«
Web nahm sein Handy und rief Ann an. »Und wie hat Billy deine Corvette gefallen?«, fragte er, während er wählte.
»Ganz toll, Mann, ganz toll. Er hat gesagt, er hätte vor ein paar Jahren mal eine kaufen können. Für - hör's dir an! - für fünfzigtausend Dollar. Fünfzig Riesen.«
»Erzähl Angie lieber nichts davon. Ich sehe schon, wie aus vier Rädern und einem Stoffdach neue Möbel und Rücklagen fürs College werden.«
Romano wurde blass. »Mist, daran hab ich noch gar nicht gedacht. Schwör mir, dass du ihr nichts sagst, Web. Ja. Du musst es mir schwören.«
»Augenblick mal, Paulie.« Web sprach ins Telefon. »Ann, hier ist Web, was ist los?«
Anns Stimme war sehr leise. »Hier unten geht irgendwas vor. Deshalb bin ich auch noch so spät hier.«
Web merkte auf. Er wusste, was das zu bedeuten hatte. »Eine Operation?«
»Die Jungs haben vor zwei Tagen ein neues Ziel auf dem Übungsgelände aufgebaut und wie verrückt darin rumgetobt. Die Kämpfer haben heute ununterbrochen ihre Ausrüstung überprüft, und die Tür vom Commander war den ganzen Morgen über verschlossen. Einige Scharfschützen sind bereits abkommandiert worden. Du weißt, was das heißt, Web.«
»Ja, ich weiß. Hast du irgendeine Ahnung, was das Ziel sein könnte?«
Anns Stimme wurde noch leiser. »Vor ein paar Tagen bekamen wir ein Band von einer Überwachungskamera rein. Darauf ist zu sehen, wie ein Truck an die Laderampe eines verlassenen Gebäudes gefahren wird, ganz in der Nähe von dem, wo die Schiesserei stattfand. Die Aufnahme wurde wohl nicht aus dem besten Winkel gemacht, aber sie zeigt, wie die Waffen aus dem Laster geladen wurden.«
Web hätte fast das Telefon auseinander genommen. Das hatte ihm Bates verschwiegen. »Auf wen war der Truck zugelassen, Ann?«
»Silas Free. Einer der Gründer der >Freien Gesellschaft, Web. Ziemlich dumm von ihm, seinen richtigen Namen zu benutzen.«
Heiliges Kanonenrohr. Sie gingen gegen die »Freien« vor. »Wie kommen sie dorthin?«
»Eine Militärmaschine fliegt von Andrews zu einem alten Marineflughafen in der Nähe von Danville. Sie starten um zwölf null null. Die Wagen sind schon per Sattelschlepper runtergeschafft worden.«
»Welche Einsatztruppen?«
»Hotel, Gulf, X-Ray und Whiskey.«
»Das ist alles? Das ist nicht das ganze Aufgebot.«
»Echo, Yankee und Zulu sind mit einem VIP-Schutz beschäftigt. Ein Charlie-Team gibt es nicht mehr. Und darüber hinaus hat sich einer vom Hotel-Team bei einer Übung das Bein gebrochen, und Romano ist mit dir im Sondereinsatz. Wir sind im Augenblick etwas dünn besetzt.«
»Ich bin unterwegs. Lass den Zug nicht ohne mich abfahren.«
Er sah Romano an. »Die Jungs an den Toren sollen sich ums Haus sammeln und den Schutz übernehmen.«
»Wohin fahren wir?«
»Es ist an der Zeit, Nägel mit Köpfen zu machen, Paulie.«
Während
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