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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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nicht auf vierundsechzig, und er bemühte sich gewaltig, dorthin zu gelangen. Er rieb die Finger an der Handfläche und war überrascht, Schweiß zu fühlen, denn die Nacht war kühl. Doch sechzig Pfund an Ausrüstung und Panzerung sorgten für eine kleine, persönliche Sauna. An seinem Gürtel hingen Pistolenmagazine, und in den Schenkeltaschen steckte Munition für die MP-5, darüber hinaus Blendgranaten, Knallzünder und andere hübsche Sachen, die er vielleicht brauchen würde oder auch nicht, das konnte man nie wissen. Trotzdem hoffte er, dass der Schweiß kein Anzeichen für Nervenflattern war, das ihn genau in dem Augenblick patzen lassen würde, in dem er perfekt sein musste.
    Sie gingen weiter und näherten sich dem Waldrand. Durch die Brille konnte Web jetzt deutlich das Gelände der »Freien« erkennen. Um die Kommunikation zu verkürzen und sicherzustellen, dass jeder wusste, was gemeint war, wurde in der Sprache des HRT das erste Ziel immer mit Alpha, das zweite mit Bravo betitelt. Die Vorderseite des Gebäudes war weiß, die rechte rot, die linke grün und die Rückseite schwarz. Alle Türen, Fenster und sonstige Öffnungen wurden der Reihe nach durchnummeriert, beginnend mit dem entferntesten Einstieg links. Somit stand Gameboy außerhalb des Zaunes, grob gesehen auf Alpha Ebene schwarz Einstieg drei, während der White Shaq sich auf Alpha Ebene weiß Einstieg vier befand. Web beobachtete Gameboy durch seine Brille und stellte schnell fest, dass der Bursche genauso untrainiert wie leichtsinnig war. Seine Meinung wurde bestätigt, als der Mann den Gameboy aus der Tasche zog und tatsächlich zu spielen begann.
    Im Hauptgebäude des Geländes brannten Lampen. Sie mussten von tragbaren Generatoren gespeist werden, denn es waren keinerlei Stromleitungen zu sehen. Andernfalls hätte das HRT den Transformator, der den Strom liefert, suchen und kurz vor dem Angriff ausschalten können. Wenn es plötzlich dunkel wurde, stellte sich Orientierungslosigkeit ein, und die hätte dem HRT den kleinen Vorsprung geben können, den es brauchte, um die Oberhand zu gewinnen, ohne Todesopfer zu beklagen.
    Da es nur zwei Angriffsteams gab, standen die Scharfschützen bereit, in ihre Tarnanzüge zu springen und den Angriff zu unterstützen. Jeder Scharfschütze war außer seinem Präzisionsgewehr noch mit einem CAR-16-Sturmgewehr ausgerüstet. Sie würden im Blitzkrieg-Stil von vorn und der Seite zuschlagen und die »Freien« im Hauptgebäude festhalten. Dann würde das normale FBI hereinstürmen, ihnen die Rechte vorlesen und die Durchsuchung durchführen. Der nächste Stopp für die »Freien« wäre dann das Gericht und danach das Gefängnis.
    Aber dies war der Idealfall. Die »Freien« mussten wissen, dass das FBI sie beobachtete. Dies war eine ländliche Gegend; Fremde wurden schnell bemerkt, und das FBI observierte sie jetzt schon seit einer geraumen Weile. Das HRT musste davon ausgehen, dass ihr größter Vorteil, das Überraschungsmoment, in diesem Fall möglicherweise nicht zum Tragen kommen würde.
    Sie hatten aus dem Debakel des Charlie-Teams gelernt und zwei sehr sperrige, aber äußerst leistungsfähige Thermalbildkameras herangeschafft. Romano schaltete eine ein und schwenkte jedes Gebäude auf ihrer Seite des Geländes ab. Gulf tat dasselbe auf der Vorderseite. Diese Thermalbildkameras konnten durch getöntes Glas und sogar Mauern sehen und fingen das Bild einer jeden Person ein, die dort lauerte, ob mit einer Schleuder oder einer Maschinenpistole. Romano beendete seine Untersuchung und hob den Daumen. Bis auf das Hauptgebäude waren alle leer. Das bot zwar immer noch keinen Schutz gegen automatische Maschinengewehrnester. Aber vielleicht würde heute alles sehr sauber ablaufen.
    Web sah durch die Nachtsichtbrille und bemerkte kleine Lichter, die zwischen den Bäumen blinkten. Diese Leuc htpunkte stellten Scharfschützen dar, die so genannte Glühwürmchen trugen, Infrarot-Leuchtanstecker von der Größe eines Feuerzeugs. Die Glühwürmchen blinkten alle zwei Sekunden in einem Lichtspektrum, das nur mit Nachtsichtgeräten auszumachen war. So konnten die Scharfschützen in Kontakt bleiben, ohne ihre Position zu verraten. Wenn davon auszugehen war, dass das Zielobjekt ebenfalls über Nachtsichtgeräte verfügte, wurden die Glühwürmchen aus offensichtlichen Gründen nicht benutzt. Kämpfer benutzten sie nie. Jedes Blinken bedeutete einen wohlgesonnenen Kollegen mit einer 308er, der einem Deckung gab. Das war ganz

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