Der Abgrund
jeder Zahl noch mehr zu verlangsamen. Bei drei war Web absolut ruhig. Bei zwei wandten alle HRT-Mitglieder den Blick ab, damit die Explosion sie nicht blendete. Gleichzeitig entsicherten sie ihre Waffen und führten die Zeigefinger an die Abzüge. Dann mal los, Jungs, dachte Web.
Die Ladung ging hoch, die Tür fiel nach innen, und Web und seine Kollegen stürmten hinein.
»Granate«, rief Romano, als er eine Blendgranate aus ihrem Stretchhalter riss, den Stift herauszog und sie warf. Drei Sekunden später schallte eine Explosion von 180 Dezibel durch die Gänge, begleitet von einem unglaublich hellen Blitz.
Web hielt sich rechts von Romano und suchte alle Seiten nach Bedrohungen ab. Sein Blick wanderte zuerst in die entferntesten Ecken und dann wieder zurück. Sie standen in einem kleinen Flur, von dem links ein Gang abzweigte. Ihre Aufklärung, bestätigt von den Thermalbildern, hatte ergeben, dass die »Freien« sich im Hauptraum im hinteren linken Teil des Gebäudes aufhielten. Es war ein riesiger Saal, vielleicht zwölf mal zwölf Meter groß und größtenteils offen, so dass sie sich nicht um Ecken und Winkel sorgen mussten, in denen sich Widerstand verschanzen konnte, aber es galt trotzdem, eine sehr große Fläche zu sichern, und es würde zweifellos Möbel und andere Einrichtungsgegenstände geben, hinter denen man sich verstecken konnte. Sie stellten einen Mann a^, der den Raum bewachen sollte, in den sie zuerst gelangt waren. Dem Einsatzplan zufolge durfte Gelände, das man eingenommen hatte, nicht mehr aufgegeben werden, und man durfte sich nie umzingeln lassen. Der Rest der Einsatztruppe stürmte weiter.
Bis jetzt hatten sie niemanden zu Gesicht bekommen, wenngleich vor ihnen Schreie erklangen. Web und die anderen vom Hotel-Team rannten den Gang entlang. Noch eine Kurve, und sie hatten die Doppeltür zum Zielraum erreicht.
»Granate«, rief Web. Er zog den Stift und warf die Blendgranate um die letzte Kurve. Nun waren alle, die ihnen dort auflauern wollten, blind und taub.
Als sie die Doppeltür erreichten, hielt sich niemand damit auf, zu überprüfen, ob sie verschlossen war. Romano brachte sofort eine Sprengladung an dem Türpfosten an. Sie bestand aus einem Stück Gummireifen von drei Zentimetern Breite und 20 Zentimetern Länge mit einem Streifen C4-Sprengstoff darin. Die Männer traten zurück, und Romano flüsterte etwas in sein Mikrofon. Ein paar Sekunden später zündete die Ladung, und die Doppeltüren fiel nach innen.
In genau diesem Augenblick explodierte die Seitenwand des Hauptgebäudes. Die Trümmer flogen noch durch den Raum, als das Gulf-Team durch die Öffnung brach. Einer der »Freien« war bereits zu Boden gegangen, hielt sich den blutenden Kopf und schrie.
Hotel stürmte von der Tür aus herein. »Granate«, rief Romano, als er die rechte Seite des Raumes entlanglief. Sekunden später erklang die Blendexplosion. Der Raum war angefüllt mit Rauch und Blitzen, und die Rufe und Schreie waren ohrenbetäubend, als die »Freien« zu fliehen versuchten und dabei übereinander stolperten. Doch es fielen keine Schüsse, und Web dachte schon, dass die Sache vielleicht friedlich enden würde, zumindest nach dem HRT-Standard. Er folgte Romano, sondierte die Umgebung, schaute zunächst in die entferntesten Ecken, um eventuelle Gefahren ausfindig zu machen, und dann wieder zurück. Er sah sowohl junge als auch alte Männer, die sich unter umgeworfenen Stühlen versteckten, einfach nur auf dem Boden lagen oder sich an die Wände drückten und sich dabei Augen und Ohren zuhielten, alle wie betäubt von dem sorgfältig geplanten Angriff. Die Lampen an der Decke hatte das HRT schon mit Schüssen unbrauchbar gemacht, als es in den Raum gestürmt war. Bis auf die gelegentlichen Blitze gingen sie jetzt in völliger Dunkelheit vor.
»FBI! Auf den Boden! Hände hinter den Kopf! Finger verschränken! Los! Sofort! Oder ihr seid tot, verdammt noch mal!«, brüllte Romano in seinem stakkatohaften BrooklynAkzent.
Dieser Redeschwall verschaffte ihm sogar Webs Aufmerksamkeit.
Die meisten der »Freien«, die Web sehen konnte, befolgten die Anweisungen, halb betäubt, wie sie waren. Doch dann hörte er den ersten Schuss. Und dem folgte sogleich ein zweiter, der in die Wand neben Webs Kopf einschlug. Aus dem Augenwinkel sah Web einen »Freien«, der sich vom Boden erhob und eine MP-5 auf ihn richtete. Romano musste ihn ebenfalls gesehen haben. Sie schossen gleichzeitig, hatten beide Waffen auf Schnellfeuer
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