Der Abgrund
wie zwei Ballons wirkten. »He, willst du eine Rolle in dem Film? Ich würd dir gern zeigen, wie freiwillig ich sein kann.« Als Romano errötete, fingen die Frauen zu lachen an.
»Web?«, sagte Romano hilflos. »Was hast du hier vor?«
Giles trat zu seinem Bruder. »Sie kennen den ersten Verfassungszusatz, Web. Wir sind brave Bürger, die ihre Steuern zahlen. Wenn Sie uns Schwierigkeiten machen wollen, werden wir Sie und das FBI vor Gericht schleppen, notfalls jahrelang, und wir werden gewinnen.«
»Warum die Tarnung mit der Farm, wenn die Sache völlig legal ist?«
»Wir müssen an die Nachbarn denken. Wenn sie wüssten, was wir hier treiben, könnten sie uns Ärger machen. Sie sind wohlhabend und kennen mächtige Leute in öffentlichen Ämtern, die uns das Leben zur Hölle machen können.«
»Wir wollen nur in Ruhe gelassen werden«, sagte Harvey, »um unserer Arbeit nachzugehen.«
»Arbeit?«, schnaubte Romano.
»Das ist alles nur ein Job, Mann«, fügte Giles hinzu. »Wir geben den Leuten nur, was sie haben wollen.«
»Okay, okay«, wiegelte Web ab, »wir verstehen, was Sie meinen.« Kein Wunder, dass die beiden Brüder Gwen Canfield so begafft hatten. Wahrscheinlich wollten sie sie für ihre nächste Produktion anheuern.
»Hören Sie, können wir irgendetwas für Sie tun? Sie wissen schon, um uns zu bedanken, dass Sie die Sache nicht an die große Glocke hängen«, fragte Harvey besorgt.
»Fliegen Sie mit Ihrer Maschine nicht mehr über East Winds. Das stört ein paar mächtige Freunde von mir.«
Harvey streckte die Hand aus. »Sie haben mein Wort.«
Web schüttelte die Hand nicht. Stattdessen betrachtete er die jungen Frauen. »Und ihr Ladys habt mein Mitgefühl. Bei eurem Job.«
Web und Romano gingen hinaus, und lautes Gelächter folgte ihnen.
»Wenn du mich fragst«, sagte Romano, »würde ich sagen, diese Mission ging voll in die Hose.«
»Halt die Klappe, Paulie.«
Als sie zu dem Wald zurückgingen, sah Web denselben Mann neben dem Pferdehänger stehen, den er schon zuvor beobachtet hatte. Web ging zu ihm hinüber. Der Bursche war wie ein Farmarbeiter gekleidet. Als er ihre Waffen sah, schaute er beunruhigt drein, bis Romano schließlich seine Dienstmarke zückte.
»Hören Sie, ich will keinen Ärger«, sagte der Mann. »Geschieht mir aber vermutlich recht, weil ich mich von diesen Leuten anheuern ließ.«
»Ich nehme an, Sie tragen dazu bei, für die Tarnung zu sorgen.«
Der Mann sah zu dem Lagerhaus - oder, wie Web nun wusste, zu dem Filmstudio. »Hier müssen eine Menge Dinge vertuscht werden. Wenn meine Frau das wüsste, würde sie mir bei lebendigem Leib die Haut abziehen, aber sie bezahlen das Doppelte des normalen Lohns.«
»Das hätte Ihnen was sagen sollen«, meinte Web.
»Ich weiß, ich weiß, aber jeder wird mal gierig, und ich mache diesen Job schon sehr lange. Zu lange, nehme ich an.«
Web schaute zu dem Hänger hinüber. Ein Pferd stand darin.
Web konnte seinen Kopf sehen.
»Fahren Sie irgendwohin?«
»Ja. Hab 'nen langen Weg vor mir. Ich biete dieses Pferd zum Verkauf an. Wir müssen ja so tun, als wüssten wir, was wir hier treiben. Und dieser Jährling ist wirklich ziemlich hübsch.«
Web ging zu dem Hänger hinüber. »Ach ja? Er kommt mir ziemlich klein vor.«
Der Mann sah Web an, als wäre er verrückt. »Klein? Er hat fünfzehn Hand. Das ist nicht klein für einen Einjährigen.«
Web sah in den Hänger. Das Dach befand sich knapp einen halben Meter über dem Kopf des Pferdes. Er sah den Mann an. »Ist das eine Sonderanfertigung?«
»Sonder... was meinen Sie?«
»Von der Größe her. Ist dieser Hänger besonders groß?«
»Nee, das ist ein ganz normaler Zwei-Meter-Townsmand- Hänger.«
»Das ist ein standardmäßiger Townsmand? Und dieser Jährling ist fünfzehn Hand groß? Sind Sie sicher?«
»So sicher, wie ich hier stehe.«
Web leuchtete mit der Taschenlampe ins Innere des Hängers.
»Wenn das ein ganz normaler Hänger ist, warum hat er da unten dann keine Kisten für das Sattel- und Zaumzeug?« Er sah den Mann misstrauisch an und ließ den Lichtstrahl über die Innenseiten des Hängers gleiten.
Der Mann sah dorthin, wohin das Licht fiel. »Tja, erstens, mein Sohn, stellt man gar nichts dorthin. Das Pferd könnte sich daran am Bein verletzen. Ein verletztes Bein kann einen Verkauf platzen lassen.«
»Man könnte sie doch polstern«, erwiderte Web.
»Und zweitens...« Er zeigte zum Vorderteil des Hängers, wo Web ein großes Fach sah, das mit
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