Der Abgrund
verdammt Recht, ich habe sie angerufen.«
Strait schüttelte den Kopf, ein boshaftes Grinsen auf den Zügen. »Und warum haben Sie das getan?«
»Verdammt, ich weiß nicht, was Sie auf meiner Farm treiben, aber ich weiß, dass Sie mit meiner Frau geschlafen haben. Halten Sie mich für blöd oder was?«
»Tja, irgendeiner musste sie vögeln, Billy, denn Sie haben das ja nicht mehr getan.«
»Das ist meine Sache«, brüllte Canfield, »nicht Ihre!«
»O doch, es ist meine Angelegenheit, und ich kann Ihnen sagen, es war eine verdammt schöne. Sie wissen ja gar nicht, was Sie verpassen, alter Mann.«
Canfield hob das Schrotgewehr.
»Ja, nur zu, schießen Sie, Billy. Mit dieser Streuladung werden Sie auch diese nette Lady töten.«
Die Männer starrten sich stumm an, bis Strait vollends klar wurde, wie vorteilhaft seine Position war.
Claire noch immer als Schild benutzend, richtete er seine Pistole auf Billy und krümmte den Finger um den Abzug.
»Billy!«
Strait schaute gerade noch rechtzeitig zur Seite, um zu sehen, wie Gwen und Baron direkt auf ihn zu stürmten. Er schrie auf, stieß Claire zur Seite und feuerte schnell zwei Schüsse ab. Und dann traf ihn eine Kugel in den Kopf, und er brach auf der Stelle zusammen.
Web war aus dem Wald gekommen, hatte sofort begriffen, was sich hier abspielte, und abgedrückt. Baron bäumte sich auf, und seine Vorderhufe senkten sich auf Straits Leiche.
Web rannte zu Claire. Er musste nicht nach Strait sehen. Er wusste, dass der Mann tot war.
»Alles in Ordnung?«, fragte er.
Sie nickte, setzte sich auf und fing zu weinen an. Web umarmte sie, schaute dann hinüber und sah, dass Billy Canfield zu einer dunklen Masse geschlurft und auf die Knie gefallen war. Web stand auf, ging zu ihm hinüber und sah zu Gwen, die auf dem Boden lag, die Brust von einer Blutlache bedeckt. Wenigstens einer von Straits Schüssen hatte sein Ziel getroffen. Sie schaute zu ihnen beiden hoch, ihr Atem ging in schmerzhaften Zügen. Web kniete nieder, riss ihre Bluse auf und sah die Verletzung. Langsam bedeckte er ihre Brust wieder und sah sie an. Sein Gesichtsausdruck verriet ihr offensichtlich die Wahrheit.
Sie ergriff seine Hand. »Ich habe solche Angst, Web.«
Web rutschte näher zu ihr, während Billy einfach dort kauerte und seine sterbende Frau anstarrte.
»Sie sind nicht allein, Gwen.« Mehr fiel ihm nicht ein. Er wollte diese Frau für das hassen, was sie ihm, Teddy Riner und all den anderen angetan hatte, konnte es aber nicht. Und nicht nur deshalb, weil sie sein Leben und Claires und Kevins gerettet hatte, sondern, weil Web nicht wusste, was er getan hätte, hätte er in ihren Schuhen gesteckt, mit all dem Zorn und Hass, der sich im Lauf der Jahre aufgebaut hatte. Vielleicht hätte er genau dasselbe getan wie sie.
»Ich habe keine Angst vor dem Sterben, Web. Ich habe Angst, dass ich David nicht sehen werde.« Blut tropfte aus ihrem Mund, und ihre Worte waren etwas undeutlich, doch Web verstand sie.
Himmel und Hölle; das war es? Wobei das Fegefeuer vielleicht nicht einmal eine Option war.
Ihr Blick verlor allmählich den Brennpunkt, und Web fühlte, dass ihr Griff schwächer wurde.
»David«, sagte sie leise, »David.« Sie sah in den Himmel. »Vergib mir, Herr, denn ich habe gesündigt...« Ihre Stimme wurde schwächer, bis sie schließlich ganz verstummte und zu schluchzen anfing.
Web nahm an, dass die Frau zu ihrer kleinen Kapelle gekrochen wäre, hätte sie die Kraft dafür gehabt. Er sah sich nach irgendetwas Vergleichbarem um. Und dann erschien es in Gestalt von Paul Romano, der steifbeinig zu ihnen kam. Er war in dem Truck losgefahren, der am Pool an den Hänger gekoppelt stand, mit platten Reifen und allem, dank Web.
Web lief zu ihm, musterte sein blutüberströmtes Bein. »Alles klar?«
»Nur ein Kratzer. Danke der Nachfrage.«
»Paulie, kannst du Gwen die letzte Beichte abnehmen?«
»Was?«
Web zeigte auf die im Gras liegende Gwen. »Sie stirbt. Ich will, dass du ihr die Sterbesakramente erteilst.«
Romano trat einen Schritt zurück. »Bist du verrückt geworden? Sehe ich wie ein Priester aus?«
»Sie stirbt, Paulie, sie wird es nicht mitbekommen. Sie glaubt, dass sie zur Hölle fährt und ihren Sohn nicht sehen wird.«
»Das ist die Frau, die den Plan ausgeheckt hat, das CharlieTeam auszulöschen, und du willst, dass ich ihr alles vergebe, was sie getan hat?«
»Ja, es ist wichtig.«
»Kommt überhaupt nicht in Frage.«
»Komm schon, Romano, das bringt
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