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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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es tun würde, obwohl im FBI immer noch jeder mit einem Stigma behaftet war, der solche Hilfe benötigte. Wenn alles wieder in Ordnung war, sagte man Web, würde er einem anderen Angriffs- oder Scharfschützen-Team zugewiesen werden, sofern er es wünschte, bis ein neues Charlie-Team zusammengestellt war. Wenn nicht, konnte er eine andere Arbeit innerhalb der Behörde übernehmen. Es wurde sogar davon geredet, dass man ihm gestatten sollte, in ein »Büro seiner Wahl« zu wechseln, worauf er die Möglichkeit hatte, von diesem Posten aus direkt in den Ruhestand zu gehen. Diese Prozedur war normalerweise altgedienten Agenten vorbehalten und stellte ein deutliches Zeichen dar, dass das FBI völlig unsicher war, was es mit ihm anstellen sollte. Offiziell steckte Web mitten in einer administrativen Ermittlung, die sich möglicherweise zu einem ausgewachsenen Fall entwickelte, je nachdem, was die Untersuchungen ergaben.
    Jedenfalls war Web bislang noch nicht über seine Rechte belehrt worden, was sowohl gut als auch schlecht war. Es war gut, weil eine solche Belehrung bedeutet hätte, dass er verhaftet war, und es war schlecht, weil alles, was er während der Befragungen sagte, zivil- oder strafrechtlich gegen ihn verwendet werden konnte. Der einzige Fehler, den er begangen hatte, war anscheinend der Umstand, dass er überlebt hatte. Und die Schuldgefühle, die sich daraus ergaben, waren erheblich schlimmer als alles andere, was das FBI ihm vielleicht hätte vorwerfen können.
    Natürlich würde er alles bekommen, was er wollte, wurde Web gesagt. Alle waren seine Freunde. Er konnte sich voll und ganz auf ihre Unterstützung verlassen.
    Wenn Web fragte, wie die Ermittlungen vorankamen, bekam er keine Antwort. Also hatte die uneingeschränkte Unterstützung doch ihre Grenzen.
    »Werden Sie wieder gesund«, hatte ein anderer zu ihm gesagt. »Nur darauf sollten Sie sich konzentrieren.«
    Am Ende des letzten Gesprächs gab es noch eine abschließende Frage. »Wie geht es Ihrer Hand?«, wollte der Mann wissen. Web kannte ihn nicht, und obwohl die Frage harmlos klang, war da etwas in seinen Augen, das in Web den Wunsch erweckte, ihm einen kräftigen Kinnhaken zu verpassen. Doch dann sagte Web nur, dass alles in Ordnung war, bevor er den Ermittlern dankte und ging.
    Auf dem Rückweg von der letzten Befragung war er an der Ehrenwand des FBI vorbeigekommen, an der Tafeln für jeden FBI-Angehörigen hingen, der im Dienst sein Leben gelassen hatte. Demnächst würde es zu einer größeren Erweiterung kommen, der größten in der gesamten Geschichte der Bundesbehörde. Web hatte sich schon häufiger gefragt, ob er eines Tages hier enden würde, auf einer Tafel aus Holz und Messing zusammengefasst und an diese Wand gehängt.
    Die Buchstaben FBI standen offiziell auch für Fidelity,  Brauery and Integrity - »Treue, Mut und Redlichkeit«. Doch im Augenblick hatte Web nicht das Gefühl, dass auch nur eine dieser Eigenschaften auf ihn zutraf.

KAPITEL 7

    Francis Westbrook war ein Hüne von Mann mit der Größe und dem Körperumfang eines Footballspielers. Unabhängig vom Wetter oder der Jahreszeit bestand seine Lieblingskleidung aus kurzärmligen tropischen Seidenhemden, hellen Hosen und Halbschuhen aus Wildleder, die er ohne Socken trug. Sein Schädel war kahl, die großen Ohren waren mit Diamantsteckern besetzt und die riesigen Finger mit Goldringen geschmückt. Er war eigentlich gar kein Dandy, aber es gab nun einmal nicht viele Dinge, die er sich vom Geld aus seinen Geschäften kaufen konnte, ohne dass sich das Gesetz oder, schlimmer noch, die Finanzbehörde dafür interessierte. Außerdem gefiel es ihm, gut auszusehen.
    Im Augenblick fuhr Westbrook im Fond einer großen Mercedes-Limousine mit schwarz getönten Scheiben. Links von ihm saß seine rechte Hand, Antoine Peebles. Der Fahrer war ein großer, athletisch gebauter junger Mann namens Toona, und auf dem Beifahrersitz befand sich sein Sicherheitschef Clyde Macy, der einzige Weiße in Westbrooks Mannschaft. Es war nicht zu übersehen, dass der Mann diese Auszeichnung stolz zur Schau trug.
    Peebles hatte einen gepflegten Bart und die Haare im Afrolook frisiert. Er war klein und untersetzt, aber sein ArmaniAnzug und die Designer-Sonnenbrille standen ihm gut. Er machte eher den Eindruck eines Hollywood-Angestellten als den eines Handlangers im Dienst eines Drogenbosses. Macy sah aus wie ein lebendes Skelett, bevorzugte schwarze und geschäftsmäßige Kleidung und hätte aufgrund

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