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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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dass ich Ihr Gesicht schon einmal gesehen habe.«
    »Wenn Sie hier arbeiten, wundert es mich nicht. Ich war schon ein paar Mal bei Dr. O'Bannon.«
    »Nein, nicht hier. Ich glaube, es war im Fernsehen.« Dann fiel bei ihr der Groschen. »Sie sind Web London, der FBI-Agent, nicht wahr?«
    Er wusste zunächst nicht, was er sagen sollte, während sie ihn einfach nur anstarrte und offenbar darauf wartete, dass er ihre Feststellung bestätigte. »Ja.« Web blickte den Korridor entlang. »Sie arbeiten hier?«
    »Ich habe hier mein Büro.«
    »Also sind Sie auch eine Seelenklempnerin?«
    Sie streckte ihm die rechte Hand entgegen. »Ich ziehe die Bezeichnung Psychiaterin vor. Claire Daniels.«
    Web schüttelte ihr die Hand, dann standen sie eine Weile verlegen da.
    »Ich könnte Kaffee aufsetzen, wenn Sie eine Tasse möchten«, sagte sie schließlich.
    »Machen Sie sich keine Umstände.«
    Sie schloss die Tür auf, und Web folgte ihr ins Büro.
    Sie nahmen im kleinen Vorzimmer Platz und tranken Kaffee. Web blickte sich im leeren Büro um.
    »Haben Sie heute geschlossen?«
    »Nein, die meisten Leute kommen nicht vor neun.«
    »Es überrascht mich immer wieder, dass Sie keine Sekretärin oder Sprechstundenhilfe haben.«
    »Nun, wenn man sich bei einer fremden Person anmelden muss, weil man eine psychiatrische Behandlung benötigt, kann das sehr beklemmend sein. Wir wissen, wann wir einen Termin haben, und wenn es klingelt, wissen wir, dass ein Patient eingetroffen ist. Dann nehmen wir ihn persönlich in Empfang. Wir haben dieses gemeinsame Wartezimmer, weil es manchmal nicht anders geht, aber in der Regel versuchen wir zu vermeiden, dass hier draußen mehrere Patienten sitzen. Auch das kann sehr beklemmend sein.«
    »Ich stelle mir gerade vor, wie die Leute hier sitzen und >Rat mal, welche Psychose ich habe?< spielen.«
    Sie lächelte. »Genau. Dr. O'Bannon hat diese Praxis vor mehreren Jahren eröffnet und legt großen Wert darauf, dass die Patienten sich hier wohl fühlen. Wir wollen verhindern, dass Menschen, die ohnehin Probleme haben, zusätzlich verstört werden.«
    »Also kennen Sie Dr. O'Bannon recht gut.«
    »Ja. Ich habe sogar eine Weile für ihn gearbeitet. Dann hat er vor einiger Zeit seine Lebenssituation neu geordnet, und nun arbeitet jeder von uns für sich, obwohl wir uns immer noch diese Büroräume teilen. So gefällt es uns wesentlich besser. Er ist sehr gut. Er ist bestimmt in der Lage, Ihnen zu helfen.«
    »Meinen Sie?«, sagte Web ohne eine Spur von Hoffnung.
    »Ich denke, ich habe genau wie die übrige Bevölkerung dieses Landes verfolgt, was geschehen ist. Es tut mir sehr Leid um Ihre Kollegen.«
    Web trank schweigend einen Schluck Kaffee.
    »Falls Sie überlegen«, sagte Claire, »ob Sie warten wollen - Dr. O'Bannon lehrt heute an der George Washington University. Er wird den ganzen Tag nicht ins Büro kommen.«
    »Kein Problem. Ich habe mich im Termin geirrt. Vielen Dank für den Kaffee.« Er stand auf.
    »Mr London, soll ich ihm sagen, dass Sie heute hier waren?«
    »Nennen Sie mich Web. Nein, ich glaube auch nicht, dass ich morgen wiederkomme.«
    Claire stand ebenfalls auf. »Kann ich Ihnen vielleicht irgendwie helfen?«
    Er zeigte auf die Kaffeetasse. »Sie haben mir bereits etwas Gutes getan.« Web atmete tief durch. Es wurde Zeit, dass er von hier verschwand. »Was haben Sie in der nächsten Stunde vor?«, fragte er und war gleichzeitig verblüfft, dass diese Worte über seine Lippen kamen.
    »Nur Papierkram«, sagte sie hastig. Sie hatte den Blick gesenkt, und ihr Gesicht war leicht gerötet, als hätte er sie gerade zum Schülerball eingeladen und sie aus einem ihr unerfindlichen Grund sein Angebot angenommen.
    »Was halten Sie davon, sich stattdessen mit mir zu unterhalten?«
    »Das geht nicht. Sie sind Dr. O'Bannons Patient.«
    »Dann eben nicht von Arzt zu Patient, sondern von Mensch zu Mensch.« Web hatte nicht die leiseste Ahnung, wie ihm diese Worte in den Sinn kamen.
    Sie zögerte einen Moment, dann forderte sie ihn auf zu warten. Sie betrat ein Büro und kehrte einige Minuten später zurück. »Ich habe versucht, Dr. O'Bannon in der Universität zu erreichen, aber niemand wusste, wo er sich aufhält. Ich kann Sie nicht beraten, wenn ich vorher nicht mit ihm gesprochen habe. Das müssen Sie verstehen, Web. So etwas tut man einfach nicht.
    Ich will meinem Kollegen nicht ins Handwerk pfuschen.«
    Web setzte sich unvermittelt. »Es gäbe doch sicherlich eine Rechtfertigung.«
    Sie dachte

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