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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Notizblock.
    »Entschuldigung. Es ist nicht das erste Mal, dass ich einem bewaffneten Agenten gegenübersitze. Aber ich vermute, wenn man so etwas nicht jeden Tag sieht...«
    »...können sie einem einen ganz schönen Schrecken einjagen«, vervollständigte er den Satz.
    Dann betrachtete er das überall verstreute Spielzeug.
    »Was machen Sie mit den Stofftieren?«
    »Ich habe viele Kinder als Patienten«, sagte sie und fügte hinzu: »Leider. Mit den Tieren fühlen sie sich etwas wohler.
    Und um ehrlich zu sein, geben sie auch mir ein besseres Gefühl.«
    »Ich kann mir kaum vorstellen, dass Kinder einen Psychiater benötigen.«
    »Die meisten leiden unter Essstörungen. Bulimie oder Magersucht. Meistens liegt es an Konflikten mit den Eltern. Also muss man das Kind und die Eltern behandeln. Es ist nicht leicht, als Kind in dieser Welt zu leben.«
    »Für Erwachsene ist es auch nicht gerade das Paradies.«
    Sie bedachte ihn mit einem Blick, den Web als sehr abschätzend empfand. »Sie haben in Ihrem Leben eine Menge durchgemacht.«
    »Mehr als manche, weniger als andere. Sie werden mich hoffentlich nicht diesem Test mit dem Farbklecks unterziehen, oder?« Er sagte es in scherzhaftem Tonfall, obwohl er es in Wirklichkeit ernst meinte.
    »Die Psychologen arbeiten mit Rorschach-Tests, Persönlichkeitstests und neurologischen Untersuchungen. Ich bin nur eine bescheidene Psychiaterin.«
    »Ich musste ein MMPI machen, als ich zum Geiselrettungsteam kam.«
    »Das Minnesota Multiphasic Personality Inventory. Dieser Test ist mir bekannt.«
    »Damit sollen die Verrückten aussortiert werden.«
    »So könnte man 's ausdrücken. Hat es funktioniert?«
    »Einige haben den Test nicht bestanden. Ich habe schnell erkannt, worum es eigentlich ging, und mich einfach hindurchgelogen.«
    Claire Daniels hob die Augenbrauen, und ihr Blick wanderte wieder zu der Stelle, wo sich seine Waffe befand. »Das beruhigt mich.«
    »Ich glaube, der Unterschied ist mir nicht ganz klar. Zwischen
    Psychologen und Psychiatern, meine ich.«
    »Ein Psychiater muss vier Jahre an der medizinischen Fakultät studieren. Danach müssen Sie drei Jahre Praktikum in der Psychiatrie eines Krankenhauses machen. Ich habe außerdem ein mehrjähriges Praktikum in der forensischen Psychiatrie absolviert. Seitdem arbeite ich in privaten Praxen. Als Ärzte können Psychiater auch Medikamente verschreiben, was Psychologen in der Regel nicht dürfen.«
    Web verschränkte immer wieder nervös die Hände.
    Claire, die ihn aufmerksam beobachtete, sagte: »Soll ich Ihnen erzählen, wie ich bei meiner Arbeit vorgehe? Wenn Sie alles wissen, was Sie wissen möchten, können wir weitermachen. Einverstanden?«
    Web nickte, und sie lehnte sich gegen das Polster der Couch.
    »Als Psychiaterin muss ich alles über normales menschliches Verhalten wissen, damit ich erkenne, wenn bestimmte Verhaltensweisen außerhalb der Norm liegen. Ich nenne Ihnen ein offensichtliches Beispiel, mit dem Sie zweifellos vertraut sind, nämlich Serienkiller. In der Mehrheit der Fälle wurden die Betreffenden als Kinder regelmäßig auf schreckliche Weise missbraucht. Und sie zeigen während ihrer Jugend recht klare Verhaltensmuster. Sie kompensieren ihre Wut, indem sie kleine Tiere quälen und so die Grausamkeit, die ihnen zugefügt wird, auf Lebewesen übertragen, die ihnen wehrlos ausgeliefert sind. Dann gehen sie auf größere Tiere über und richten ihre Aggression auf andere Ziele, während sie älter, stärker und mutiger werden. Und schließlich landen sie im Erwachsenenalter bei Menschen. Dieser Ablauf ist eine recht vorhersehbare Entwicklung.
    Solche Abläufe muss man kennen. Ferner muss man die Fähigkeit besitzen, sozusagen mit einem dritten Ohr zuzuhören. Menschliche Kommunikation ist immer vielschichtig, in jeder vordergründigen Aussage schwingen weitere Botschaften mit.
    Ein Psychiater trägt viele Hüte, manchmal mehrere gleichzeitig. Es kommt darauf an, zuzuhören, ich meine, wirklich zuzuhören, was man gesagt bekommt, mit Worten, mit Körpersprache und so weiter.«
    »Gut. Wie würden Sie also bei mir vorgehen?«
    »Normalerweise lasse ich den Patienten zunächst einen allgemeinen Fragebogen ausfüllen, aber ich denke, das ersparen wir uns. Von Mensch zu Mensch«, setzte sie mit einem sehr warmen Lächeln hinzu.
    Web spürte, wie die Hitze in seinem Bauch allmählich nachließ.
    »Aber wir sollten kurz auf Ihren Hintergrund eingehen, die üblichen Grundinformationen. Damit können wir

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