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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Naglimund wär jetzt zu gefährlich, kurz vor einem Krieg.« Er runzelte die Stirn. »Wenn deine Zauberfrau recht hat, ist der Krieg schon vorbei, und Prinz Josua hat ihn verloren.«
    »Aber Geloë sagt, er sei entkommen«, wandte Simon hastig ein.
    »Aye, das ist immerhin was.«
    Eine Weile hockten sie schweigend da und lauschten dem Wind in den Felsen. Simon sah auf das Schwert Dorn, das oben auf Haestans Rucksack lag, schwarzglänzend, übersät mit schmelzenden Schneeflocken. »Ist dir das Schwert zu schwer? Ich könnte es eine Weile tragen.«
    Haestan musterte ihn kurz und grinste. »Immer, Junge. Du solltest sowieso ein Schwert haben, wo du doch den ersten Männerbart trägst und so weiter. Bloß kann man schwer sagen, ob dieses Ding hier als Schwert wirklich zu etwas nütze ist, wenn du weißt, was ich meine.«
    »Ich weiß. Ich weiß, wie es sich verändert.« Er erinnerte sich an Dorn in seinen Händen. Zuerst war es kalt gewesen und schwer wie ein Amboss. Dann, als er kampfbereit am Klippenrand stand und dem Drachen in die milchigblauen Augen starrte, war es leicht geworden wie ein Birkenstab. Es war als wäre die glänzende Klinge von einem Geist erfüllt gewesen, als atme sie. »Es ist fast so, als würde es leben. Wie ein Tier oder so. Ist es jetzt schwer zu tragen?«
    Haestan schüttelte den Kopf und schaute nach oben in das Schneegestöber. »Nein, Junge. Scheint dorthin zu wollen, wo wir auch hingehen. Denkt vielleicht, es kommt nach Hause.«
    Simon lächelte, als er sie beide über das Schwert reden hörte wie über einen Hund oder ein Pferd. Und doch umgab die Waffe eine unbestreitbare Spannung, wie bei einer Spinne, die reglos in ihrem Netz hängt, oder einem Fisch, der über der kalten Dunkelheit eines Flussgrundes steht. Wieder warf Simon einen Blick darauf. Wenn das Schwert wirklich lebendig war, so war es wie ein wildes Tier. Seine Schwärze verschlang das Licht und ließ nur einen mageren Schimmer übrig, funkelnde Krumen im Bart eines Geizhalses. Ein wildes Geschöpf, ein dunkles Geschöpf.
    »Es geht dorthin, wohin wir auch gehen«, sagte Simon und überlegte einen Augenblick. »Aber das ist nicht zu Hause. Nicht mein Zuhause.«
    Nachts lag Simon in einer engen Höhle, kaum mehr als ein Ritz im muskulösen Steinrücken des Sikkihoq, und träumte von einem Wandteppich. Es war ein Teppich, der sich bewegte, und er hing an einer Wand aus vollständiger Schwärze. Wie die frommen Bilder in der Kapelle des Hochhorstes zeigte er einen gewaltigen Baum, der die Arme zum Himmel erhob. Der Baum war weiß und glatt wie Harcha-Marmor. Prinz Josua hing an ihm, kopfüber wie der leidende Usires Ädon selbst.
    Vor Josua stand eine Schattengestalt, die mit einem großen, grauen Hammer Nägel in seine Gliedmaßen schlug. Josua sprach nicht und schrie nicht auf, aber seine Anhänger, überall ringsum, stöhnten auf. Die Augen des Prinzen waren groß in geduldigem Leid, wie im geschnitzten Gesicht des Usires, das an der Wand vonSimons Knabenheimat im Dienstbotenflügel des Hochhorsts gehangen hatte.
    Simon konnte den Anblick nicht länger ertragen. Er drang in den Wandteppich ein und rannte auf die Schattengestalt zu. Im Rennen merkte er, dass etwas Gewichtiges von seiner Hand herunterhing. Er hob den Arm, um es zu schwingen, aber das finstere Wesen griff nach ihm, packte seine Hand und entriss ihm die Waffe. Er hatte einen schwarzen Hammer umklammert. Abgesehen von der Farbe glich er dem grauen Hammer aufs Haar.
    »Besser«, sagte das Wesen. Es schwang den Ebenholzhammer mit der anderen Schattenhand und begann von neuem Nägel einzuschlagen. Dieses Mal schrie Josua bei jedem Hieb, schrie und schrie …
    … Simon erwachte und fand sich zitternd in der Dunkelheit wieder, umgeben von den rauhen Atemzügen seiner Reisegefährten, die mit dem Stöhnen des Windes wetteiferten, der suchend durch die Gebirgspässe vor der Höhle strich. Simon wollte Binabik wecken, oder Haestan oder Sludig, irgendjemanden, der in seiner Sprache mit ihm reden konnte; aber in der Finsternis konnte er sie nicht entdecken und wusste trotz seiner Angst, dass er die anderen nicht aufwecken und erschrecken durfte.
    So legte er sich wieder hin und horchte auf den Wind. Er fürchtete sich, wieder einzuschlafen, fürchtete sich, noch einmal die schrecklichen Schreie zu hören. Mühsam versuchte er, im Dunkeln zu sehen. Seine Augen waren offen, aber er nahm nichts wahr.
    Eine Weile, bevor das Licht zurückkehrte, überwand die Erschöpfung

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