Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
Simon.
    Binabik sah auf und nickte. »Auch Namyet ist einer der Yiqanuc-Berge. Mintahoq, Chugik, Tutusik, Rinsenatuq, Sikkihoq und Namyet, Yamok und die Huudika, die Grauen Schwestern – das alles ist Troll-Land. Yamok, was so viel wie Kleines Naschen bedeutet, ist der Ort, an dem meine Eltern starben. Das ist er, dort hinter dem Namyet, siehst du?« Er deutete auf eine unbestimmte eckige Masse, deren Umrisse die Sonne nachzeichnete.
    »Wie sind sie gestorben?«
    »Im Drachenschnee, wie es bei uns auf dem Dach der Welt heißt – Schnee, der an der Oberfläche gefriert und dann ohne Vorwarnung auseinanderbricht, wie Kiefer, die zuschnappen. Wie zusammenklappende Drachenkiefer. Du kennst das.«
    Simon scharrte mit einem Stein über den Boden, blickte dann auf und spähte nach dem schwachen Umriss des Yamok im Osten. »Hast du geweint?«
    »Mit Gewissheit – aber an meinem eigenen, geheimen Ort. Und du … aber nein, du hattest nicht die Bekanntschaft deiner Eltern, ist es nicht so?«
    »Nein. Doktor Morgenes erzählte mir von ihnen. Mein Vater war ein Fischer und meine Mutter eine Kammermagd.«
    Binabik lächelte. »Arme, aber ehrenwerte Vorfahren. Wer könnte mehr verlangen, wenn man einen Punkt sucht, der einem einen Anfang gibt? Wer möchte schon in die engen Schranken königlichen Blutes hineingeboren werden? Wer kann hoffen, sein wahres Ich zu finden, wenn alles ringsum Kniebeugen und Kratzfüße macht?«
    Simon dachte an Miriamel und auch an Binabiks Verlobte Sisqinanamook, gab jedoch keine Antwort.
    Nach einer Weile streckte sich der Troll und zog seinen Rucksack näher heran. Er wühlte kurze Zeit darin herum und förderte dann einen klappernden Lederbeutel zutage. »Meine Wurfknöchel«, erklärte er und schüttelte sie vorsichtig auf einen Stein. »Wir wollen sehen, ob sie jetzt ein wahrhaftigerer Führer sind als bei der letzten Befragung.« Er begann leise vor sich hin zu summen, während er sie aufnahm. Lange Augenblicke hielt er die Handvoll Knochen vor sich hin, die Lider konzentriert geschlossen, ein Lied murmelnd. Endlich ließ er die Knöchel auf den Boden fallen. Simon konnte in dem Durcheinander kein Muster erkennen.
    »Steinkreis«, sagte Binabik so gelassen, als stünde das Wort auf der vergilbten Glätte der Knochen geschrieben. »Das ist sozusagen der Ort, an dem wir uns befinden. Ich denke, es bedeutet eine Ratsversammlung. Wir suchen nach Weisheit, nach Hilfe auf unserer Reise.«
    »Die Knochen, die du um Hilfe bittest, sagen dir, dass du Hilfe brauchst?«, knurrte Simon. »Das ist weiter kein Kunststück.«
    »Schweig, törichter Tiefländer«, schalt Binabik mit spöttischem Ernst. »Es ist mehr an den Knochen, als du begreifst. Sie sind nicht so einfach zu lesen.« Wieder summte er und warf die Knöchel. » Fackel im Höhleneingang«, erklärte er und warf, ohne sich mit einer Erklärung aufzuhalten, ein drittes Mal. » Die schwarze Spalte. Das ist erst das zweite Mal in meinem Leben, dass ich diese Zusammenstellung gesehen habe, und beide Male in der Zeit, seitdem wir zusammen sind. Es ist ein unheilverkündender Wurf.«
    »Erklär’s mir«, bat Simon. Er zog seine Stiefel wieder an und wackelte prüfend mit den Zehen.
    »Der zweite Wurf, Fackel im Höhleneingang, bedeutet, dass wir an dem Ort, zu dem wir gehen, etwas für uns Vorteilhaftes suchen müssen – der Ort dürfte Sesuad’ra sein, der Stein des Abschieds. Das beweist noch nicht, dass wir dort Glück haben werden, aber es ist eine Chance für uns. Von der schwarzen Spalte, dem letzten Wurf, habe ich dir früher schon erzählt. Der dritte Wurf ist immer das, wovor man sich fürchten muss, oder etwas, auf das wir achten sollten. Die schwarze Spalte ist ein seltsames, seltenes Muster, das Verrat verkünden kann, oder etwas, das aus dem Anderswo kommt …« Er brach ab, starrte abwesend auf die verstreuten Knochen und fegte sie dann zurück in den Beutel.
    »Und was bedeutet nun das Ganze?«
    »Ach, Simon-Freund«, seufzte der Troll, »die Knochen antworten nicht einfach auf Fragen, selbst in den günstigsten Momenten nicht. In einer unruhigen Stunde wie dieser wird das Verstehen noch schwieriger. Dieses ist seit langem das erste Werfen, bei dem mir der Pfad im Schatten nicht untergekommen ist, und doch kann ich mir nicht denken, dass unser Pfad nun weniger überschattet ist. Darin, siehst du, liegt die Gefahr eines Versuchs, einfache Antworten aus den Knochen herauszulesen.«
    Simon stand auf. »Ich begreife nicht viel von dem,

Weitere Kostenlose Bücher