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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Schwert Dorn gehörte ihm ebenso wenig, wie Simon selbst Herr Camaris war, der berühmteste Träger der Klinge. Und das Wichtigste, erkannte er und starrte seine mit Blasen bedeckten Fersen an, war, dass er überhaupt kein Pferd besaß.
    »Hier, Simon-Freund«, sagte Binabik und weckte ihn aus seinen schmerzlichen Tagträumen. »Ich habe dir einen Schluck Jagdwein gebracht.« Er hielt einen Lederschlauch in die Höhe, kleiner als der andere, der drüben im Kreis herumging.
    »Ich habe schon davon getrunken«, antwortete Simon und schnüffelte misstrauisch. »Es schmeckte wie – also, Haestan hat gesagt, es schmeckt wie Pferdepisse, und ich finde, er hat recht.«
    »Ach? Mich dünkt, Haestan hat seine Ansicht über Kangkang inzwischen geändert.« Binabik lachte und wies mit dem Kopf nach dem Kreis der Trinker. Der Erkynländer und Sludig hatten sich zu den Trollen gesellt; gerade nahm Haestan einen herzhaften Zug aus dem Schlauch. »Aber das hier ist kein Kangkang«, erläuterte Binabik und drückte Simon den Schlauch in die Hand. »Es ist Jagdwein. Den Männern meines Volkes ist es nicht gestattet, ihn zu trinken – außer solchen wie mir, die manchmal aus heilkundlichen Gründen davon Gebrauch machen. Unsere Jägerinnen trinken ihn, wenn sie die ganze Nacht fern von den Höhlen bleiben und sich wachhalten müssen. Er ist besonders gut für müde und schmerzende Gliedmaßen und Ähnliches.«
    »Mir geht es großartig«, bemerkte Simon und musterte den Trinkschlauch skeptisch.
    »Das ist nicht der Sinn meiner Gabe.« Binabik wurde allmählich ärgerlich. »Sei verständig! Es ist selten, dass jemand von diesem Jagdwein trinken darf. Wir sitzen jetzt hier zusammen und feiern unser Glück, weil wir eine schwierige Reise ohne Verluste und Verwundungen hinter uns gebracht haben. Wir feiern ein kleines Stück Sonne und hoffen auf ein wenig Glück für den Rest unseres Weges. Außerdem ist es eine Art Geschenk, Simon. Sisqinanamook möchte es dir geben.«
    Simon sah zu der Trolljungfrau hinüber, die sich lachend mit den anderen Jägerinnen unterhielt. Sie lächelte und hob wie grüßend den Speer.
    »Das tut mir leid«, sagte Simon. »Ich hatte dich nicht richtig verstanden.« Er hob den Schlauch und trank. Die süße, ölige Flüssigkeit rollte durch seine Kehle. Er hustete und spürte gleich darauf ihre beruhigende Wärme im Magen. Er nahm einen zweiten Schluck und behielt ein wenig davon im Mund, um festzustellen, woran ihn der Geschmack erinnerte. »Woraus besteht er?«, fragte er.
    »Beeren von den Almen am Blauschlammsee, wohin meine Stammesgenossen bald ziehen werden. Beeren und Zähne.«
    Simon wusste nicht, ob er richtig gehört hatte. »Beeren und was?«
    »Zähne.« Binabik grinste und zeigte die eigenen gelben Beißer.»Schneebärenzähne. Zu Pulver zermahlen natürlich. Um Kraft und Ruhe für die Jagd zu gewinnen.«
    »Zähne …« Simon erinnerte sich daran, dass es sich hier um ein Geschenk handelte, und dachte einen Augenblick nach, ehe er weiterredete. Eigentlich gab es ja auch an Zähnen nichts auszusetzen; er hatte selbst den ganzen Mund voll davon. Der Jagdwein schmeckte ganz und gar nicht schlecht und erzeugte ein tröstliches Prickeln im Bauch. Er hob den Schlauch vorsichtig an und nahm einen letzten Zug. »Beeren und Zähne«, meinte er und reichte den Schlauch zurück. »Sehr gut. Wie heißt ›danke‹ auf Qanuc?«
    Binabik sagte es ihm.
    »Guyop!« , rief Simon zu Sisqi hinüber, die lächelnd mit dem Kopf nickte, während ihre Gefährtinnen von neuem in schrilles Gelächter ausbrachen und die Gesichter im Pelz ihrer Kapuzen versteckten. Eine Weile saßen Simon und Binabik still nebeneinander und genossen die Wärme. Simon fühlte, wie der Jagdwein angenehm durch seine Adern floss, so dass selbst die einschüchternden unteren Hänge des Sikkihoq, die noch vor ihnen lagen, einen freundlichen Eindruck machten. Unten verlor sich der Berg in einer zerknitterten Steppdecke schneebedeckter Hügel, die an seinem Fuß in die Einförmigkeit der Öde überging, aus der nur wenige Bäume hervorragten wie Stacheln.
    Als Simon sich umdrehte, um die Gegend zu inspizieren, fiel ihm der Namyet, ein Nachbarberg des Sikkihoq, ins Auge, der in der flüchtigen Klarheit des hellen Nachmittags nur einen Steinwurf von seiner linken Seite entfernt zu liegen schien. Seine Flanken trugen Falten mit langen, blauen, senkrechten Schatten. Der weiße Gipfel funkelte in der Sonne.
    »Leben dort auch Trolle?«, fragte

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