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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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antwortete der Archivar und zupfte verlegen an seiner Augenklappe, wobei er fast den Arm voll Blätter verlor. »Ich wollte nicht, dass Ihr stehen bleiben solltet. Ich kann lesen und trotzdem Schritt halten.«
    »Noch einmal: Ihr werdet Euch wehtun. Lest.«
    Aber noch bevor Strangyeard anfangen konnte, wurden sie von den ersten Nachzüglern unterbrochen.
    »Gepriesen sei der Herr!«, rief Isorn. Er und Deornoth kämpften sich durch die Bäume am Hang. »Wir sind aus dem verfluchten Wald heraus und auf freiem Land!« Vorsichtig setzten die beiden die Trage nieder, die sie geschleppt hatten, froh, Sangfugols Last einen Augenblick los zu sein. Durch die Behandlung der Zauberfrau machte die Genesung des Harfners zwar gute Fortschritte, und er erholte sich schnell von der Wunde, die zu einer tödlicher Blutvergiftung hätte führen können; aber trotzdem war er noch nicht fähig, mehr als einige Stunden am Stück zu laufen.
    Geloë drehte sich um. »Preist Gott, so viel Ihr wollt«, warnte sie, »aber vielleicht werden wir den Verlust der schützenden Bäume schon bald bedauern.«
    Jetzt hinkte der Rest der Gesellschaft zwischen den Bäumen hervor. Prinz Josua stützte Strupp, der verwirrt und stumm vor sich hin trottete; der alte Mann hatte die Augen nach oben gerichtet, als schaue er in einen fernen, hinter der Nebeldecke der Wolken verborgenen Himmel. Hinter ihnen folgten Vara und Herzogin Gutrun.
    »Viele Jahre ist es her, dass ich die Thrithinge gesehen habe«, sagte Josua, »selbst diesen zahmeren Teil. Ich hatte fast vergessen, wie schön sie sind.« Sinnend schloss er die Augen und öffnete sie dann wieder, um nach dem verschwommenen Horizont zu spähen. »Kein anderes Land in ganz Osten Ard gleicht diesem – manche nennen es ›Gottes Tischplatte‹.«
    »Wenn das wirklich Gottes Tischplatte ist, mein Prinz«, erklärte Sangfugol mit mattem Lächeln, »dann spielt er darauf mit uns als Würfeln. Ädon hilf, mein Beruf ist es, von Hans Mundwald und seinen kecken Räubern Lieder zu singen, nicht aber, wie sie im Wald herumzustreunen.« Er stand mühsam von der Bahre auf. »Ich muss von diesem holpernden, bockenden Folterinstrument herunter und mich hinsetzen – nein, das Gras tut mir gut. Ich habe mehr Angst vor meinem verletzten Bein als vor der Feuchtigkeit.«
    »Das nennt man Dankbarkeit«, brummte Isorn lächelnd. »Ich glaube, ich muss dich einmal wirklich aufbocken, damit du weißt, wie das ist, Harfner. «
    »Also gut«, stimmte Josua zu. »Rasten wir. Bleibt aber in der Nähe,und wer sich mehr als eine Steinwurfweite entfernen will, nimmt einen anderen mit.«
    »So wären wir also dem Wald entkommen«, seufzte Deornoth. »Wenn das doch Einskaldir noch erlebt hätte.« Er dachte an das Grab des Rimmersmannes auf einer stillen Lichtung des Shisae’ron, ein schlichter Hügel, nur mit seinem Helm und Strangyeards hölzernem Baum gekennzeichnet. Nicht einmal Geloës Künste hatten es vermocht, ihn von den furchtbaren Wunden zu heilen, die er erlitten hatte, als er ihre Flucht vor den Nornen anführte. Nun lag der wilde Einskaldir für immer an einem Ort unendlicher Ruhe. »Ein finsterer Bastard war er, Gott hab ihn selig.« Deornoth schüttelte den Kopf. »Nie gab er auf. Trotzdem hat er wahrscheinlich gedacht, wir würden es nicht schaffen.«
    »Ohne ihn hätten wir das auch nicht«, sagte Isorn. »Er ist ein weiterer Punkt auf der Liste.«
    »Der Liste?«
    »Der Liste dessen, was wir unseren Feinden heimzahlen werden – Skali und Elias und allen anderen.« Isorns breites Gesicht war hart. »Blutfehde schulden wir ihnen. Eines Tages werden sie für alles bezahlen. Und an diesem Tag wird Einskaldir vom Himmel her zusehen. Und lachen.«
    Deornoth fiel dazu keine Antwort ein. Wenn Einskaldir wirklich vom Himmel auf Schlachten herunterschauen konnte, dann würde er lachen. Aber trotz aller Frömmigkeit schien es irgendwie schade, dass Einskaldir nicht in den alten Heidenzeiten von Rimmersgard gelebt hatte und nun gezwungen sein würde, die Ewigkeit in der ruhigeren Heimstatt des ädonitischen Paradieses zu verbringen.
    Während die anderen hierhin und dorthin liefen, sagte Vara leise etwas zu Herzogin Gutrun und ging dann den kleinen Hang hinunter, hinein in das feuchte Grasland. Sie bewegte sich wie im Traum, den Blick ins Leere gerichtet. Ziellos, immer wieder stehen bleibend, wanderte sie durch die nassen Halme.
    »Vara!«, rief Josua mit schärferer Stimme als gewöhnlich. »Geh nicht allein! Der Nebel ist

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