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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Griff unter seinen Fingern zu fühlen. Josua kroch weiter, um die Übrigen zu wecken.
    »Wo ist die Zauberfrau?«, flüsterte Deornoth, aber der Prinz war schon außer Hörweite. Er schlich hinüber zu Strangyeard. Der ältere Mann, der nicht sehr fest geschlafen hatte, war sofort wach.
    »Seid still«, murmelte der Ritter, »es kommen Reiter.«
    »Wer ist es?«, fragte Strangyeard. Deornoth schüttelte den Kopf.
    Die Herankommenden, noch immer fast nur als Schatten sichtbar, teilten sich fast lautlos in einzelne Gruppen auf und umzingelten das Lager in einem großen Kreis. Deornoth musste ihre lautlose Reitkunst bewundern, während er zugleich den Mangel an Bogen und Pfeilen bei seinen eigenen Leuten verwünschte. Es war sinnlos, mit dem Schwert gegen berittene Männer zu kämpfen – sofern es sich überhaupt um Männer handelte. Er glaubte, zwei Dutzend Angreifer zählen zu können, obwohl im Zwielicht jede Schätzung zweifelhaft bleiben musste.
    Deornoth stand auf. Ein paar verschwommene Gestalten in seiner Nähe taten es ihm gleich. Neben ihm zog Josua Naidel aus der Scheide; das plötzliche Zischen von Metall auf Leder war laut wie ein Schrei. Die Berittenen ringsum zügelten die Pferde, und einen Augenblick lang war es völlig still. Nur einen Steinwurf weit entfernt hätte man nicht vermuten können, dass sich überhaupt jemand hier aufhielt, ganz zu schweigen von zwei kampfbereiten Scharen.
    Eine Stimme brach das Schweigen.
    »Eindringlinge! Ihr befindet euch auf dem Land des Stammes Mehrdon! Legt eure Waffen nieder!«
    Feuerstein klirrte auf Stahl, dann flammte hinter den vordersten Reitern eine Fackel auf und warf ihre langen Schatten über den Lagerplatz. Männer in Kapuzenmänteln umringten Josua und seine Gefährten mit einem Kreis aus Speeren.
    »Legt eure Waffen nieder!«, wiederholte die Stimme in schwerfälligem Westerling. »Ihr seid Gefangene der Randwächter. Wenn ihr Widerstand leistet, werden wir euch töten.« Weitere Fackeln loderten auf. Die Nacht war plötzlich voller bewaffneter Schatten.
    »Barmherziger Ädon!«, sagte Herzogin Gutrun aus irgendeiner Ecke. »Süße Elysia, was soll das werden!«
    Eine große Gestalt schob sich auf sie zu – Isorn, der seine Mutter trösten wollte.
    »Keine Bewegung!«, bellte die körperlose Stimme. Gleich darauf kam einer der Reiter langsam vorwärts. Auf seiner gesenkten Speerspitze glitzerte Fackelschein. »Ich höre Frauen«, sagte er. »Macht keine Dummheiten, dann werden wir sie schonen. Wir sind keine Unmenschen.«
    »Und was geschieht mit den anderen?«, fragte Josua und trat ebenfalls ins Licht. »Es sind Verwundete und Kranke unter uns. Was habt ihr mit uns vor?«
    Der Reiter lehnte sich hinab und musterte Josua. Dabei zeigte er für einen Augenblick das Gesicht unter der Kapuze. Seine Züge waren breit, die Wangen vernarbt und er trug einen struppigen, in Zöpfe geflochtenen Bart. An seinen Armen klirrten schwere Armbänder. Deornoth merkte, wie seine Anspannung ein wenig nachließ. Wenigstens waren ihre Feinde sterbliche Menschen.
    Der Reiter spuckte ins dunkle Gras. »Ihr seid Gefangene. Ihr stellt keine Fragen. Der Mark-Than wird entscheiden.« Er rief seine Kameraden. »Osbern! Kunret! Treibt sie zum Abmarsch zusammen!« Er ließ sein Pferd einen Schwenk machen, um zu beaufsichtigen, wie Josua, Deornoth und die Übrigen mit gezückter Speerspitze in den Ring der Fackeln gescheucht wurden.
    »Euer Mark-Than wird unzufrieden sein, wenn ihr uns misshandelt«, sagte Josua.
    Der Anführer lachte. »Aber noch viel unzufriedener, wenn ihr nicht bis Sonnenhoch bei den Wagen seid!« Einen der anderen Reiter fragte er: »Alle?«
    »Alle, Hotvig. Sechs Männer, zwei Frauen, ein Kind. Nur einer, der nicht laufen kann.« Er wies mit dem Speerende auf Sangfugol.
    »Setzt ihn auf ein Pferd«, befahl Hotvig. »Notfalls legt ihn querüber den Sattel. Wir müssen uns beeilen.« Als man sie mit Speerstößen in Marsch setzte, schob sich Deornoth näher an Josua heran. »Es hätte schlimmer kommen können«, flüsterte er dem Prinzen zu. »Statt der Thrithingmänner hätten uns auch die Nornen fangen können.«
    Der Prinz antwortete nicht. Deornoth berührte seinen Arm und spürte unter seinen Fingern Muskeln, die angespannt waren wie Fassdauben. »Was habt Ihr, Prinz Josua? Haben sich die Thrithingmänner Elias angeschlossen? Herr?«
    Einer der Reiter sah zu ihnen hinunter, den Mund zu einem unfrohen, zahnlückigen Grinsen verzogen. »Ruhe, Steinhäusler!«,

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