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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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dass er damit vielleicht mehr Aufsehen erregen könnte, als für sie alle gut war. Trotzdem nagte es an ihm. So viele Opfer hatten sie gebracht, um dieses schwarze Schwert zu erringen, und nun musste man es am Sattel festgeschnallt lassen wie einen alten Besenstiel.
    »Binabik«, sagte er leise und wies auf die verhüllte Klinge. »Meinst du …?«
    Der Troll schüttelte den Kopf. »Kein Grund zur Besorgnis, gewisslich«, flüsterte er. »Und selbst wenn die Kinder es stehlen wollten, dürfte ihnen das Wegschleppen schwerfallen.«
    Die große Tür glitt langsam auf. Der kleine Vren stand auf der Schwelle. »Kommt herein, Männer. Skodi sagt, kommt herein.«
    Binabik stieg ab. Qantaqa sog einen Augenblick witternd die Luft ein und sprang dann in die Richtung zurück, aus der sie gekommenwaren. Hingerissen beobachteten die Kinder am Feuer ihren Abgang.
    »Lasst sie jagen«, sagte Binabik. »Sie ist nicht glücklich im Inneren eines Menschenhauses. Komm, Simon, man bietet uns Gastlichkeit an.« Er ging an Sludig vorbei und folgte Vren nach innen.
    Im Kamin krachte und knisterte ein Feuer, fast so groß wie das Lagerfeuer draußen im Torhof. Es warf wilde, flackernde Schatten auf den von Spinnweben überzogenen Putz der Wände. Simons erster Eindruck von dem Raum war der eines Tierbaus. Große Haufen von Kleidung, Stroh und anderen, weniger alltäglichen Dingen waren wahllos in jeder schmutzigen Ecke aufgehäuft.
    »Willkommen, Fremde«, sagte jemand. »Ich bin Skodi. Habt ihr irgendetwas zu essen? Die Kinder sind sehr hungrig.«
    Sie saß in einem Sessel dicht am Feuer. Mehrere Kinder, jünger als die im Hof, kletterten auf ihrem Schoß herum oder saßen zu ihren Füßen. Simon dachte zuerst, auch sie sei ein Kind, merkte aber bald, dass sie so alt war wie er, vielleicht sogar ein wenig älter. Ihr weißblondes Haar, farblos wie Spinnenseide, umrahmte ein rundes Gesicht, das trotz einiger Hautunreinheiten durchaus hübsch hätte sein können, wenn sie nicht so dick gewesen wäre. Die blassblauen Augen starrten die Ankömmlinge mit einem beinahe hungrigen Ausdruck an.
    Sludig musterte sie misstrauisch. Er fühlte sich nicht wohl in diesem kleinen vollgestopften Zimmer. »Essen? Wir haben nur sehr wenig, Frau.« Er überlegte kurz. »Aber wir teilen es gern mit Euch.«
    Sie winkte leicht mit der Hand. Ihr rundlich-rosiger Arm hätte fast ein schlafendes Kleinkind weggeschleudert. »Es ist nicht so wichtig. Irgendwie schaffen wir es doch immer.« Wie Sludig vorausgesagt hatte, sprach sie das Westerling mit starkem Rimmersgard-Akzent. »Setzt euch und erzählt mir, was es in der Welt Neues gibt.« Stirnrunzelnd kräuselte sie die roten Lippen. »Vielleicht ist irgendwo noch etwas Bier. Ihr Männer trinkt gern Bier, nicht wahr? Vren, such das Bier. Und wo sind die Eichnüsse, nach denen ich dich geschickt habe?«
    Sludig sah plötzlich auf. »Oh.« Verlegen holte er Vrens Eicheln aus der Manteltasche.
    »Gut«, meinte Skodi. »Jetzt Bier.«
    »Ja, Skodi.« Vren huschte einen Gang aus aufgestapelten Schemeln hinunter und verschwand in den Schatten.
    »Wie, wenn wir fragen dürfen, ist es möglich, dass Ihr hier draußen leben könnt?«, erkundigte sich Binabik. »Scheint es mir doch ein Ort von großer Einsamkeit zu sein.«
    Skodi hatte ihn aufmerksam gemustert. Jetzt hoben sich erstaunt ihre Brauen. »Ich dachte, du wärst ein Kind!« Sie klang enttäuscht. »Und dabei bist du ein kleiner Mann!«
    »Qanuc, Herrin.« Binabik deutete eine Verbeugung an. »Was Euer Volk ›Trolle‹ nennt.«
    »Ein Troll!« Sie klatschte aufgeregt in die Hände. Diesmal rutschte tatsächlich eines der Kinder von ihrem runden Schoß und landete in den zu ihren Füßen liegenden Decken. Das Kleine wachte nicht auf, und ein anderes krabbelte geschwind an ihr empor, um seinen Platz einzunehmen. »So etwas Wundervolles! Wir haben noch nie einen Troll hier gehabt!« Sie drehte sich um und rief ins Dunkel: »Vren! Wo ist das Bier für die Männer?«
    »Wo kommen die vielen Kinder her?«, fragte Simon staunend. »Gehören sie alle Euch?«
    Die Miene des Mädchens wurde kälter. »Ja. Jetzt ja. Ihre Eltern wollten sie nicht mehr, darum behält sie Skodi.«
    »Aha.« Simon war verdutzt. »Nun, das ist wirklich gütig von Euch. Aber wie ernährt Ihr sie? Ihr sagtet, sie hätten Hunger.«
    »Ja, es ist gütig«, erwiderte Skodi, jetzt mit einem Lächeln. »Es ist gütig von mir, aber so habe ich es gelernt. Der Herr Usires hat gesagt, dass man die Kinder

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