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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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hinter ihr her wie eine Rauchfahne.
    Ein paar Minuten vergingen. Simon und Sludig ritten langsam zwischen den verschneiten Kuppen dahin. Sie schwiegen. Simon starrte auf das warme Licht, das durch die Wipfel der Bäume glänzte. Er war in eine Art seichten Wachtraum verfallen, aus dem ihn das plötzliche Wiederauftauchen des Trolls emporschreckte. Qantaqa grinste von Ohr zu Ohr. Die rote Zunge hing ihr aus dem Maul.
    »Es ist ein altes Kloster, dünkt mich«, erklärte Binabik, dessen Gesicht im Schatten seiner Kapuze fast unsichtbar war. »Im Torhof brennt ein großes Lagerfeuer, an dem mehrere Leute sitzen, aber es scheinen Kinder zu sein. Ich habe keine Anzeichen von Pferden oder von einem Hinterhalt bemerkt.«
    Schweigend setzten sie ihren Weg bis zur Höhe eines kleinen Hügels fort. Unten vor ihnen brannte auf einer von Bäumen umsäumten Lichtung das Feuer, um das einige kleine Gestalten herumtanzten.Dahinter ragten die rötlich gefärbten Steinmauern des Klosters auf. Der Mörtel war vielfach abgeplatzt. Es war ein sehr altes Gebäude, das unter den Unbilden des rauhen Wetters gelitten hatte. Das lange Dach war an mehreren Stellen eingefallen, und die Löcher gähnten die Sterne an wie Mäuler. Von den ringsum wachsenden Bäumen hatten viele ihre Äste mitten in die kleinen Fenster geschoben, als wollten sie vor der Kälte fliehen.
    Während sie noch so dasaßen und hinabschauten, rutschte Vren unter Simons Mantel hervor und sprang vom Sattel. Er fiel in den Schnee, stand auf und schüttelte sich wie ein Hund, um dann zum Feuer hinunterzurennen. Ein paar der kleinen Gestalten begrüßten ihn mit Freudenrufen. Vren blieb kurz bei ihnen stehen, wobei er aufgeregt mit den Armen fuchtelte, drängte sich dann durch die Vordertür des Klosters und verschwand im warmen Glühen.
    Als eine ganze Weile vergangen war, ohne dass jemand sich sehen ließ, warf Simon Binabik und Sludig einen fragenden Blick zu.
    »Eindeutig scheint es sein Heim zu sein«, meinte Binabik.
    »Wollen wir weiterreiten?«, fragte Simon und hoffte, sie würden nein sagen. Sludig musterte ihn und gab dann ein ärgerliches Brummen von sich.
    »Es wäre töricht, auf die Möglichkeit einer warmen Nacht zu verzichten«, gab der Rimmersmann unwillig zu. »Und es ist auch Zeit für uns, das Lager aufzuschlagen. Aber kein Wort davon, wer wir sind und was wir hier tun. Wenn jemand fragen sollte, sind wir aus der Garnison von Skoggey entlaufene Soldaten.«
    Binabik grinste. »Ich billige deine Vernunft, wiewohl ich stark bezweifle, dass mich jemand für einen Rimmersmann-Krieger halten wird. Gehen wir uns Vrens Zuhause anschauen.«
    Sie galoppierten hinab in die Senke. Die kleinen Gestalten, insgesamt vielleicht ein halbes Dutzend, hatten ihr Tanzspiel wieder aufgenommen. Als Simon und die anderen näher kamen, hörten sie damit auf und standen schweigend da. Es waren nur zerlumpte Kinder, wie Binabik berichtet hatte.
    Alle Augen waren auf die Neuankömmlinge gerichtet. Simon hatte das Gefühl, ganz genau betrachtet zu werden. Die Kinder waren zum Teil nur drei oder vier Jahre alt, einige schienen aber auchVrens Jahrgang zu sein oder noch etwas älter. Sie gehörten keinem einheitlichen Typus an. Es gab ein kleines Mädchen, das Vrens schwarzes Haar und dunkle Augen hatte, aber auch zwei oder drei, die so blond waren, dass sie nur aus Rimmersgard stammen konnten. In allen Gesichtern stand großäugige Vorsicht. Als Simon und seine Freunde abstiegen, drehten sich in einer einzigen Bewegung alle Köpfe nach ihnen. Niemand sprach ein Wort.
    »Hallo«, sagte Simon. Der ihm zunächst stehende Junge starrte ihn mürrisch an. Sein Gesicht flackerte im Feuerschein. »Ist eure Mutter da?« Der Junge glotzte nur.
    »Das Kind, das wir hergebracht haben, ist nach drinnen gegangen«, meinte Sludig. »Dort sind bestimmt auch die Erwachsenen.« Nachdenklich wog er den Speer in den Händen. Ein Dutzend Augen verfolgten wachsam jede Bewegung. Der Rimmersmann trat mit dem Speer an die Klostertür, die Vren hinter sich zugeschlagen hatte, und lehnte die Waffe gegen den geborstenen Mörtel der Wand.
    Er warf seinem stummen Publikum einen bedeutungsvollen Blick zu. »Niemand fasst das an!«, befahl er. »Verstanden? Gjal es, Künden!« Er klopfte auf das in der Scheide steckende Schwert, hob die Faust und hämmerte an die Tür. Simon sah nach hinten zu Dorn, einem in Felle gehüllten Bündel auf einem der Packpferde. Er überlegte, ob er es mitnehmen sollte, fand dann aber,

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