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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Sinn hätte. Der König und Pryrates werden tun, was ihnen beliebt. Das Volk wird abwarten, wie sich die Dinge entwickeln. Elias ist nicht der erste Herrscher, der sich den Unwillen der Mutter Kirche zuzieht.«
    »Warum dann das Ganze? Warum stellen wir uns gegen ihn?«
    Ranessin sah ihn aus klugen Augen an. »Du redest, als hättest du nicht selbst von ganzem Herzen auf diese Exkommunikation gehofft. Du weißt es selbst am allerbesten, Dinivan: Wir müssen den Mund auftun, wenn das Böse sich zeigt, ganz gleich, ob Hoffnung auf Besserung besteht oder nicht.« Er schloss das Buch vor sich. »Ich bin wirklich selbst zum Lesen zu müde. Sag mir die Wahrheit, Dinivan. Besteht noch ein wenig Hoffnung?«
    Der Priester schaute ihn überrascht an. »Wieso fragt Ihr mich, Heiligkeit?«
    »Schon wieder stellst du dich so naiv, mein Sohn. Ich weiß, dass es viele Dinge gibt, mit denen du einen erschöpften alten Mann nicht belasten möchtest. Ich weiß auch, dass deine Zurückhaltung gute Gründe hat. Aber sage mir nach all dem, was du aus deinen eigenen Quellen weißt: Gibt es Hoffnung?«
    »Es gibt immer Hoffnung, Heiligkeit. Das habt Ihr selbst mich gelehrt.«
    »Aah.« Ranessins Lächeln war seltsam befriedigt. Er legte sich in seine Kissen zurück.
    Dinivan wandte sich an den jungen Messdiener, der am Fuß von Ranessins Bett schlief. »Achte unbedingt darauf, dass du die Tür hinter mir verriegelst, wenn ich jetzt gehe.« Der Jüngling, der schon halb geschlafen hatte, nickte. »Und lass heute Nacht niemanden in dieses Zimmer.«
    »Nein, Vater, gewiss nicht.«
    »Gut.« Dinivan trat an die schwere Tür. »Gute Nacht, Heiligkeit. Gott sei mit Euch.«
    »Und mit dir«, erwiderte Ranessin gedämpft aus seinen Kissen. Als Dinivan in den Korridor heraustrat, schlurfte der Messdiener herbei, um die Tür hinter ihm ins Schloss zu drücken.
    Die Halle war noch schwächer erleuchtet als das Schlafgemach des Lektors. Dinivan sah sich besorgt um, bis er die vier Wachen entdeckte, die vor der dunklen Wand strammstanden, die Schwerter in ihren Scheiden an der Seite, Spieße in der gepanzerten Faust. Erleichtert atmete er auf und schritt durch den langen, hochgewölbten Korridor auf sie zu. Vielleicht war es doch besser, noch vier zusätzliche Wachen anzufordern. Er würde erst dann wieder an dieSicherheit des Lektors glauben, wenn Pryrates zu Hause auf dem Hochhorst saß und der verräterische Benigaris in den herzoglichen Palast zurückgekehrt war.
    Als er sich den Wachen näherte, rieb er sich die Augen. Er fühlte sich wirklich sehr müde, erschöpft und ausgelaugt. Er wollte nur noch ein paar Sachen aus seiner Studierstube holen und dann zu Bett gehen. Nur wenige Stunden, dann würde schon der Morgengottesdienst beginnen.
    »He, Hauptmann«, sagte er zu dem Soldaten im weißen Helmbusch. »Ich denke, es wäre am besten, wenn Ihr noch … wenn Ihr noch …« Verdutzt brach er ab. Die Augen des Wächters glühten wie Nadelspitzen aus der Tiefe des Helms, aber sie waren starr auf einen Punkt hinter Dinivan gerichtet, ebenso die Augen der anderen Wachen. Alle standen reglos wie Bildsäulen. »Hauptmann?« Er berührte den Arm des Mannes, der hart wie Stein war. »In Usires Ädons Namen«, murmelte Dinivan, »was geht hier vor?«
    »Sie sehen und hören dich nicht.«
    Die schnarrende Stimme kannte er. Dinivan fuhr herum und sah am anderen Ende des Ganges etwas Rotes schimmern.
    »Teufel! Was hast du getan?«
    »Sie schlafen«, lachte Pryrates. »Morgen früh werden sie sich an nichts erinnern. Wie die Schurken an ihnen vorbeikamen, um den Lektor zu töten, wird ein Geheimnis bleiben. Vielleicht wird es manchen Menschen sogar – zum Beispiel den Feuertänzern – wie ein Schwarzes Wunder vorkommen.«
    Wie Schlangengift durchdrang die Furcht Dinivans Körper und mischte sich mit seinem Zorn. »Du wirst den Lektor nicht anrühren.«
    »Und wer will mich daran hindern?« Pryrates’ Lachen wurde verächtlich. »Versuch, was du willst, kleiner Wicht. Schrei, wenn es dich danach verlangt. Niemand wird hören, was in diesem Gang geschieht, solange ich hier bin.«
    »Dann werde ich selbst dich aufhalten.« Dinivan griff in sein Gewand und zog den Baum hervor, den er um den Hals trug.
    »Oh, Dinivan, du hast deinen Beruf verfehlt.« Der Alchimist kam näher. Im Licht der Fackel glänzte die Wölbung seines haarlosen Schädels wie poliert. »Statt Sekretär des Lektors zu werden, hättestdu dir eine Stellung als Gottes Hofnarr suchen sollen. Du

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