Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2
bedroht die Heimat unserer Wahl! Ich sehne mich nach Antwort auf meine Fragen … Fragen, die uns vielleicht allen Rettung bringen können!«
»Herrin!«
Erst jetzt merkte Maegwin, dass Eolair ihre Mitte eng umfasst hielt. »Es wird mir nichts tun«, erklärte sie. Sie wehrte sich gegen seine starken Arme und trat ein Stück näher an den Stein heran. »Welche Fragen?«, rief sie. »Wir sind Hernystiri. Ich bin König Lluth-ubh-Llythinns Tochter! Wer bist du? Bist du im Stein? Bist du in dieser Stadt?«
Das Licht des Steins wurde matter und begann zu flackern. Nach einer Pause kam die Stimme wieder, jetzt gedämpfter als vorher.» Seid ihr Tinukeda’ya? Ich höre euch nur ganz schwach«, sagte die Frau. »Es ist zu spät! Ihr werdet immer leiser. Wenn ihr noch versteht und uns gegen einen gemeinsamen Feind beistehen wollt, dann kommt zu uns nach Jao é-Tinukai’i. Einige von euch müssen wissen, wo es liegt.« Ihre Stimme wurde noch leiser, bis sie kaum mehr als ein Flüstern war, das Maegwin in den Ohren kitzelte. »Viele suchen nach den drei Großen Schwertern. Hört zu! Es könnte unser aller Rettung sein, oder unser Untergang.« Der Stein pulsierte. » Das ist alles, was der Hain der Tanzenden Jahre mir sagen konnte, alles, was die Blätter singen wollten … « Verzweiflung erfüllte die sterbende Stimme. »Ich habe versagt. Allzu schwach bin ich geworden. Erste Großmutter hat versagt … nur Dunkelheit sehe ich vor uns …«
Endlich verstummten die leisen Worte. Vor Maegwins Blick verdunkelte sich der sprechende Stein, bis nur ein blasser Schimmer zurückblieb. »Ich konnte ihr nicht helfen, Eolair.« Sie fühlte sich vollkommen leer. »Wir haben nichts getan. Und sie war so traurig!« Sanft gab Eolair sie frei. »Wir verstehen zu wenig von diesen Dingen, um jemandem helfen zu können, Herrin«, gab er milde zu bedenken. »Wir brauchen selbst Hilfe.«
Maegwin trat zurück. Sie verbiss sich zornige Tränen. Hatte er nicht die Güte der Frau, ihr Leiden gespürt? Maegwin war zumute, als hätte sie einen wundervollen Vogel gesehen, der gerade außerhalb ihrer Reichweite in einer Falle zappelte.
Als sie sich wieder zu Eolair umdrehte, gewahrte sie erstaunt, dass hinter ihm in der Dunkelheit Funken aufblitzten. Sie blinzelte, aber es war kein Trugbild ihrer geblendeten Augen. Eine Prozession matter Lichter bewegte sich durch die Mittelgänge der dunklen Arena auf sie zu.
Eolair war ihrem Blick gefolgt. »Bei Murhaghs Schild!«, fluchte er. »Ich wusste, dass ich recht hatte, diesem Ort zu misstrauen!« Er tastete nach dem Schwertgriff. »Hinter mich, Maegwin!«
»Mich vor denen verstecken, die uns retten wollen?« Sie duckte sich unter seinem Griff weg. Die tanzenden Lichter kamen immer näher. »Es sind die Sithi! Endlich!« Die Lichter, rosa und weiß, flimmerten wie Glühwürmchen. Maegwin trat einen Schritt vor. »Friedliche!«, rief sie. »Eure alten Bundesgenossen brauchen euch!«
Die Worte, die aus den Schatten flüsterten, stammten aus keinersterblichen Kehle. Maegwin, von wilder Erregung erfüllt, war nun sicher, dass ihre Träume die Wahrheit gesagt hatten. Die neue Stimme sprach ein uraltes Hernystiri, wie man es seit Jahrhunderten nicht mehr unter dem Sonnenlicht gehört hatte. Merkwürdigerweise lag ein ganz leiser Unterton von Furcht in den Worten.
»Staub und Asche sind unsere Bundesgenossen, so wie die meisten unseres eigenen Volkes. Was seid ihr für Wesen, dass ihr den Scherben nicht fürchtet?«
Langsam schritten der Sprecher und seine Begleiter ins Licht. Maegwin, die auf alles gefasst zu sein geglaubt hatte, schien es, als wankten unter ihr die Grundfesten der Erde. Sie umklammerte Eolairs Arm. Der Graf von Nad Mullach stieß ein überraschtes Zischen aus.
Es waren vor allem ihre Augen, die den beiden so seltsam vorkamen, große, runde Augen ohne Weiß. Die vier Ankömmlinge, die da ins Lampenlicht blinzelten, sahen aus wie verängstigte Tiere auf einer nächtlichen Waldlichtung. So groß wie Menschen, aber quälend mager, hielten sie glänzende Stäbe aus einem durchscheinenden Edelgestein in den langen Spinnenfingern. Feines, fahles Haar umrahmte die knochigen Gesichter. Ihre Züge waren feingeschnitten, aber sie trugen grobe Kleidung aus Fellen und staubigem Leder, ausgebeult an Knien und Ellenbogen.
Eolairs Schwert fuhr scharrend aus der Scheide, rosig glänzend im Schimmer der Kristallstäbe. »Zurück! Wer seid ihr?«
Das vorderste Wesen tat einen Schritt zurück und blieb
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