Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2
bestickten Kissen, die auf den Bodenplanken verstreut lagen.
Der Mark-Than sah auf und spie in den Feuertrog. »Pah. Ich schlafe unter Sternen, wie vorher auch. Aber ich brauche einen Ort, der vor lauschenden Ohren sicher ist.« Er biss in die Keule und kaute energisch. »Ich bin kein Steinhäusler, der eine Schale braucht wie eine weichhäutige Schnecke.« Ein Knochenstück klapperte in den Trog.
»Es ist schon ziemlich lange her, dass ich hinter Mauern oder in einem Bett geschlafen habe, Fikolmij. Hast du mich herbringen lassen, um mich einen Weichling zu nennen? Wenn ja, dann sag, was du zu sagen hast, und lass mich zu meinen Leuten zurückgehen. Oder willst du mich töten lassen? Der Mann neben dir könnte recht gut ein Kopfabhacker sein.«
Fikolmij warf den abgenagten Knochen ins Feuer und grinste von Ohr zu Ohr. Seine Augen leuchteten rot wie die eines Ebers.
»Kennst du ihn nicht? Er kennt dich, nicht wahr, Utvart?«
»Ich kenne ihn.« Er hatte eine tiefe Stimme.
Der Mark-Than beugte sich vor und musterte den Prinzen lange und genau. »Beim Vierfüßigen!«, lachte er dann. »Prinz Josua hat mehr graue Haare als der alte Fikolmij! Das Leben in euren Steinhäusern lässt einen Mann schnell altern.«
Josua lächelte dünn. »Ich hatte einen anstrengenden Frühling.«
»Allerdings! Allerdings!« Fikolmij amüsierte sich köstlich. Er griff nach einer Schale und führte sie zum Mund.
»Was willst du von mir, Fikolmij?«
»Nicht ich will etwas von dir, Josua, obwohl du mich verraten hast. Es ist Utvart hier.« Er nickte seinem finster blickenden Nebenmann zu. »Wir haben vom Alter gesprochen. Utvart ist nur wenig jünger als du, aber er trägt noch keinen Männerbart. Weißt du, warum?«
Utvart bewegte sich und rieb die Finger am Schwertknauf. »Ich habe kein Weib«, grollte er.
Josua blickte von einem zum anderen, sagte aber nichts.
»Du bist ein kluger Mann, Prinz Josua«, begann Fikolmij langsam und nahm einen neuen, langen Zug aus seiner Schale. »Du verstehst, wo die Schwierigkeit liegt. Utvarts Braut ist gestohlen worden. Er hat geschworen, nicht zu heiraten, bis der Mann, der sie ihm genommen hat, tot ist.«
»Tot«, wiederholte Utvart.
Josuas Lippen kräuselten sich. »Ich habe niemandem die Braut gestohlen. Vara kam zu mir, als ich euer Lager bereits verlassen hatte. Sie flehte mich an, sie mitzunehmen.«
Fikolmij knallte die Schale auf den Boden. Dunkles Bier spritzte in den Feuertrog, der wie erschrocken aufzischte. »Verflucht sollst du sein! Hatte dein Vater keine Söhne? Welcher echte Mann versteckt sich hinter den Wünschen einer Frau? Ihr Brautpreis war festgesetzt! Alles war abgesprochen!«
»Vara hatte nicht eingewilligt.«
Der Mark-Than fuhr von seinem Hocker auf und starrte Josua an, als sei der Prinz ein giftiges Insekt. Fikolmijs sehnige Arme bebten. »Ihr Steinhäusler seid eine Pest. Eines Tages werden die Männer derFreien Thrithinge euch ins Meer treiben und eure verfaulten Städte mit Feuer säubern.«
Josua sah ihn gleichmütig an. »Das haben die Männer der Thrithinge schon einmal versucht. So haben wir uns ja kennengelernt, du und ich. Oder hast du die unbequeme Tatsache unseres damaligen Bündnisses vergessen, dass wir uns damals verbündet hatten – gegen dein eigenes Volk?«
Wieder spuckte Fikolmij aus und gab sich diesmal keine Mühe, auf den Trog zu zielen. »Es war eine Möglichkeit, meine Macht zu vergrößern. So ist es geschehen. Heute bin ich Fürst der Hoch-Thrithinge.« Er stierte Josua an, als wollte er ihn herausfordern, ihm zu widersprechen. »Außerdem war es ein Bündnis mit deinem Vater. Er war ein mächtiger Mann für einen Steinhäusler. Du bist sein matter Schatten.«
Josua verzog keine Miene. »Ich habe das Reden satt. Töte mich, wenn du willst, aber öde mich nicht an.«
Fikolmij sprang vor. Seine breite Faust fuhr krachend gegen Josuas Schläfe. Der Prinz brach in die Knie. »Stolze Worte, Wurm! Ich sollte dich wirklich mit eigenen Händen totschlagen!« Schwer atmend stand der Mark-Than vor ihm. » Wo ist meine Tochter?«
»Ich weiß es nicht.«
Fikolmij packte Josuas zerlumptes Hemd und zerrte ihn auf die Füße. Utvart sah aus beinahe verträumten Augen zu und schwankte dabei sacht hin und her. »Und es ist dir auch gleich, wie?«, schrie Fikolmij. »Beim Grasdonnerer, ich habe davon geträumt, dich zu zerschmettern – wie ich mich danach gesehnt habe! Erzähl mir von meiner Vara, Kinderdieb. Hast du sie wenigstens
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