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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Trotz seines dicken Bartes war er noch ein junger Mann, der die Zauberfrau mit offenem Unbehagen betrachtete, als er seinem Häuptling Bericht erstattete.
    »Die Gefangenen befinden sich nach wie vor auf der Stierkoppel.Keiner der Männer dort sah diese Frau fortgehen. Das Tor ist versperrt, und der Zaun hat keine Löcher.«
    Fikolmij brummte und winkte ab. »Ich weiß.« Er sah einen nachdenklichen Augenblick auf Geloë und lächelte dann langsam. »Komm her«, befahl er Hotvig und flüsterte dem Reiter etwas ins Ohr.
    »Es soll geschehen«, erwiderte Hotvig, warf noch einen unsicheren Blick auf Geloë und verließ den Wagen.
    »So«, meinte Fikolmij und lächelte breit, wobei eine Menge schiefer Zähne sichtbar wurde. »Du meinst also, ich sollte diesen Hund hier freilassen, damit er fortlaufen kann.« Er schob Josua mit dem Fuß zur Seite. Seine Tochter starrte ihn dafür hasserfüllt an. »Und wenn ich es nicht tue?«, erkundigte er sich vergnügt.
    Geloës Augen wurden schmal. »Ich habe es Euch gesagt, Mark-Than. Ich bin eine unangenehme Feindin.«
    Fikolmij gluckste vor sich hin. »Und was willst du mir antun, nachdem ich meinen Männern befohlen habe, die übrigen Gefangenen zu töten, wenn ich nicht bis zur nächsten Nachtwache selbst bei ihnen erscheine und etwas anderes sage?« Er klopfte sich zufrieden den Bauch. »Ich bezweifle nicht, dass du Zaubermittel und Sprüche kennst, die mir schaden könnten; aber jetzt hat jeder von uns die Klinge am Hals des anderen.« In der Wagenecke gab Utvart ein dumpfes Knurren von sich, als errege ihn diese Vorstellung.
    »Oh, Reiterfürst, möge die Welt von Leuten wie dir verschont bleiben«, meinte Geloë angewidert. »Ich hatte gehofft, ich könnte dich überzeugen, uns zu helfen – zu deinem Vorteil so gut wie zu unserem.« Sie schüttelte den Kopf. »Jetzt sind, wie du sagst, die Messer gezogen. Wer weiß, ob sie wieder in die Scheide zurückkehren werden, ohne den Tod vieler Menschen verursacht zu haben?«
    »Ich fürchte deine Drohungen nicht«, grollte Fikolmij.
    Geloë musterte ihn kurz und schaute dann auf Josua, der noch immer am Boden lag und mit merkwürdiger Gelassenheit beobachtete, was um ihn herum vorging. Endlich fiel ihr Blick auf Utvart. Der große Mann machte sein finsterstes Gesicht und fühlte sich unter ihren scharfen Augen erkennbar unbehaglich. »Trotzdem glaube ich, dass ich dir noch einen Gefallen tun kann, Mark-Than Fikolmij.«
    »Ich brauche keinen …«
    »Schweig!«, schrie Geloë. Der Mark-Than verstummte und ballte die Fäuste. Die geröteten Augen wollten ihm aus dem Kopf quellen. »Du bist im Begriff, eure eigenen Gesetze zu brechen«, sagt die Zauberfrau. »Die Gesetze der Hoch-Thrithinge. Ich will dir helfen, das zu vermeiden.«
    »Was redest du da für Wahnwitz, Teufelsweib!«, tobte Fikolmij. »Ich bin der Fürst der Stämme!«
    »Die Stammesräte ehren niemanden als Mark-Than, der ihre Gesetze bricht«, versetzte sie. »Widersprecht nicht, ich weiß es. Ich weiß vieles.«
    Mit weit ausholender Gebärde ließ Fikolmij eine Schale von seinem Hocker in die äußerste Wagenecke fliegen. Krachend zerbrach sie. »Was für ein Gesetz? Sag mir, welches, oder ich erwürge dich, und wenn du mich zehnmal zu Asche verbrennst!«
    »Das Gesetz von Brautpreis und Verlobung.« Geloë deutete auf Josua. »Du willst diesen Mann töten lassen. Aber er ist ihr Verlobter. Wenn ein anderer«, sie wies auf den dumpf vor sich hin brütenden Utvart, »sie haben will, muss er um sie kämpfen. Stimmt das nicht, Than?«
    Fikolmij grinste ein breites, ranziges Grinsen, das sich auf seinem Gesicht ausbreitete wie ein Fleck. »Du hast dich selbst übertölpelt, Einmischerin. Sie sind nicht verlobt. Josua hat es mit eigenem Munde bestätigt. Ich brauche kein Gesetz zu brechen, um ihn zu töten. Utvart ist bereit, den Brautpreis zu zahlen.«
    Geloë sah ihn scharf an. »Sie sind nicht verheiratet, und Josua hat sie nicht darum gebeten. So viel ist wahr. Aber hast du eure eigenen Bräuche vergessen, Fikolmij vom Hengststamm? Es gibt noch andere Arten der Verlobung.«
    Er spuckte aus. »Keine, es sei denn, er hätte mit ihr ein …« Er unterbrach sich. Ein plötzlicher Gedanke ließ ihn die Stirn runzeln. »Ein Kind?«
    Geloë schwieg.
    Vara blickte nicht auf. Das schwarze Haar verdeckte ihr Gesicht, aber die Hand, die die blutige Wange des Prinzen gestreichelt hatte, erstarrte.
    »Es ist wahr«, sagte sie nach einer Weile.
    In Josuas Gesicht regte sich etwas.

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