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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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zurückzogen. Tiamak unterdrückte einen Anfall von Schüttelfrost und stakte sein Flachboot langsam, aber zielstrebig in die Mitte des Flusslaufs, fort von den tiefhängenden Ästen.
    Die Sonne, die, als er zuletzt auf sie geachtet hatte, erst auf halber Höhe des Morgenhimmels gestanden hatte, war inzwischen erschreckend weit über den Meridian hinausgewandert. Er musste trotz der frühen Stunde im Sitzen eingeschlafen sein. Das Fieber hatte ihn sehr geschwächt. Im Augenblick schien es etwas gesunken zu sein, aber er fühlte sich immer noch äußerst matt, und das verletzte Bein brannte wie Feuer.
    Tiamaks unvermitteltes Auflachen klang roh und unangenehm. Der Gedanke, dass er noch vor zwei Tagen großartige Entschlüsse gefasst hatte, wohin er gehen würde und welche der beiden Parteien, die sich um seine Dienste stritten, so glücklich sein würde, ihn zu bekommen, und welche warten musste! Er erinnerte sich, dass er, wie es seine Stammesältesten verlangt hatten, zuerst nach Nabban hatte gehen und Kwanitupul vorläufig warten lassen wollen, eine Entscheidung, die ihn viele Stunden Nachdenken gekostet hatte.Jetzt hatte die Laune eines Augenblicks diesen wohlüberlegten Entschluss ins Gegenteil verkehrt. Er konnte froh sein, wenn er es lebendig bis Kwanitupul schaffte. Die lange Reise nach Nabban war ein Ding der Unmöglichkeit. Er hatte Blut verloren und litt an Wundfieber. In dieser Gegend des Wran wuchs keines der Kräuter, mit denen man eine solche Verletzung behandeln konnte. Und wie um sicherzustellen, dass er auch sonst nicht übermütig wurde, hatten ihn Ghants entdeckt und als baldige, leichte Beute ausgemacht!
    Sein Herz raste. Eine graue Wolke der Schwäche senkte sich über ihn. Er steckte die schmale Hand in den Fluss und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Das unappetitliche Wesen hatte ihn tatsächlich berührt, verstohlen wie ein Taschendieb, um ihm das Messer abzunehmen, damit dann seine Brüder über Tiamak herfallen konnten, ohne dass er Widerstand leistete. Wie konnte jemand glauben, Ghants wären nur Tiere? Einige seiner Stammesgenossen behaupteten zwar, Ghants seien weiter nichts als die übergroßen Käfer oder Krebse, denen sie ähnelten, aber Tiamak hatte die furchterregende Intelligenz erkannt, die hinter den gnadenlosen Jettaugen lauerte. Vielleicht waren die Ghants wirklich Geschöpfe von Ihnen-die-Finsternis-atmen anstatt von Ihr-die-die-Menschheit-gebar, wie es Älterer Mogahib immer wieder verkündete; aber das hieß noch lange nicht, dass es ihnen an Verstand fehlte.
    Rasch prüfte er den Inhalt seines Bootes, um festzustellen, ob die Ghants etwas mitgenommen hatten, bevor er aufwachte. Alle seine mageren Habseligkeiten – ein paar Fetzen, die seine Staatskleidung ausmachten, der Heroldstab der Stammesältesten, ein paar Kochgerätschaften, seine Wurfschlinge und die Schriftrolle des Nisses in ihrem Ölhautsäckchen – lagen noch verstreut auf dem Boden des Kahns. Es schien alles in Ordnung zu sein.
    Neben ihm im Rumpf lagen auch die Gräten des Fischs, mit dessen Fang seine Probleme begonnen hatten. Irgendwann in diesen beiden letzten Tagen voller Schüttelfröste und Irrsinn musste er den größten Teil davon verzehrt haben, sofern nicht Vögel die Knochen abgepickt hatten, während er schlief. Tiamak versuchte, sich zu erinnern, was in den letzten fiebrigen Stunden geschehen war, aber alles, was ihm einfallen wollte, waren Bilder, in denen er endlosdurch den Wasserlauf stakte – unter einem Himmel, dessen Farben verliefen wie die Glasur auf einem schlecht gebrannten Tontopf. Hatte er daran gedacht, Feuer zu machen und das Marschwasser abzukochen, bevor er damit seine Wunde auswusch? Vage glaubte er, sich zu entsinnen, dass er versucht hatte, in seiner Kochschale aus Lehm ein Stück Zunder in Brand zu setzen. Aber er wusste nicht mehr, ob wirklich ein Feuer daraus geworden war.
    Vom Versuch, sich zu erinnern, schwindelte es Tiamak. Es war sinnlos, jetzt darüber nachzugrübeln, was geschehen oder nicht geschehen war, sagte er sich selbst. Seine einzige Chance lag darin, bis nach Kwanitupul zu kommen, bevor das Fieber wieder einsetzte. Mit einem bedauernden Kopfschütteln warf er den Kadaver des Fischs über Bord. Die Größe des Skelettes bestätigte, dass es sich wirklich um ein Prachttier gehandelt hatte. Dann zog er, während ein neuer Anfall von Schüttelfrost ihn überkam, sein Hemd an. Er lehnte sich gegen das Heck des Bootes und nahm den Hut, den er sich am ersten

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