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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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ob sie hungrig genug wäre, noch eine Taubenpastete zu verspeisen, fiel auf die Bank, die sie mit dem Mönch teilte, ein Schatten.
    Unter einer schwarzen Kapuze hervor starrte sie das nackte Knochengesicht des Todes an.
    Miriamel schnappte nach Luft, und Cadrach spuckte Bier über seine graue Kutte, aber der Fremde in der Schädelmaske rührte sich nicht vom Fleck.
    »Ein reizender Scherz, Freund«, bemerkte Cadrach erbost, »einen fröhlichen Mittsommer wünsche ich Euch.« Er wischte sich die Vorderseite seines Gewandes ab.
    Der Mund bewegte sich nicht. Die flache, gelassene Stimme klang zwischen den gefletschten Zähnen hervor. »Ihr kommt mit mir.«
    Miriamel spürte, wie ihr ein Frösteln in den Nacken stieg. Das gerade verzehrte Mahl lag ihr bleischwer im Magen.
    Cadrach kniff die Augen zusammen. An Hals und Fingern konnte sie sehen, wie angespannt er war. »Und wer mögt Ihr sein, Vermummter? Wärt Ihr wirklich Bruder Tod, dürftet Ihr wohl vornehmer gekleidet sein.« Der Mönch zeigte mit leicht zitterndem Finger auf den zerlumpten schwarzen Mantel der Gestalt.
    »Steht auf und kommt mit mir«, befahl die Erscheinung. »Ich habe ein Messer. Wenn Ihr schreit, wird es Euch übel ergehen.« Bruder Cadrach warf Miriamel einen hilflosen Blick zu. Die beiden erhoben sich, die Prinzessin mit wackligen Knien. Der Tod gebot ihnen mit einer Geste, durch das Gedränge der Gäste vorauszugehen.
    Miriamel schossen allerlei wirre Gedanken durch den Kopf. Sollte sie um ihre Freiheit rennen? Aus der Menge an der Tür lösten sich unauffällig zwei weitere Gestalten. Die eine trug eine blaue Maske und stilisierte Seemannstracht, die andere war als derber Landmann mit übergroßem Hut gekleidet. Der düstere Blick der beiden Neuankömmlinge wollte so ganz und gar nicht zu den grellen Kostümen passen.
    Zwischen Seemann und Bauer folgten Cadrach und Miriamel dem schwarzverhüllten Tod langsam auf die Straße. Schon nach kaum drei Dutzend Schritten bog die kleine Schar in eine Gasse ein und stieg eine Treppe in Richtung der darunterliegenden Straße hinab.Miriamel glitt auf den regennassen Steinstufen aus. Grauen überlief sie, als ihr schädelgesichtiger Entführer die Hand ausstreckte, um sie zu stützen. Die Berührung war flüchtig, doch unvermeidbar, wollte sie nicht stürzen; darum ertrug sie sie schweigend. Gleich darauf hatten sie die Treppe hinter sich gelassen, traten schnell in eine andere Gasse, liefen eine Rampe hinauf und bogen um eine neue Ecke.
    Obwohl der matte Mond über ihr stand und aus der Schenke weiter oben und vom Hafen weiter unten die Rufe der Feiernden herüberschollen, verlor Miriamel rasch jede Orientierung. Wie ein Rudel heimlich umherstreunender Katzen durchquerten sie winzige Hintergassen, verborgene Höfe und rebenüberwucherte Durchlässe. Von Zeit zu Zeit hörten sie Stimmengemurmel aus verdunkelten Häusern und einmal das Weinen einer Frau.
    Endlich kamen sie an einen Torbogen inmitten einer hohen Steinmauer. Der Tod zog einen Schlüssel aus der Tasche und öffnete das Schloss. Sie betraten einen überwucherten Hof mit einem Dach aus Weidenbäumen, von deren herabhängenden Zweigen das Regenwasser auf die zersprungenen Pflastersteine tropfte. Der Anführer wandte sich zu seinen Begleitern und machte eine knappe Gebärde mit dem Schlüssel. Dann bedeutete er Miriamel und Cadrach, vor ihm herzugehen, hinüber zu einer halb im Dunkel verborgenen Tür.
    »Bis hierher sind wir Euch gefolgt, Mann«, flüsterte der Mönch, als sei auch er ein Verschwörer. »Es bringt uns jedoch wenig, in einen Hinterhalt zu laufen. Warum wollen wir es nicht hier draußen mit Euch ausfechten und unter freiem Himmel sterben, wenn es denn schon sein muss?«
    Der Tod neigte sich wortlos nach vorn. Cadrach fuhr zurück, aber der Mann mit der Schädelmaske beugte sich nur an ihm vorbei und klopfte mit schwarzbehandschuhten Knöcheln an die Tür, um sie dann nach innen aufzustoßen. Lautlos glitt sie in geölten Angeln.
    Im Inneren des Torbogens brannte ein mattes, warmes Licht. Miriamel schritt an dem Mönch vorüber durch die Tür. Cadrach, düster vor sich hin murmelnd, folgte gleich darauf. Als Letzter von allen kam das Schädelgesicht. Es schob die Tür hinter sich zu.
    Es war ein kleiner Wohnraum, nur erleuchtet von einem Kaminfeuerund einer einzigen Kerze, die neben einer Karaffe mit Wein in einer Schale auf dem Tisch brannte. Schwere Samtgobelins bedeckten die Wände. Im Feuerschein konnte man auf ihnen wenig mehr

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