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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Hockern und ein paar langen Tischen zu geben. Eine mürrisch aussehende Perdruinesin mit dicken Armen und graumeliertem Haar stand da und goss Bier von einem Krug in den andern.
    »Was willst du?«, fragte sie.
    Tiamak blieb in der Tür stehen. »Bist du …« – jäh fiel ihm der Name der früheren Nonne wieder ein – »… Xorastra?«
    Die Frau verzog das Gesicht. »Seit drei Jahren tot. Sie war meine Tante. Total verrückt. Wer bist du? Ein Sumpfmann, hab ich recht? Wir nehmen hier keine Perlen oder Federn in Zahlung.«
    »Ich brauche eine Unterkunft. Mein Bein ist verletzt. Ich bin ein Freund von Vater Dinivan und Doktor Morgenes Ercestres.«
    »Nie von ihnen gehört. Gesegnete Elysia, was für ein anständigesPerdruinesisch für einen Wilden du sprichst! Wir haben keine Zimmer frei, aber du kannst draußen beim alten Ceallio schlafen. Er ist einfältig, aber harmlos. Sechs Cintis die Nacht, neun, wenn du auch essen willst.« Sie drehte sich um und deutete flüchtig hinaus in den Hof.
    Sie hatte gerade ausgesprochen, als drei Kinder die Treppe hinunterpolterten, die mit Gerten aufeinander einknallten, lachten und kreischten. Um ein Haar hätten sie Tiamak umgeworfen, als sie sich an ihm vorbeidrängten und in den Hof rannten.
    »Ich brauche dringend Hilfe für mein Bein.« Tiamak schwankte. Ihn schwindelte. »Hier.« Er griff in seine Gürteltasche und holte die beiden Imperatoren heraus, die er seit Jahren hütete. Für genau so einen Notfall hatte er sie mitgenommen, und was konnte das Geld ihm nützen, wenn er tot war? »Bitte. Ich habe Gold.«
    Xorastras Nichte fuhr herum. Die Augen drohten ihr aus dem Kopf zu quellen. »Bei Rhiappa und ihren großen Piraten!«, fluchte sie. »Seht euch das an!«
    »Bitte, gute Frau. Ich kann dir später noch mehr davon bringen.« Es stimmte nicht, aber es steigerte die Wahrscheinlichkeit, dass die Wirtin ihm helfen würde, am Leben zu bleiben, weil sie es glaubte. »Hol mir nur einen Barbier oder Heiler für mein Bein und gib mir etwas zu essen und einen Platz zum Schlafen.«
    Ihr Mund, der vor Staunen über den Anblick der glitzernden Goldmünzen offenstand, wurde noch größer, als Tiamak vor ihren Füßen zusammenbrach, bewusstlos wie ein Stein.

    »Aber wenn auch nicht alles, was im Schatten gedeiht, schlecht ist, Hakatri, verbirgt sich doch vieles deshalb in der Dunkelheit, weil es seine üblen Eigenschaften vor den Augen anderer Wesen verstecken will.«
    Simon begann sich nachgerade in seinem seltsamen Traum zu verlieren. Ihm war, als richte die geduldige, schmerzvolle Stimme sich doch an ihn, und er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er so lange fortgeblieben war und einer so edlen und betrübten Seele noch mehr Kummer verursacht hatte.
    »Lange hat dein Bruder seine Pläne unter einem Mantel aus Schatten verborgen gehalten. Zahllose Male tanzten wir seit Asu’as Untergang das Jahr-Ende, ehe wir ahnten, dass er noch am Leben war – wenn man dieses Geister-Dasein Leben nennen kann. Lange schmiedete er im Finstern seine Ränke, düstere, zielstrebige, kalte Jahrhunderte lang, bis er die ersten Schritte einleitete. Auch jetzt, nachdem er begonnen hat, seinen Plan zu verwirklichen, liegt noch vieles in Schatten gehüllt. Ich grüble und beobachte, ich sinne und rate, aber so listig sind seine Gedanken, dass mein alter Kopf sie nicht fassen kann. Vieles habe ich erlebt, seit ich zum ersten Mal in Osten Ard die Blätter fallen sah, dies aber vermag ich nicht zu deuten.
    Was plant er? Was hat dein Bruder Ineluki vor?«

    Die Sterne über Sturmspitze sahen sehr nackt aus, glänzendweiß wie polierte Knochen, kalt wie Eisklumpen. Ingen Jegger fand sie wunderschön.
    Er stand neben seinem Ross auf der Straße am Fuß des Berges. Der bittere Wind pfiff durch die zähnefletschende Elfenbeinschnauze seines Helms. Sogar der Nornenhengst, in den schwärzesten, kältesten Stallungen der Welt gezüchtet, tat sein Bestes, um den grausamen Graupeln zu entgehen, die der Wind auf ihn abschoss wie Pfeile. Doch Ingen Jegger jubelte. Das Schrillen des Windes war ihm wie ein Wiegenlied, das Brennen der gefrierenden Graupeln eine Liebkosung. Ingen Jeggers Gebieterin hatte ihm eine große Aufgabe anvertraut.
    »Keinem anderen Jäger der Königin wurde je so viel Verantwortung gegeben«, hatte sie zu ihm gesagt, und das indigoblaue Licht des Brunnens erfüllte die Kammer der Harfe. Während sie sprach, hatte das Klagen der Singenden Harfe – eines riesenhaften, durchscheinenden und

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