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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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vier Wesen aus den Sagen längst verschollener Zeiten. Vor ihr ragte ein großer, schimmernder Stein auf, der zu ihr gesprochen hatte, als sei auch er ein lebendes Wesen. Und dennoch war sie unaussprechlich enttäuscht.
    »Sithi«, murmelte sie leise. »Ich dachte, die Sithi lebten hier.«
    Eolair musterte sie mit scheinbarer Gelassenheit und wandte sich dann wieder an die großäugigen Unterirdischen. »Das ist alles sehr merkwürdig. Woher kennt ihr den Namen Josua Ohnehand?«
    Yis-fidri schien sich nicht wohlzufühlen. Das knochige Gesicht des Erdbewohners schwankte auf seinem dürren Hals wie eine Sonnenblume am Stengel. »Warum sucht ihr die Sithi? Was wollt ihr von unseren ehemaligen Herren?«
    Maegwin stieß einen Seufzer aus.
    »Es war nur eine schwache Hoffnung«, bemerkte Eolair rasch. »Die Herrin Maegwin dachte, sie könnten uns helfen, wie sie unserem Volk in der Vergangenheit schon geholfen haben. Hernystir ist überfallen worden.«
    »Und dieser handlose Josua, von dem die Sithi sprachen – hat er euch überfallen, oder gehört er zu Herns Kindern wie ihr?« Ernst beugten sich Yis-fidri und seine Gefährten vor.
    »Josua Ohnehand ist kein Hernystiri, aber er ist auch kein Eindringling. Er ist einer der Anführer in dem großen Krieg, der an der Oberfläche tobt.« Eolair drückte sich vorsichtig aus. »Josuas Feinde sind in unser Land eingedrungen. Darum könnte man sagen, dass Josua für uns kämpft – wenn er noch am Leben ist.«
    »Josua ist tot«, sagte Maegwin stumpf. Das Gewicht von Erde und Gestein ringsum lastete auf ihr und raubte ihr den Atem. Was sollte das ganze Geschwätz? Diese spindeldürren Geschöpfe waren nicht die Sithi. Hier war nicht die Stadt der Banner und der lieblichen Musik, von der ihre Träume gekündet haben. Sie war gescheitert.
    »Nicht unbedingt, Herrin«, wandte Eolair ruhig ein. »Als ich zuletzt unterwegs war, hörte ich Gerüchte, er lebe noch, Gerüchte, die ziemlich wahrscheinlich klangen.« Und zu den geduldigen Unterirdischen: »Bitte sagt uns, wo ihr Josuas Namen gehört habt. Wir sind nicht eure Feinde.«
    So leicht ließ sich Yis-fidri nicht umstimmen. »Kämpft dieser handlose Josua für unsere alten Gebieter, die Sithi, oder gegen sie?«
    Eolair dachte nach, bevor er antwortete. »Wir Sterblichen wissen nichts von den Sithi und ihren Kämpfen. Josua hat wahrscheinlich genauso wenig eine Ahnung davon wie wir.«
    Yis-fidri deutete auf den glänzenden, schimmernden Steinbrocken im Mittelpunkt der Arena. »Aber es war die Erste Großmutter der Zida’ya – der Sithi –, die durch den Scherben zu euch sprach!« Er sagte es mit einer gewissen Befriedigung, als hätte er Eolair bei einer sinnlosen kleinen Schwindelei ertappt.
    »Wir wussten nicht, wessen Stimme es war. Wir sind Fremde hier, und auch euer … Scherben … ist uns fremd.«
    »Aah.« Yis-fidri und die anderen steckten die Köpfe zusammen und sprachen in ihrer eigenen Sprache. Worte wie klingende Glöckchen flogen hin und her. Endlich wandten sie sich wieder Eolair zu.
    »Wir wollen euch vertrauen. Wir halten euch für Menschen von Ehre«, erklärte Yis-fidri. »Auch wenn dem nicht so ist, hättet ihr gesehen, wo die letzten Unterirdischen leben. Solange wir euch also nicht ums Leben bringen, können wir nur hoffen, dass ihr uns nicht an unsere früheren Herren verratet.« Er lachte traurig, und sein dunkler Blick wanderte unruhig über die Schatten. »Und wir sind kein Volk, das andere mit Gewalt zu etwas zwingen kann. Schwach sind wir und alt …« Mühsam rang der Unterirdische um Fassung. »Keine Rettung liegt mehr darin, Wissen zu verschweigen. Darum kann auch unser ganzes übriges Volk jetzt an diesen Ort hier zurückkehren, die Stätte des Zeugen .« Yis-hadra, die Yis-fidri als seineGattin bezeichnet hatte, hob die Hand und winkte in die Dunkelheit oben am Rand der Senke hinein. Dann rief sie etwas in der melodischen Sprache der Unterirdischen.
    Lichter erschienen und schwammen lautlos durch die Mittelgänge der Arena hinab, vielleicht drei Dutzend insgesamt, jedes von ihnen ein schimmernder Rosenkristall in der Hand eines Unterirdischen. Ihre großen Köpfe und die weit geöffneten, ernsten Augen ließen sie wie Zerrbilder von Kindern aussehen, grotesk, aber nicht furchterregend.
    Anders als Yis-fidri und seine drei Begleiter schienen diese neuen Unterirdischen Angst zu haben, Maegwin und Eolair zu nahe zu kommen. Stattdessen stiegen sie langsam die steinernen Pfade hinunter und nahmen

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