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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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schließlich auf und goss aus einem Steinkrug eine Flüssigkeit in Schalen, die er Maegwin und dem Grafen reichte. »Trinkt.«
    »Was ist das?«, erkundigte sich Maegwin. Sie roch an der Flüssigkeit, konnte aber nichts Ungewöhnliches daran finden.
    »Wasser, Kind Herns«, erwiderte Yis-fidri erstaunt. »Trinkt ihr denn kein Wasser mehr?«
    »O doch«, lächelte Maegwin und hob die Schale an ihre Lippen. Sie hatte vergessen, wie lange es her war, dass sie zum letzten Mal einen Schluck aus ihrem Wasserschlauch genommen hatte, aber es musste Stunden zurückliegen. Sie nahm einige tiefe Züge. Das Wasser rann ihr die Kehle hinunter, kalt und süß wie geeister Honig. Es hatte einen Geschmack, den sie nicht zuordnen konnte, wie nach Stein, aber ganz sauber. Wenn es eine Farbe hätte, entschied sie, musste es das Blau des jungen Abends sein.
    »Köstlich!« Sie ließ sich von Yis-fidri die Schale ein zweites Mal füllen.
    Als Nächstes brachten die Unterirdischen einen Teller mit hoch aufgeschichteten Stücken eines weißen, matt leuchtenden Pilzes und weitere Schalen mit etwas, das Maegwin entsetzt als eine Art vielbeiniger Käfer erkannte. Man hatte sie in Blätter gewickelt undauf den Kohlen geröstet. Im Nu verflog der Zauber des köstlichen Wassers, und Maegwin erlitt einen neuerlichen Anfall von schrecklichem Heimweh.
    Eolair nahm mannhaft ein paar Stückchen Pilz – nicht umsonst galt er als bester Gesandter für die Höfe von Osten Ard – und zerkaute und schluckte einen der vielbeinigen Happen, um sich dann so hinzusetzen und auf seinem Teller herumzurühren, dass es aussah, als esse er. Hätte Maegwin noch weitere Beweise gebraucht, so genügte der Ausdruck seines Gesichts beim Kauen; sie führte den Inhalt ihrer eigenen Schale lieber gar nicht erst zum Mund.
    »Und warum, Yis-fidri, heißt dein Haus die Halle der Muster?«, fragte der Graf von Nad Mullach und ließ dabei diskret ein paar angebrutzelte Maden von den Fingerspitzen in den Saum seines Mantels rutschen.
    »Das werden wir euch nach dem Essen zeigen«, erwiderte Yis-fidri stolz.
    »Darf ich dann, wenn es nicht unhöflich ist, nach ein paar anderen Dingen fragen? Unsere Zeit hier wird allmählich knapp.« Eolair zuckte die Achseln. »Ich muss meine Herrin zu unserem Volk in den oberen Höhlen zurückführen.«
    Maegwin unterdrückte eine höhnische Bemerkung. Seine Herrin zurückführen! Sonst noch etwas!
    »Frag, Kind Herns.«
    »Du hast von einem Sterblichen gesprochen, den wir als Josua Ohnehand kennen. Und die Stimme aus dem Stein hat etwas von Großen Schwertern gesagt. Was sind das für Schwerter und in welchem Zusammenhang stehen sie mit Josua?«
    Yis-fidri kratzte sich mit dem löffelförmigen Finger einen Pilzrest vom Kinn. »Ich muss vor dem Anfang anfangen, wie wir sagen.« Er sah von Eolair auf Maegwin und wieder zurück. »Vor langer, langer Zeit fertigte unser Volk ein Schwert für den König der Nordmänner. Der aber betrog beim Handel. Als der Tag des Bezahlens kam, weigerte sich der Sterbliche, den Preis zu entrichten, und erschlug den Anführer der Unseren. Elvrit hieß jener König, der erste Herrscher von Rimmersgard. Das Schwert, das die Unterirdischen für ihn geschmiedet hatten, nannte er Minneyar.«
    »Ich habe von dieser Sage gehört«, nickte Eolair.
    Yis-fidri hob die Hand mit den Spinnenfingern. »Du hast nicht alles gehört, Graf Eolair, so heißt du doch, nicht wahr? Bitter war der Fluch, mit dem wir die Klinge belegten, und sorgfältig bewachten wir sie, auch wenn sie weit fort war. Denn so verhält es sich mit dem Werk der Unterirdischen: Nichts, das wir jemals herstellen, kommt uns wirklich aus den Herzen und den Augen. Großes Leid brachte darum Minneyar über Fingil und seinen Stamm, so mächtig die Waffe auch war.«
    Er nahm einen Schluck Wasser, um seine Kehle anzufeuchten. Liebevoll beobachtete Yis-hadra seine Züge, ihre Hand auf der seinen. »Wir haben euch schon erzählt, dass unsere Zeugen schweigende Jahrhunderte lang unbenutzt dagestanden hatten. Dann aber, vor wenig über einem Jahr, sprach der Scherben wieder zu uns wie in den alten Tagen – oder besser gesagt, irgendetwas sprach aus dem Scherben.
    Was aber dort sprach, war etwas – oder jemand –, das oder den wir nicht kannten, etwas, das sich des Sprechfeuers in jenem alten Wohnsitz der Unterirdischen in Hikehikayo bediente, etwas, das in sanften und eindringlichen Worten zu uns redete. Seltsam genug war es; Scherben und Sprechfeuer zu hören wie

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