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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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langsamer. Sie konnte den Blick nicht vom Gesicht des goldenen Mannes lösen.
    »Das sind sie, Herr«, erklärte der Seemann. »Die beiden, die die Niskie gefunden hat. Eins ist ein Mädel, wie Ihr seht.«
    »Wie ich sehe«, wiederholte der Mann trocken. »Bleibt auf den Knien«, befahl er Miriamel und Cadrach. »Ihr könnt gehen, Männer.Wir brauchen mehr Segel, wenn wir es heute Abend bis Grenamman schaffen wollen.«
    »Jawohl, Herr.«
    Die Seeleute entfernten sich eilig. Der Mann, den sie Herr genannt hatten, drehte sich um, um sein Gespräch mit einem stämmigen, bärtigen Mann zu beenden, den Miriamel für den Kapitän hielt. Vorher warf er noch einen Blick auf die Gefangenen und schritt dann wie ein stolzer Löwe vom Quarterdeck. Miriamel kam es vor, als hätten seine Augen länger auf ihr geruht, als es die bloße Neugier erforderte. Sie spürte ein ungewohntes Prickeln in den Gliedern, halb Furcht, halb Erregung, als sie ihm nachsah. Zwei Diener eilten hinter ihm her und bemühten sich, seinen vom Wind gepeitschten Mantel daran zu hindern, dass er sich irgendwo verfing. Plötzlich schaute sich der goldhaarige Mann für eine winzige Sekunde um. Er begegnete Miriamels Blick und lächelte.
    Der kräftige Kapitän starrte mit kaum verhehltem Widerwillen auf Cadrach und Miriamel hinunter. »Der Graf sagt, er wird nach dem Frühstück entscheiden, was er mit euch anfängt«, knurrte er und spuckte dann geschickt in den Wind. »Weibsbilder und Mönche – was könnte mehr Unglück bringen, und das in diesen schlechten Zeiten! Ich würde euch ins Wasser werfen lassen, wenn der Herr nicht zufällig an Bord wäre!«
    »Wer … wer ist der Herr dieses Schiffs?«, fragte Miriamel leise.
    »Was, du erkennst das Wappen nicht, Schlampe? Hast du den Herrn nicht erkannt, als er direkt vor dir stand? Aspitis Preves, Reichsgraf von Drina und Eadne, ist der Herr dieses Schiffs – und du solltest lieber hoffen, dass du ihm nicht missfällst, sonst schläfst du heute Nacht in den Betten der Kilpa.« Er spuckte erneut grauen Citrilsaft aus.
    Cadrach, vorher schon blass, wurde bei den Worten des Kapitäns noch bleicher, aber Miriamel hatte kaum zugehört. Sie dachte an Aspitis’ goldene Haare und an seine kühnen Augen und wunderte sich, wie sie sich inmitten so großer Gefahren so unerwartet stark zu einem Mann hingezogen fühlen konnte.

20
Tausend Stufen

    a. Jetzt hast du es selbst gesehen.« Binabik deutete aufgebracht auf Qantaqa. Die Wölfin hockte mit angelegten Ohren und gesträubtem Nackenfell auf ihren Hinterläufen. Schneeflocken, die wie kleine Sterne funkelten, bedeckten den grauen Pelz. »Bei Qinkipas Augen!«, fluchte der Troll. »Könnte ich sie dazu bringen, nimm meine Versicherung, dass ich es täte. Sie würde zum Kloster zurückzugehen, aber nur, um an meiner Seite zu bleiben.« Wieder wandte er sich an sein Reittier. »Qantaqa! Simon mosoq! Ummu!« Er schüttelte den Kopf. »Sie weigert sich.«
    »Was kann sie nur haben?« Sludig stampfte auf den Boden. Eine Wolke von Schnee stieg in den beißenden Wind. »Jede Stunde, die wir ihn nicht finden, wird seine Spur schwächer. Und wenn der Junge verletzt ist, kommt er auch jede Stunde dem Tod näher.«
    »Tochter der Berge, Rimmersmann«, rief Binabik, »jeder Tag und jede Stunde bringt uns alle dem Tod näher!« Er blinzelte aus geröteten Augen. »Natürlich tut Eile not. Glaubst du, ich sorgte mich nicht um Simon? Warum rennen wir seit Sonnenaufgang in der Gegend herum? Wenn ich meine Nase gegen Qantaqas tauschen könnte, würde ich es mit Gewissheit veranlassen. Was ich denke, ist, dass das Grauen in Skodis Kloster Qantaqa große Furcht eingejagt hat – sieh nur, mit welchem Widerwillen sie auch nur hinter uns herläuft!«
    Qantaqa war erneut stehen geblieben. Als Binabik sich nach ihr umsah, ließ sie den dicken Kopf hängen und jaulte. Im anschwellenden Wind konnte man es kaum hören.
    Sludig schlug sich mit seinen behandschuhten Händen feuchtklatschend auf die Schenkel. »Verflucht, Troll, ich weiß es ja. Aber wir brauchen ihre Nase. Wir wissen nicht einmal, welche Richtungder Junge genommen hat und warum er keine Antwort gibt. Seit Stunden schreien wir uns nun schon die Seele aus dem Leib!«
    Binabik betrachtete ihn düster. »Das ist es, was mir die größte Sorge bereitet. Wir sind nicht weit gegangen, bevor wir sein Pferd fanden – die Hälfte einer Meile, mehr nicht. Zweimal haben wir nun schon diese Fernheit zurückgelegt, und noch immer gibt es

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