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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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waren, »haben wir jetzt eine genauere Vorstellung davon, wo der Stein des Abschieds liegt.«
    »Und noch mehr, Hoheit«, versetzte Deornoth mit einem kleinen Lächeln. »Wir haben erfahren, dass Euer Name bei Euren Untertanen noch immer eine erhebliche Leidenschaft entfesselt.«
    »Ihr mögt ein Grasprinz sein, Josua«, fügte Isorn hinzu, »aber ganz bestimmt seid Ihr kein Kuchenkönig.«
    Josua betrachtete die beiden angewidert. »Ich würde es begrüßen«, sagte er gedehnt, »wenn wir den Weg zum Lager schweigend zurücklegen könnten.«

22
Durch das Sommertor

    eine Straße bringt uns dorthin«, erläuterte Aditu ernst. »Es ist mehr eine Art Lied.«
    Simon runzelte unzufrieden die Stirn. Er hatte ihr eine einfache Frage gestellt, aber in ihrer Sithiart, die ihn wahnsinnig machte, hatte ihm Jirikis Schwester wieder einmal eine Antwort gegeben, die keine war. Dabei war es zu kalt, um hier herumzustehen und dummes Zeug zu schwatzen. Er probierte es noch einmal. »Auch wenn es keine Straße gibt, muss man doch irgendeine Richtung nehmen. In welcher Richtung liegt es denn?«
    »Innen. Innen im Herzen des Waldes.«
    Simon sah hinauf zur Sonne und versuchte sich zu orientieren. »Also … hier entlang?« Er zeigte nach Süden, die Richtung, in die er bisher gegangen war.
    »Nicht ganz. Manchmal. Aber das wäre dann eher, falls man durch das Regentor gehen wollte. Zu dieser Jahreszeit ist das aber nicht das Richtige. Nein, wir suchen das Sommertor, und das ist ein ganz anderes Lied.«
    »Ihr redet immer von einem Lied. Wie kann man durch ein Lied an einen Ort kommen?«
    »Wie …?« Sie schien angestrengt darüber nachzudenken und sah dann Simon prüfend an: »Du hast eine merkwürdige Denkweise. Kannst du Shent spielen?«
    »Nein. Und was hat das damit zu tun?«
    »Du könntest dich zu einem interessanten Spieler entwickeln – ich frage mich, ob überhaupt schon jemand einmal mit einem Sterblichen gespielt hat? Keiner von meinem Volk würde solche Fragen stellen. Ich muss dich die Regeln lehren.«
    Simon brummte verwirrt vor sich hin, aber Aditu hinderte ihn mit erhobener, schlankfingriger Hand an weiteren Fragen, Sie stand ganz still da. Das Gespinst ihres Lavendelhaars zitterte in der Brise. Ringsum herrschte Schweigen. In ihrer weißen Kleidung war sie vor den Schneewehen kaum sichtbar. Es sah so aus, als wäre sie im Stehen eingeschlafen – wie ein Storch, der im Schilf auf einem Bein schwankt –, aber sie hielt die glänzenden Augen offen. Nach einer Weile begann sie, tief Atem zu holen und die Luft mit lautem Zischen wieder auszustoßen. Aus dem Ausatmen wurde nach und nach ein singender, summender Ton, der gar nicht mehr aus Aditus Mund zu kommen schien. Ruckartig änderte der Wind, der mit kalten Fingern über Simons Wangen strich, seine Richtung.
    Nein, erkannte der Junge gleich darauf, es war mehr als nur ein Umschlagen des Windes. Es kam ihm eher vor, als habe sich die ganze Schöpfung ein winziges Stück gedreht – ein beklemmendes Gefühl, bei dem ihm schwindlig wurde. Als Kind hatte er sich manchmal im Kreis gedreht, schneller und immer schneller, und wenn er dann anhielt, wirbelte die Welt um ihn herum weiter. Jetzt war es ganz ähnlich, es passierte nur langsamer, als bewege sich die Welt unter seinen Füßen so sacht, wie die Blütenblätter einer Blume sich entfalten.
    Aditus wortloses, schwebendes Murmeln verdichtete sich zu einer Litanei fremdartiger Sithiworte und ging dann erneut in stumme Atemzüge über. Das trübe Licht, das durch die schneebeladenen Bäume sickerte, schien einen wärmeren Ton bekommen zu haben, eine winzige Veränderung der Schattierung, die jetzt Blau und Gold unter das Grau mischte. Das Schweigen dehnte sich aus.
    »Ist das ein Zauber?« Simon hörte, wie seine Stimme die Stille zerbrach wie der Schrei eines Esels. Sofort kam er sich wie ein Trottel vor. Aditu wandte den Kopf und sah ihn an. In ihren Zügen lag kein Zorn.
    »Ich weiß nicht recht, was du meinst. Es ist die Art, wie wir verborgene Orte finden, und Jao é-Tinukai’i ist nun einmal verborgen. Aber es liegt keine Macht in den Worten selbst, falls das deine Frageist. Man könnte sie in jeder Sprache sagen. Sie helfen dem, der sie spricht, sich an bestimmte Zeichen und Pfade zu erinnern. Wenn das etwas anderes ist, als du unter ›Zauber‹ verstehst, muss ich dich leider enttäuschen.«
    Sie machte nicht den Eindruck, als täte es ihr besonders leid. Ihr schalkhaftes Lächeln war zurückgekehrt.
    »Ich

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