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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Sie zog ihre Kapuze herunter, sodass nur noch die leuchtenden Augen sichtbar waren. »Das Mädchen und der Mönch, auch wenn sie vielleicht nicht sind, was sie sagen, machen mir die geringste Sorge. Aber es zieht von Norden ein gewaltiger Sturm auf.«
    Aspitis sah erstaunt zu ihr auf. »Deswegen hast du den Bug verlassen?«, erkundigte er sich höhnisch. »Das habe ich gewusst, bevor wir noch Segel setzten. Der Kapitän sagt, wir würden aus den tiefen Wassern heraus sein, bevor dieser Sturm uns erreicht.«
    »Das mag sein. Aber es kommen große Schwärme von Kilpa aus den Nordmeeren zu uns, als schwömmen sie vor dem Sturm her. Ihr Gesang ist wild und kalt, Graf Aspitis, als tauchten sie aus dem schwärzesten Wasser, den tiefsten Gräben nach oben. Ich habe nie ihresgleichen gehört.«
    Aspitis starrte eine Weile vor sich, seine ganze Erscheinung ein wenig aufgelöst, als zeige der Wein endlich seine Wirkung. »Die Eadne-Wolke hat viele wichtige Aufgaben für Herzog Benigaris zu erfüllen«, sagte er dann. »Du musst tun, was dein Lebenswerk ist.« Er stützte den Kopf in die Hände, »Ich bin müde, Gan Itai. Geh wieder zum Bug. Ich muss schlafen.«
    Die Niskie betrachtete ihn einen Augenblick mit unergründlichem Ernst, verbeugte sich dann anmutig und ging rückwärts aus der Tür, die sie hinter sich mit einem leisen Schlag ins Schloss fallen ließ. Graf Aspitis lehnte sich über den Tisch und bettete im Kreis des Lampenscheins den Kopf auf die Unterarme.
    »Es ist schön, wieder einmal die Gesellschaft eines Edelmannes zu genießen«, sagte Miriamel. »Natürlich sind sie ungeheuer von sich eingenommen, aber sie verstehen sich zumindest darauf, einer Frau Respekt zu erweisen.«
    Cadrach schnaubte auf seinem Strohsack am Boden. »Ich kann kaum glauben, dass Ihr etwas an diesem lockenköpfigen Gecken findet, Prinzessin.«
    »Pssst!«, zischte Miriamel. »Trottel! Sprecht nicht so laut! Und nennt mich nicht so. Ich bin die Herrin Marya, vergesst das nicht.«
    Wieder grunzte der Mönch angeekelt. »Eine von Feuertänzern verfolgte Edelfrau. Eine schöne Geschichte habt Ihr Euch da ausgedacht.«
    »Jedenfalls hat es funktioniert, oder?«
    »Ja, und nun müssen wir ständig um Graf Aspitis sein, der uns immer neue Fragen stellen wird. Hättet Ihr Euch doch nur als arme Schneiderstochter ausgegeben, die sich aus Angst um ihre Tugend versteckt – oder etwas in dieser Richtung –, dann hätte uns der Graf nicht beachtet und auf der ersten Insel ausgesetzt, auf der sie Wasser und Proviant aufnehmen.«
    »Ja, und uns bis dahin arbeiten lassen wie die Hunde – sofern er uns nicht einfach ins Meer geworfen hätte. Außerdem habe ich diese Verkleidung langsam satt. Es ist schon schlimm genug, die ganze Zeit als Mönchsschüler herumlaufen zu müssen – soll ich nun auch noch eine Schneiderstochter spielen?«
    Obwohl sie ihn in der dunklen Kajüte nicht sehen konnte, hörte Miriamel am Ton seiner Stimme, dass Cadrach missbilligend denKopf schüttelte. »Nein, nein. Versteht Ihr denn immer noch nicht, Herrin? Wir suchen uns hier nicht Rollen aus wie in einem Kinderspiel. Wir kämpfen um unser Leben. Dinivan, der Mann, der uns nach Nabban brachte, wurde getötet. Begreift Ihr das? Euer Vater führt mit Eurem Onkel einen Krieg, der immer größere Kreise zieht. Sie haben den Lektor ermordet, den obersten Priester des Erlösers in ganz Osten Ard, und sie schrecken vor nichts zurück. Herrin, das ist kein Spiel!«
    Miriamel verbiss sich eine heftige Antwort und dachte über Cadrachs Worte nach. »Warum hat dann Graf Aspitis nichts über den Lektor gesagt? Das ist doch gewiss ein Ereignis, von dem die Leute reden. Oder habt Ihr es nur erfunden?«
    »Herrin, Ranessin kam erst spät am gestrigen Abend ums Leben. Wir sind frühmorgens abgesegelt.« Der Mönch bewahrte mühsam die Geduld. »Vielleicht geben die Sancellanische Ädonitis und das Escritorenkonzil das Unglück auch erst in ein paar Tagen bekannt. Bitte glaubt, was ich Euch sage, oder wir werden alle beide ein schreckliches Ende nehmen.«
    »Hm.« Miriamel legte sich zurück und zog die Decke bis an ihr Kinn. Das Gefühl des schaukelnden Schiffs hatte etwas angenehm Beruhigendes. »Mir scheint, wenn ich nicht so einfallsreich wäre und der Graf nicht so gute Manieren hätte, wäre dieses schreckliche Ende schon da gewesen.«
    »Glaubt, was Ihr wollt, Herrin«, versetzte Cadrach niedergeschlagen, »nur bitte ich Euch, schenkt keinem anderen mehr Vertrauen als mir.« Er

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