Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
Dauerzustand machte. Nicht genug damit, dass er die Häuser und anderen Bauwerke übernahm, die in Hernysadharc und den umliegenden Dörfern noch stehen geblieben waren, nein, der Than von Kaldskryke hatte begonnen, Neubauten zu errichten, große Langhäuser aus roh behauenen Balken. Der Saum des Circoille-Waldes schrumpfte schnell, und eine wachsende Anzahl verstümmelter Baumstümpfe trat an seine Stelle.
    Eolair hatte einen Weg über die Kämme gewählt und beobachtetevon dort aus die ameisenkleinen Gestalten, die unten über das Flachland schwärmten. Das Krachen von Hämmern auf Keilen erfüllte die Luft in den verschneiten Bergen.
    Zuerst verstand der Graf nicht, wozu Skali noch mehr Wohnhäuser brauchte. Das Heer des Eroberers war zwar gewiss nicht klein, aber auch wiederum nicht so zahlreich, dass es in den verlassenen Behausungen der Hernystiri nicht Platz gefunden hätte. Erst als Eolair auf den düster herabhängenden Nordhimmel blickte, wurde ihm klar, was hier vorging.
    Skali holt sein ganzes Rimmersvolk aus dem Norden – Alte und Junge, Frauen und Kinder. Er starrte auf die kleinen, fleißigen Figuren. Wenn es hier in Hernysadharc am Ende des Tiyagarmonats schneit, müssen Naarved und Skoggey die reinste Eishölle sein. Bagba beiß mich, was für eine Vorstellung! Skali hat uns in die Höhlen gejagt . Nun bringt er seine Rimmersgarder in das eroberte Land.
    Nach allem, was sein Volk schon unter den Fäusten von Skali Scharfnases Kriegern erlitten hatte, nach König Lluths Sturz und Prinz Gwythinns Folterung und Ermordung, nach den Hunderten Gefallenen von Eolairs eigenen, tapferen Nad-Mullach-Männern, die nun tot unter dem grauen Himmel der Wiesen im Westen lagen, stellte der Graf plötzlich zu seinem Erstaunen fest, dass noch ungeahnte Reserven an nacktem Hass in seinem Inneren schlummerten. Dass Skalis Männer durch die Straßen von Hernysadharc stolzierten, war schlimm genug, aber der Gedanke, dass sie jetzt auch noch ihre Frauen und Kinder hierherbrachten, damit sie sich auf dem Land der Hernystiri breitmachten, erfüllte Eolair mit einer Wut, die stärker war als alles, das er, seit die ersten Hernystiri am Inniscrich gefallen waren, empfunden hatte. In ohnmächtigem Zorn hielt er oben auf dem Kamm, verfluchte die Eindringlinge und gelobte sich, Skalis Schakale heulend nach Kaldskryke zurückzupeitschen – soweit sie auf dem kostbaren Hernystiri-Boden, den sie sich widerrechtlich angeeignet hatten, nicht schon umgekommen waren.
    Auf einmal sehnte sich der Graf von Nad Mullach nach der Reinheit einer Schlacht. Am Inniscrich waren die Streitkräfte der Hernystiri so grausam niedergemetzelt worden, dass sie seither nie wieder etwas anderes als Rückzugsgefechte führen konnten. Inzwischenhatte man sie in die Verstecke des Grianspog getrieben, von wo aus sie kaum eine andere Möglichkeit hatten, als den Eroberern kleine Nadelstiche zu versetzen. Götter, dachte er, wie herrlich wäre es doch, einmal wieder offen den Stahl schwingen zu können, mit im Sonnenlicht blitzenden Schilden Brust an Brust zu stehen und zum Angriff zu blasen! Der Graf wusste, dass das ein törichter Wunsch war. Er kannte sich selbst als vorsichtigen Mann, der vernünftige Gespräche dem Kampf stets vorgezogen hatte. Jetzt aber verlangte es ihn nach Einfachheit. Offener Kampf mit all seiner sinnlosen Gewalt und seinem Grauen konnte ein holder Wahn sein, in den man sich hineinwerfen durfte wie in die Arme einer Geliebten.
    Und der Ruf dieser unwiderstehlichen, wenn auch gefährlichen Geliebten wurde immer lauter. Ganze Völker schienen in Bewegung geraten zu sein, das Wetter spielte verrückt, Wahnsinnige regierten, und Schreckensmärchen wurden lebendig – wie groß plötzlich seine Sehnsucht nach dem Einfachen war!
    Aber so sehr er sich auch nach diesem Befreiungsschlag sehnte, wusste Eolair doch, dass er das Blutvergießen verabscheuen würde, wenn es je wirklich kam; denn es war nicht unbedingt der Gerechte oder Weise, der die Früchte der Gewalt erntete.
    Eolair umritt die westlichsten Ausläufer von Hernysadharc und schlug einen weiten Bogen um die größeren Lager von Skalis Rimmersmännern, die verstreut im Wiesenland unterhalb von Hernystirs Hauptstadt ihre Standorte hatten. Stattdessen nahm er den Weg über die Berge, die sogenannten Dillathi, die sich wie ein Bollwerk an der Küste des Landes entlangzogen, als wollten sie es gegen einen Einfall vom Meer her schützen. Tatsächlich hätten die Dillathi für jeden

Weitere Kostenlose Bücher