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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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verstummte. Miriamel wartete auf das Einschlafen. Eine seltsame, quälend fremdartige Melodie lag in der Luft, zeitlos und unrhythmisch wie das Rauschen des Meeres, beharrlich wie der an- und abschwellende Wind. Irgendwo draußen in der Dunkelheit sang Gan Itai die Kilpa in die Tiefe.

    Von der Höhe des Grianspog-Gebirges ritt Eolair hinunter in den schlimmsten Schneesturm des ganzen Sommers. Die geheimen Pfade, die er und seine Männer erst vor Wochen mühsam durch denWald gehauen hatten, waren unter drei Ellen hohen weißen Verwehungen begraben. Der trübe Himmel hing so lastend tief wie die Decke einer Gruft. Eolairs Satteltaschen waren vollgepackt mit sorgfältig gezeichneten Karten. In seinem Kopf drängten sich düstere Gedanken.
    Er wusste, dass es sinnlos war, sich selbst vorzulügen, das Land leide nur unter einer Periode für die Jahreszeit ungewöhnlichen Wetters. Was sich über Osten Ard gelegt hatte, war wie eine böse Krankheit. Vielleicht waren Prinz Josua und das Schwert seines Vaters wirklich in etwas verstrickt, das größer war als die Kriege der Menschen.
    Jäh fielen dem Grafen von Nad Mullach die Worte ein, die er vor einem Jahr selbst an der Großen Tafel des Königs geäußert hatte – Götter von Himmel und Erde, waren diese vergleichsweise friedlichen Tage nicht schon ein ganzes Leben her! » Böses ist erwacht«, hatte er damals den versammelten Rittern gesagt. » Es sind nicht nur Räuber , die Reisende überfallen und einsam wohnende Bauern verschwinden lassen. Die Völker des Nordens fürchten sich …«
    Nicht nur Räuber … Eolair ärgerte sich über sich selbst. Er war so mit den alltäglichen Fragen beschäftigt gewesen, die den Überlebenskampf seines Volkes begleiteten, dass er seine eigene Warnung nicht beachtet hatte. Es gab tatsächlich größere Bedrohungen als Skali von Kaldskryke und sein Heer von Halsabschneidern.
    Eolair hatte die Erzählungen von Menschen gehört, die den Untergang Naglimunds überlebt hatten, wirre Berichte über ein von Elias, dem Hochkönig, herbeigerufenes Geisterheer. Seit seiner Kindheit kannte Eolair jene Märchen von den Weißfüchsen: Dämonen, die in den schwärzesten, kältesten Gefilden des äußersten Nordens hausten, über die Menschheit hereinbrachen wie eine Seuche und plötzlich wieder verschwanden. Das ganze letzte Jahr über hatten die Bewohner der Frostmark nachts am Feuer von solchen bleichen Dämonen gewispert. Was für ein Narr war er doch gewesen, die Wahrheit hinter diesen Geschichten nicht zu erkennen – ausgerechnet er, der an der Großen Tafel genau davon gesprochen hatte!
    Aber was bedeutete das alles? Wenn sie wirklich an dieser Auseinandersetzungbeteiligt waren, wieso stellten Wesen wie die Weißfüchse sich auf die Seite von Elias ? Konnte es etwas mit diesem Ungeheuer von Priester, Pryrates, zu tun haben?
    Der Graf von Nad Mullach seufzte und bog sich weit zur Seite, um seinem Pferd zu helfen, im Gleichgewicht zu bleiben, während sie einen tückischen Bergpfad hinabkletterten. Vielleicht hatte Maegwin in all ihrer Torheit doch recht gehabt, ihn mit dieser Aufgabe zu betrauen. Allerdings rechtfertigte das trotzdem die Art ihres Vorgehens nicht. Warum hatte sie ihn in der unterirdischen Stadt so schlecht behandelt, nach allem, was er für ihre Familie getan hatte, er, der ihrem Vater König Lluth so treu ergeben gewesen war ? Ihre schreckliche, ungewohnte Situation mochte eine Erklärung für so viel Unfreundlichkeit sein; eine Entschuldigung war sie nicht.
    Auch diese Gedankenlosigkeit gehörte zu den neuen, sonderbaren Veränderungen in Maegwins Verhalten, die letzte von vielen. Eolair hatte große Angst um sie und wusste doch nicht, wie er ihr helfen sollte. Sie verachtete seine Fürsorglichkeit und schien ihn für kaum besser als irgendeinen durchtriebenen Höfling zu halten – ihn, Eolair, der Falschheit hasste und nur im treuen Dienst an ihrem Vater widerwillig davon Gebrauch gemacht hatte. Als er ihr beistehen wollte, hatte sie ihn beleidigt und sich von ihm abgewandt. Er konnte nur zusehen, wie sie immer kränker wurde, so wie das ganze Land erkrankte, und wie sich in ihrem Kopf sonderbare Wahnvorstellungen einnisteten. Ändern konnte er nichts.
    Zwei Tage brauchte Eolair, um durch die stillen Täler des Grianspog in die Ebene hinunterzureiten, und nur seine eigenen kalten Gedanken leisteten ihm Gesellschaft.
    Es war verblüffend, mit welcher Geschwindigkeit Skali seine Besetzung von Hernystir zu einem

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