Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
ihn nun aus Pelippas Schüssel hinauswarf, hätte er auch gegenüber Morgenes versagt, der ihn ausdrücklich gebeten hatte, in dieser Herberge zu bleiben, bis man ihn brauchte.
    Tiamak schickte ein kurzes Stoßgebet um Geduld an Ihn-der-stets-auf-Sand-tritt. Wenn es Dinivan und Morgenes so wichtig war, dass er sich an einem Ort wie diesem aufhielt, warum schickten sie ihm dann nicht wenigstens das Geld dafür? Er holte tief Atem, so widerwärtig war es ihm, sich vor diesem rotgesichtigen Weib zu erniedrigen.
    »Es hat keinen Sinn, sich zu streiten, gute Frau«, meinte er. »Ich warte immer noch darauf, dass mein Freund kommt und neues Gold bringt.« Er rang sich ein Lächeln ab. »Bis dahin denke ich, dass von meinen beiden Gold-Imperatoren noch einiges übrig sein müsste. Gewiss kann noch nicht alles verbraucht sein! Wenn ich gehen muss, wird jemand anderes daran verdienen, dass er meinem Freund und mir seine besten Räume zur Verfügung stellt.«
    Sie musterte ihn einen Augenblick und wog dabei den Vorteil, ihn sofort loszuwerden, gegen die Möglichkeiten ab, noch mehr Geld aus ihm herauszupressen. »Na schön«, sagte sie unwillig, »vielleichtlasse ich dich aus reiner Gutherzigkeit noch drei Tage hier wohnen. Aber ohne Essen. Entweder treibst du noch ein paar Münzen auf, oder du versorgst dich selber. Ich decke meinen Gästen üppig den Tisch und kann es mir nicht leisten, Leute wie dich umsonst durchzufüttern.«
    Tiamak wusste, dass der üppig gedeckte Tisch vornehmlich aus dünner Suppe und trockenem Brot bestand, aber auch, dass karge Mahlzeiten besser waren als gar keine. Irgendwie würde er sich ernähren müssen. Zwar war er daran gewöhnt, lange Zeit mit wenig Verpflegung auszukommen, aber von den Wunden am Bein und der daraus folgenden Krankheit war er immer noch geschwächt. Mit welcher Befriedigung hätte er das höhnische Gesicht dieser Vettel mit einem Schleuderstein bekannt gemacht!
    »Ganz recht, gute Frau«, antwortete er zähneknirschend.
    »Meine Freunde sagen immer, ich sei viel zu gut.«
    Charystra stolzierte in den Schankraum zurück. Tiamak zog sich die stinkende Decke über den Kopf und sann über seine elende Lage nach.
    Tiamak lag schlaflos im Dunkeln. In seinem Kopf drehte es sich, aber er fand keinen Ausweg aus seinen Schwierigkeiten. Er konnte kaum laufen. Mittellos war er an einem fremden Ort unter räuberischen Trockenländern gestrandet. Wie es schien, hatten Sie-die-wachen-und-formen sich gegen ihn verschworen.
    Der alte Ceallio grunzte im Schlaf und rollte auf die andere Seite. Sein langer Arm schlug hart gegen Tiamaks Gesicht. Schmerzlich getroffen stöhnte der Wranna auf und setzte sich hin. Sinnlos, sich über den alten Trottel zu ärgern; Ceallio war genauso unschuldig an ihrer unangenehm engen Zweisamkeit wie Tiamak selbst. Der Wranna hatte sich schon gefragt, ob es Ceallio etwas ausmachte, das Bett mit ihm teilen zu müssen, aber eigentlich glaubte er nicht daran. Der fröhliche Alte war arglos wie ein Kind. Er schien alles, was ihm widerfuhr – Schläge, Tritte und Flüche eingeschlossen –, als Schicksalsfügung hinzunehmen, unerklärlich und unausweichlich wie ein Gewitter.
    Beim Gedanken an Gewitter fing Tiamak an zu zittern. Das drohende Unwetter, das die Luft über dem Wran und der ganzen Südküsteso heiß und klebrig wie dicke Brühe gemacht hatte, war endlich über sie hereingebrochen und hatte Kwanitupul mit für die Jahreszeit höchst ungewöhnlichen Regenfluten überschwemmt. Die sonst so stillen Kanäle waren aufgewühlt und unberechenbar. Die meisten Schiffe lagen vor Anker, und die Geschäfte der blühenden Hafenstadt stagnierten. Der schwere Sturm hatte auch den Strom neuer Besucher fast abgeschnitten, ein weiterer Grund für Charystras Verdrießlichkeit.
    Heute Abend hatte der Regen zum ersten Mal seit Tagen aufgehört. Nicht lange, nachdem Tiamak in sein notdürftiges Bett gekrochen war, verstummte plötzlich das stetige Prasseln auf dem Dach. Die Stille war so tief, dass sie ihm fast in den Ohren dröhnte. Vielleicht, dachte Tiamak, war es dieses ungewohnte Schweigen, das ihn nicht schlafen ließ.
    Er versuchte von neuem, die Decke enger um sich zu ziehen; aber der Alte neben ihm hatte den ganzen Deckenhaufen mit eiserner Faust an sich gerissen. Trotz seines vorgerückten Alters schien der Narr erheblich kräftiger zu sein als Tiamak, der auch vor seiner unglückseligen Auseinandersetzung mit dem Krokodil nie besonders robust gewesen war, nicht einmal

Weitere Kostenlose Bücher