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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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kein einziges Wort.

    Sinetris der Fischer musterte den Mann vom Kopf bis zu den Füßen. Der Fremde war einen ganzen Kopf größer als er, breit wie ein Scheunentor und klatschnass vom Regen, der auf das Dach des Bootsschuppens hämmerte. Sinetris wog die Vor- und Nachteile ab, die damit verbunden waren, dass er sich langsam an dem Mann vorbeidrückte, bis er draußen vor seinem kleinen Unterstand mit ihm sprechen konnte. Die Nachteile eines solchen Planes lagen auf der Hand. Heute war ein Tag, der selbst die Kühnsten am Feuer zittern und Gott für ein Dach über dem Kopf danken ließ. Außerdem gehörte der Schuppen Sinetris, und es war mehr als ungerecht, dass er ihn verlassen sollte, damit der Fremde drinnen knurren und schäumen und die ganze Luft verbrauchen konnte, während er dem Sturm ausgesetzt war.
    Andererseits waren die Vorteile ebenso offensichtlich. Wenn er draußen war, konnte Sinetris um sein Leben rennen, falls dieser schnaubende Irre am Ende mordlustig wurde.
    »Ich weiß nicht, was Ihr von mir wollt, Vater. Heute fahren keine Boote aus. Ihr seht doch selbst, wie es ist.« Sinetris deutete auf den starken Regen, der durch die Gewalt des Windes fast seitwärts durch die Luft getrieben wurde, doch der fromme Mann starrte ihn nur wütend an. Der riesenhafte Mönch – wenn er wirklich einer war – hatte ein ganz rotes und fleckiges Gesicht bekommen, und seine Augenbrauen zuckten. Eigenartig, dachte Sinetris, der Mann schien sich einen Bart wachsen lassen zu wollen; selbst für eine Reisewoche ohne Rasierzeug waren die Stoppeln zu lang. Soweit der Fischer wusste, trugen jedoch ädonitische Mönche keinen Bart.Andererseits war dieser hier dem Akzent nach irgendein Barbar aus dem Norden, ein Rimmersmann vielleicht oder etwas Ähnliches, und Sinetris traute allen, die jenseits des Gleniwentflusses das Licht der Welt erblickt hatten, so ziemlich jede Abartigkeit zu. Beim Anblick des struppigen Bartes, unter dem die aufgesprungene, rosige Haut glänzte, wurde das ungute Gefühl, das der Mönch ihm einflößte, nur noch stärker. Unzweifelhaft handelte es sich um einen Mann, dem man besser aus dem Weg ging.
    »Ich glaube nicht, dass du mich richtig verstehst, Fischer«, zischte der Mönch, beugte sich zu ihm und kniff auf wahrhaft furchterregende Weise die Augen zusammen. »Ich bin fast durch die Hölle gegangen, um hierher zu kommen. Man hat mir mitgeteilt, du seist der Einzige, der bei so schlechtem Wetter ausfährt, und auch nur deshalb, weil du dich dafür unanständig hoch bezahlen lässt .« Eine kräftige Pranke legte sich um Sinetris’ Arm, und er quiekte entsetzt auf. »Nun, das ist großartig. Betrüge und beraube mich, das ist mir gleich. Aber ich muss die Küste hinunter nach Kwanitupul, und ich habe es satt, herumzulaufen und die Leute zu bitten, mich dorthin zu bringen. Verstehst du nun?«
    »A-aber Ihr könntet doch den L-landw-weg nehmen!«, fiepte Sinetris. »Das ist kein Wetter, bei dem man aufs Wasser geht …«
    »Und wie lange würde ich für den Landweg brauchen?«
    »Einen Tag! Vielleicht zwei! Nicht lang!«
    Der Griff des Mönches um Sinetris’ Arm wurde grausam fest.
    »Du lügst, Wicht. Bei diesem Wetter und dem sumpfigen Boden wäre ich gut und gern vierzehn Tage unterwegs. Aber du würdest dich freuen, wenn ich es versuchte, wie? Hoffst, ich würde losgehen und irgendwo im Schlamm stecken bleiben?« Über das breite Gesicht des Mönches flackerte ein unangenehmes Grinsen.
    »Nein, Vater! Nein! Das würde ich einem heiligen Mann nie wünschen!«
    »Ist es dann nicht sonderbar, wenn mir die anderen Fischer erzählen, dass du jeden betrügst, auch Mönche und Priester dutzendweise ! Gut, du sollst die Möglichkeit haben, einem Gottesmann zu helfen und dafür gerecht und sogar mehr als reichlich bezahlt werden.«
    Sinetris verblüffte sogar sich selbst, als er in Tränen ausbrach,»Aber Eure Erhabenheit! Bei diesem Wetter können wir uns wirklich nicht hinauswagen!« Noch während er sprach, wurde ihm klar, dass er zum ersten Mal im Leben die Wahrheit sagte und nicht nur den Preis in die Höhe zu treiben versuchte. Sein bittender Ton bekam einen noch verzweifelteren Klang. »Wir werden ertrinken – Ihr, Gottes heiligster Priester, und ich, der arme Sinetris, ein hart arbeitender Gatte, Vater von sieben lieblichen Kindern!«
    »Du hast keine Kinder, und die Frau, die dich vielleicht einmal heiratet, ist zu bedauern. Ich sagte dir doch, dass ich mit den anderen Fischern gesprochen

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