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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Schritte und schüttelte sich den Schnee vom Mantel. »Jetzt, Niku’a. Ruf deine Brüder und Schwestern. Heule die Meute zusammen! Es ist Zeit für die letzte Jagd.«
    Zitternd vor Erregung sprang Niku’a auf. Als hätte es jedes Wort Ingen Jeggers verstanden, trottete das riesige Tier in die Mitte der Lichtung. Dort setzte es sich auf die Hinterbeine und reckte die Schnauze zum Himmel. Die kraftvollen Halsmuskeln spannten sich, und warfen ein hustendes Heulen in die Nacht. Noch während das erste Echo verhallte, ertönte Niku’as durchdringende Stimme von neuem, so abgehackt und bellend, dass die Äste an den Bäumen bebten.
    Sie warteten. Ingen Jeggers Hand lag auf dem Kopf des Hundes. Zeit verging. Niku’as trübe weiße Augen schimmerten im Mondlicht, das durch die Bäume glitt. In der kältesten Stunde der Nacht hörte man fern im Wind das leise Rufen der Hunde.
    Immer lauter wurde das Gebell, bis es den ganzen Forst erfüllte. Ein Heer weißer Wesen tauchte aus dem Dunkel auf; sie huschten auf die Lichtung wie weiße Gespenster. Überall zwischen den Baumwurzeln drängten sich die Hunde von Sturmspitze, und ihre schmalen Haifischmäuler witterten und schnüffelten. Sternenlicht schien auf die mit Blut und Geifer beschmierten Köpfe. Niku’a sprang schnappend und knurrend mitten unter sie, bis endlich die ganze Meute mit hechelnden roten Zungen um Ingen Jegger herum im Schnee hockte oder lag.
    Gelassen sah der Jäger der Königin auf seine seltsame Gemeinde und nahm dann den Helm mit dem zähnefletschenden Hundegesicht vom Boden auf.
    »Zu lange schon seid ihr frei umhergestreift«, zischte er, »habt dieWaldränder heimgesucht, kleine Kinder wie Welpen verschleppt, törichte Reisende aus reiner Jagdlust zu Tode gehetzt. Jetzt ist euer Meister zurückgekehrt, und ihr müsst tun, wozu ihr bestimmt seid.« Die milchigen Augen folgten ihm, als er zu seinem Pferd ging, das mit übernatürlicher Geduld unter der Tanne wartete. »Diesmal aber werde ich euch führen. Es ist eine Jagd wie keine andere, und nur Ingen allein kennt die Witterung.« Er schwang sich in den Sattel. »Lauft lautlos.« Er setzte den Helm auf den Kopf. »Wir bringen den Feinden der Königin den Tod.«
    Von den Hunden kam ein leises Grollen, als sie aufstanden und sich zur Meute sammelten. In wilder Lust rieben sie sich aneinander und schnappten nach Gesichtern und Schwänzen. Ingen spornte sein Pferd. Noch einmal sah er sich um. »Mir nach!«, rief er. »Mir nach zu Tod und Blut!«
    Schon hatte er die Lichtung hinter sich gelassen. Die Meute folgte ihm. Stumm rannte sie dahin, still und weiß wie der fallende Schnee.

    In seinen Mantel gehüllt hockte Isgrimnur im Bug des kleinen Bootes und sah dem untersetzten Sinetris beim Rudern und Jammern zu. Der Herzog zeigte eine Miene verbissener Geistesabwesenheit, teils, weil er die Gesellschaft des Bootsbesitzers äußerst widerwärtig fand, hauptsächlich aber, weil ihm selbst alle Boote zutiefst verhasst waren, besonders so kleine wie das, auf dem er zur Zeit gefangen saß. In einem Punkt hatte Sinetris tatsächlich die Wahrheit gesagt: Es war wirklich kein Wetter für Schiffsreisen. Ein gewaltiger Sturm fegte über die gesamte Länge der Küste. Die aufgewühlten Wogen in der Bucht von Firannos drohten ständig, das Boot zum Kentern zu bringen, und Sinetris hatte nicht aufgehört zu stöhnen, seit ihr Fahrzeug vor einer Woche, gut neunzig Meilen weiter nördlich, die Fahrt aufgenommen hatte.
    Der Herzog musste zugeben, dass Sinetris ein geschickter Bootsführer war, nicht zuletzt, weil es um sein eigenes Leben ging. Unter widrigsten Bedingungen hatte der Mann aus Nabban seine Nussschalewacker vorangebracht. Wenn er nur mit seinem Gejammer aufhören würde! Isgrimnur war über die Umstände dieser Reise auch nicht glücklicher als Sinetris, aber er wollte in den schwärzesten Kreis der Hölle verbannt werden, wenn er sich zum Narren machte und es zeigte.
    »Wie weit noch nach Kwanitupul?«, brüllte er durch den Lärm von Wind und Wellen.
    »Einen halben Tag, Meister Mönch!«, schrie Sinetris zurück. Seine Augen waren gerötet und tränten. »Wir werden bald Rast machen und schlafen, dann können wir morgen Mittag da sein.«
    »Schlafen!«, donnerte Isgrimnur. »Bist du verrückt? Es ist ja noch nicht einmal dunkel! Außerdem wirst du dann nur wieder versuchen, dich heimlich davonzustehlen, und dieses Mal werde ich nicht mehr so barmherzig sein. Wenn du mit dem albernen Selbstmitleid

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