Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
auf die Ruderbank legte. Dann trat er auf die unterste Stufe. »Hier ist deine Diebesbeute von Bezahlung, wie ich es versprochen habe. Und dazu habe ich noch einen Vorschlag, wie du deinen Abend verbringen solltest.«
    Sinetris beäugte ihn wachsam. »Nämlich?«
    Isgrimnur zog seine Brauen zu einem drohenden Strich zusammen. »Verbringe ihn damit, dafür zu sorgen, dass ich dich nie wiedersehe. Denn wenn das der Fall sein sollte«, er hob die behaarte Faust, »dann werde ich deine Augäpfel in deinem Spitzkopf herumrollen lassen wie Glaskugeln. Verstanden?«
    Sofort ließ Sinetris die Ruderblätter sinken und stieß das Boot vom Ufer ab. Isgrimnur musste hastig den anderen Fuß auf die Treppe setzen. »So also behandelt ihr Mönche einen Mann wie Sinetris, der für Euch das Letzte gegeben hat?«, fragte der Bootsführer empört und blähte die magere Brust wie ein balzender Täuber. »Kein Wunder, dass der Ruf der Kirche so schlecht geworden ist. Bärtiger Barbar!« Laut spritzend ruderte er den dunklen Kanal hinunter.
    Isgrimnur lachte roh und stapfte die Stufen zur Herberge hinauf.Nach einer Reihe von unruhigen Nächten im Grasland – Nächten, in denen er scharf auf den verräterischen Sinetris hatte aufpassen müssen, der mehrfach versucht hatte, sich davonzuschleichen und Isgrimnur an der öden, windigen Küste der Bucht von Firannos zurückzulassen – schlief der Herzog von Elvritshalla sich erst einmal richtig aus. Er blieb im Bett liegen, bis die Sonne hoch am Himmel stand, und ließ den Tag mit einer Männerportion Brot und Honig beginnen, heruntergespült mit einem ordentlichen Humpen Bier. Es war fast Mittag, als er sich vom Wirt der Herberge den Weg zu Pelippas Schüssel erklären ließ und sich wieder auf die verregneten Kanäle wagte. Diesmal führte ein Wranna das Boot. Trotz des beißenden Windes trug er nur ein Lendentuch und einen breitrandigen Hut, von dessen Band eine rote, durchnässte Feder herunterhing. Sein verdrossenes Schweigen war gegenüber Sinetris’ unablässigem Gequengel eine willkommene Abwechslung. Isgrimnur lehnte sich zurück, strich sich über seinen frischgewachsenen Bart und genoss die durchweichten Sehenswürdigkeiten von Kwanitupul, einer Stadt, in der er viele Jahre nicht mehr gewesen war.
    Das Unwetter hatte den Handel sichtlich gelähmt. Wenn sich die Dinge seit seinem letzten Aufenthalt nicht grundlegend geändert hätten, müssten jetzt am Mittag viel mehr Boote auf dem Wasser sein und weit größere Menschenmengen durch Kwanitupuls exotische Gassen schlendern. Doch alle, die überhaupt unterwegs waren, schienen es eilig zu haben, ans Ziel zu kommen. Selbst die wenigen von Kanalboot zu Kanalboot gerufenen Begrüßungen und Herausforderungen, sonst fast ein Ritual, klangen ungewöhnlich gedämpft. Es war, als hätten der Schnee, der überall auf den hölzernen Stegen schmolz, und die vom Wind umhergewirbelten Graupeln, die schmerzhaft auf unbekleidete Arme und Beine prasselten, die Einwohner wie Insekten fast bis zur Unbeweglichkeit erstarren lassen.
    Hier und da unter der spärlichen Menge erkannte Isgrimnur kleine Gruppen von Feuertänzern, jenen verrückten Sektierern, die durch ihre Selbstopferungen bekannt geworden waren. Seit seiner ersten Ankunft in Nabban war dem Herzog ihr Anblick vertraut. Die Büßer standen, unbekümmert um die Kälte und mit wildemBlick, an belebten Kanalkreuzungen und verkündeten laut schreiend das Lob ihres dunklen Herrn, des Sturmkönigs. Isgrimnur fragte sich, woher sie den Namen hatten. Früher hatte man ihn südlich der Frostmark nie gehört, nicht einmal in Gruselgeschichten für Kinder. Er wusste, dass das kein Zufall war, aber trotzdem ließ ihn die Frage nicht los, ob diese vermummten Wahnsinnigen vielleicht doch im Sold von Leuten wie etwa Pryrates standen oder ob es sich bei ihnen um echte Visionäre handelte. Jedenfalls mochte das Ende, das sie voraussahen, durchaus zutreffen.
    Isgrimnur schauderte bei dem Gedanken und schlug einen Baum auf seiner Brust. Schwarze Zeiten waren das. Im Übrigen schienen die Feuertänzer heute bei allem Geschrei auf ihr bekanntes Kunststück, sich selbst in Brand zu stecken, verzichten zu wollen. Der Herzog lächelte bissig. Vielleicht war es zu feucht dafür.
    Endlich hielt der Bootsmann vor einem wenig vertrauenerweckenden Gebäude im Lagerhausviertel, weit entfernt von den wichtigsten Handelsplätzen. Als Isgrimnur bezahlt hatte, nahm der kleine dunkle Mann seinen Bootshaken und zog die

Weitere Kostenlose Bücher