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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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sich in wilde Inbrunst. Er fühlte, wie jähe Kraft ihn durchflutete. Endlich! Er ließ den Stein auf Ingen Jeggers Kopf niedersausen, einmal, zweimal und immer wieder, als sei er von Sinnen, bis er von dem Leichnam wegzogen wurde und in seine eigene rote Finsternis fiel.
    Khendraja’aro brachte ihn zu Jiriki. Wie alle anderen Bewohner von Jao é-Tinukai’i war der Onkel des Prinzen in dunkles Trauergrau gekleidet. Auch Simon trug ein Hemd und Hosen in dieser Farbe, die ihm am Tage nach dem Brand im Yásira eine sehr still gewordene Aditu gegeben hatte.
    Jiriki hielt sich in einem Haus auf, das nicht sein eigenes war, einer Wohnstätte aus rosenroten, gelben und lichtbraunen Rundzelten, die Simon an riesige Bienenkörbe erinnerten. Die Sitha, die dort wohnte, war eine Heilerin, hatte Aditu ihm erzählt. Sie kümmerte sich darum, dass Jirikis Verbrennungen richtig behandelt wurden.
    Khendraja’aro, dessen Gesicht einer steifen, schweren Maske glich, ließ Simon am windgepeitschten Eingang stehen und verschwand wortlos. Wie Aditu es ihm erklärt hatte, trat Simon ein und fand sich in einem verdunkelten Raum mit einer einzigen matten Kugel auf hölzernem Ständer als Beleuchtung. Jiriki lag etwas erhöht in einem großen Bett, die mit seidenweichen Stoffstreifen verbundenen Hände auf der Brust. Das Gesicht des Sitha glänzte von einer öligen Salbe, die seine unirdische Erscheinung nur noch unterstrich. Seine Haut war an vielen Stellen geschwärzt und ein Teil seines Haares abgesengt. Trotzdem stellte Simon erleichtert fest, dass der Prinz nicht allzu schlimm verletzt schien.
    »Seoman«, sagte Jiriki und zeigte ein schwaches Lächeln.
    »Wie geht es Euch?«, erkundigte Simon sich schüchtern. »Habt Ihr Schmerzen?«
    Der Prinz schüttelte den Kopf. »Ich leide nicht sehr – nicht unter den Verbrennungen, Seoman. Meine Familie ist aus härterem Holz geschnitzt – erinnere dich an unsere erste Begegnung.« Jiriki betrachtete ihn von Kopf bis Füßen. »Und wie sieht es mit deiner eigenen Gesundheit aus?«
    »Mir geht es gut«, erwiderte Simon verlegen. Er hielt inne. »Es tut mir so schrecklich leid.« Angesichts der Gelassenheit Jirikis schämte er sich seines eigenen tierischen Wesens, schämte sich, vor aller Augen zur brüllenden Bestie geworden zu sein. In den letzten Tagen hatte der Gedanke daran schwer auf ihm gelastet. »Es war alles meine Schuld.«
    Jiriki hob hastig die Hand und ließ sie sofort vorsichtig wieder sinken, wobei er sich nur eine winzige Grimasse des Schmerzes gestattete. »Nein, Seoman, nein. Du hast nichts getan, für das du dich entschuldigen müsstest. Es war ein Tag des Schreckens, und du hast schon zu viel Schreckliches erlebt.«
    »Das ist es nicht«, entgegnete Simon traurig. »Ich meine, dass er mir gefolgt ist! Ingen Jegger hat gesagt, er sei mir nachgegangen, um Erste Großmutter zu finden. Ich habe ihren Mörder zu ihr geführt.«
    »Nein. Das war lange geplant, Seoman. Glaub mir, nicht einmal die Rote Hand kann so ohne weiteres einen ihrer Diener in die Festung von Jao é-Tinukai’i schicken, wenn auch nur für eine so kurze Zeit. Noch ist Ineluki nicht stark genug. Nein, es war ein sorgfältig überlegter Angriff, der viele Vorarbeiten erforderte. Sowohl Utuk’ku als auch den Sturmkönig muss es viel Kraft gekostet haben.
    Hältst du es für einen Zufall, dass Erste Großmutter gerade in dem Augenblick von Utuk’ku zum Schweigen gebracht wurde, als sie uns von Inelukis Plan erzählen wollte? Ein großer Zauber war notwendig, damit das Rote-Hand-Wesen zu diesem Zeitpunkt bei uns eindringen konnte. Und denkst du, Ingen der Jäger sei nur zufällig durch den Wald gestreift und habe sich plötzlich dazu entschlossen, Amerasu die Schiffgeborene zu ermorden ? Nein, und ich glaube es auch nicht. Gewiss ist es möglich, dass er über deine Spur gestolpert ist, bevor Aditu dich zu uns brachte. Ingen Jegger war kein Dummkopf, und es fiel ihm weit leichter, einem Sterblichen zu folgen als einem von uns; aber früher oder später hätte er auch sonst den Weg nach Jao é-Tinukai’i gefunden. Wer weiß, wie lange er vor dem Sommertor, als er es erst entdeckt hatte, darauf gewartet hat, dass seine Herrin ihn im richtigen Augenblick auf ihre Feinde hetzte. Es war ein Schlachtplan, Seoman, präzise und verzweifelt.Sie müssen die Weisheit von Erster Großmutter sehr gefürchtet haben.«
    Jiriki hob seine verbundene Hand und berührte einen Moment seine Stirn. »Gib dir nicht die Schuld an

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