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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Eurem Onkel Herzog Leobardis zu sprechen. Das konnte ich nicht zulassen. Ihr wisst, dass Leobardis tot ist?«
    »Streáwe hat es mir gesagt.« Sie stand auf und nahm vom Teller einen Pfirsich. Nachdem sie einen Augenblick überlegt hatte, brach sie sich ein neues Stück Käse ab.
    »Aber wusstet Ihr, dass Leobardis durch Verrat starb? Durch die Hand seines eigenen Sohnes?«
    »Benigaris?« Sie konnte es nicht fassen. »Aber er hat doch die Nachfolge des Herzogs angetreten! Hat denn der Adel keinen Widerstand geleistet?«
    »Nicht alle wissen von seinem Verrat, auch wenn überall davon gemunkelt wird. Außerdem unterstützt ihn seine Mutter Nessalanta, obwohl ich sicher bin, dass sie zumindest einen Verdacht hegt.«
    »Aber wenn Ihr es wisst, warum handelt Ihr nicht? Warum hat der Lektor nichts unternommen?«
    Dinivan senkte mit schmerzlicher Miene den Kopf. »Weil das zu den Dingen gehört, die ich ihm nicht gesagt habe. Allerdings bin ich überzeugt, dass er die Gerüchte kennt.«
    Miriamel stellte ihren Teller auf das Bett. »Elysia, Mutter Gottes! Warum habt Ihr ihm nichts erzählt, Dinivan?«
    »Weil ich es weder beweisen noch die Quelle meines Wissens preisgeben kann. Und ohne Beweise kann er nicht das Geringste ausrichten, Herrin, es sei denn eine jetzt schon verfahrene Situation endgültig ruinieren. Wir haben noch andere ernste Probleme in Nabban, Prinzessin.«
    »Bitte.« Sie machte eine ungeduldige Handbewegung. »Hier sitze ich in einer Mönchskutte, trage das Haar wie ein Knabe und habe außer Euch – zumindest scheint es so – nur Feinde. Nennt mich Miriamel und erzählt mir, was in Nabban vorgeht.«
    »Ich werde Euch einiges berichten, aber der größte Teil muss noch warten. Ich habe meine Pflichten als Sekretär nicht völlig vernachlässigt: Mein Gebieter, der Lektor, möchte, dass Ihr ihn in der Sancellanischen Ädonitis aufsucht, und wir werden unterwegs viel Zeit zum Reden haben.« Er schüttelte den Kopf. »Für jetzt müsst Ihr wissen, dass die Menschen unzufrieden und die Unglückspropheten in den Straßen Nabbans, die man früher verachtet hat, nun in den Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit gerückt sind.« Er beugte sich vor, starrte auf seine großen Hände und suchte nach Worten.
    »Die Menschen haben das Gefühl, dass ein Schatten auf ihrem Land liegt. Obwohl sie keinen Namen dafür haben, verdunkelt er doch ihre Welt. Leobardis’ Tod – und Euer Onkel, Miriamel, wurde sehr geliebt – hat seine Untertanen zutiefst erschüttert; aber was sie ernstlich in Angst versetzt, ist ein Gerücht – das Gerücht, dass im Norden etwas heranwächst, das schlimmer ist als Krieg, übler als alle Händel zwischen Fürsten.«
    Dinivan erhob sich und stieß die Tür weit auf, um die Seeluft hereinzulassen. Das Meer zu seinen Füßen war flach und glänzend. »Die Propheten sagen, dass eine Macht sich erhebt, die den heiligen Usires Ädon und die Könige der Menschen in den Staub treten wird. Auf den öffentlichen Plätzen rufen sie, dass jedermann sich bereitmachensoll, einem neuen Herrscher zu huldigen, dem rechtmäßigen Gebieter von Osten Ard.«
    Er kam zurück und blieb vor Miriamel stehen. Jetzt konnte sie die Anzeichen großer Sorge in seinen Zügen erkennen. »An manchen dunklen Orten wispert man sogar einen Namen, den Namen dieser Geißel, die immer näher kommt. Man raunt vom Sturmkönig.«
    Miriamel stieß einen tiefen Seufzer aus. Nicht einmal die grelle Mittagssonne konnte die Schatten vertreiben, die sich in das Turmzimmer hineinzudrängen schienen.
    »In Naglimund haben sie darüber gesprochen«, erklärte Miriamel später, als sie draußen auf dem Umgang standen und auf das Wasser hinausblickten. »Der alte Mann, Jarnauga, schien ebenfalls zu glauben, das Ende der Welt stehe bevor, allerdings habe ich nicht alles gehört.« Sie drehte sich zu Dinivan um, heißen Gram im schmalen Gesicht. »Sie verschweigen mir Dinge, weil ich ein Mädchen bin. Das ist unrecht – ich bin klüger als die meisten Männer, die ich kenne.«
    Dinivan lächelte nicht. »Ich zweifle nicht daran, Miriamel. Ich denke sogar, Ihr solltet Euch eine größere Herausforderung suchen, als nur die Männer an Klugheit zu übertreffen.«
    »Aber ich habe Naglimund verlassen, um etwas zu tun«, fuhr sie traurig fort. »Ha! Schlau von mir, wie? Ich dachte, ich könnte Leobardis dazu bringen, sich auf die Seite meines Onkels zu stellen; aber das hatte er schon getan. Und dann wurde er getötet. Was also hatte Josua

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