Der Adler ist entkommen
Fliegerkombination, in der Dornier und hatte seinen Gepäcksack neben sich liegen. Der Funker der Maschine kam zu ihm. »Ich habe hier eine Nachricht für Sie. Da scheint sich jemand einen schlechten Scherz zu erlauben.«
»Lesen Sie vor.«
»Es heißt hier nur ›break a leg‹. Was soll das heißen? Sie sollen sich ein Bein brechen?«
Devlin lachte. »Wissen Sie, um das zu verstehen, müßten Sie Engländer oder zumindest Schauspieler sein.«
Die Dornier kam gut voran, und es war gerade zwei Uhr morgens, als Devlin aus fünftausend Fuß Höhe absprang. Wie bei seinem letzten Einsatz hatte er sich für das County Monaghan entschieden. Es war eine Gegend, die er sehr gut kannte und von wo aus er es nicht weit hatte bis zur Grenze von Ulster.
Ein Gepäcksack hat für Fallschirmspringer eine besondere Bedeutung. Er baumelt gewöhnlich an einem Seil sechs bis sieben Meter unter ihm und schlägt zuerst auf dem Erdboden auf, eine nützliche Vorsichtsmaßnahme bei nächtlichen Absprüngen. In dieser Nacht war die Sichel des Mondes zu erkennen, was zusätzlich half. Devlin landete problemlos. Schnell hatte er seinen Koffer und einen Klappspaten sowie einen dunklen Regenmantel und einen Filzhut aus seinem Gepäcksack geholt. Er fand eine kleine Senke, grub ein Loch, legte den Sack, den Fallschirm und seine Fliegerkombination hinein, schaufelte das Loch zu und versenkte den Spaten in einem Tümpel in der Nähe.
Dann zog er Regenmantel und Hut an, öffnete den Koffer und holte die Brille heraus, die er zur Sicherheit zwischen seinen Sachen verstaut hatte. Unter der säuberlich zusammengefalteten Uniform lagen auch eine Koppel und ein Halfter mit einer .38er Smith & Wesson, der Waffe, die gewöhnlich von britischen Offizieren getragen wurde. Dazu gehörte eine Schachtel mit fünfzig Schuß Munition. Alles schien unversehrt zu sein. Er setzte die Brille auf und erhob sich.
»Heilige Muttergottes voller Gnaden, hier stehe ich, ein armer Sünder«, sagte er leise. »Steh mir bei«, und er schlug das Kreuzzeichen, griff nach seinem Koffer und ging los.
Für den, der sie kannte, stellte die Grenze von Ulster kein Problem dar. Er folgte einem System von Landstraßen und Feldwegen und gelangte gegen vier Uhr vierzehn nach Ulster und somit auf englischen Boden.
Und dann hatte er unglaubliches Glück. Ein Lastwagen fuhr an ihm vorbei, hielt an, und der Fahrer, ein Mann in den Sechzigern, schaute heraus. »Mein Gott, Father, was laufen Sie denn hier so früh am Morgen herum?«
»Ich will nach Armagh«, erklärte Devlin. »Um den Frühzug nach Belfast zu erwischen.«
»Das ist aber ein Zufall, denn ich fahre direkt zum Markt in
Belfast.«
»Gott segne Sie, mein Sohn«, sagt Devlin, stieg ein und machte es sich auf dem Beifahrersitz bequem.
»Ist doch selbstverständlich, Father«, meinte der Bauer, als sie losfuhren. »Und außerdem, wo kämen wir hin, wenn ein Priester noch nicht mal in Irland jemanden fände, der ihm hilft?«
Später an diesem Morgen, genau um zehn Uhr, klopfte Schellenberg an die Tür des Reichsführers und trat ein.
»Ja?« fragte Himmler. »Was gibt es?«
»Ich bekam soeben die Bestätigung aus Laville, Reichsführer, daß Devlin heute nacht gegen zwei Uhr über Irland abgesprungen ist.«
»Tatsächlich?« Himmler staunte. »Da haben Sie ja schnell gearbeitet, Brigadeführer. Meinen Glückwunsch.«
»Das ist natürlich noch keine Garantie für einen Erfolg, mein Reichsführer. Was seine sichere Landung betrifft, so können wir nur hoffen. Wie es jetzt in London weitergeht, ist ebenfalls noch nicht klar.«
»Es gibt übrigens eine Änderung in unseren Plänen«, sagte Himmler. »Die Konferenz in Belle Ile findet schon am fünfzehnten des Monats statt.«
»Aber, mein Reichsführer, dann bleibt uns nur eine Woche.«
»Nun ja, wir müssen uns nach dem Führer richten. Es steht uns nicht zu, seine Entscheidungen in Frage zu stellen. Aber ich weiß ja, daß Sie Ihr Bestes tun. Nur weiter so, General.«
Schellenberg ging hinaus, schloß die Tür hinter sich und war völlig verwirrt. »Verdammt noch mal, was führt dieser Kerl im Schilde?« murmelte er leise und kehrte in sein Büro zurück.
8
In Belfast war es für Devlin unmöglich, eine Fahrkarte für die Überfahrt nach Heysham in Lancashire zu ergattern. Es gab eine Warteliste, und auf der Strecke nach Glasgow war es nicht besser. Blieb nur noch Larne,
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